Ein Coach zwischen Land und Meer

Ein Coach zwischen Land und Meer

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
5 MIN

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Sie kann als Stützpfeiler der Bundeswehr angesehen werden – die Reserve. Denn sie hilft der aktiven Truppe, ihre Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehören die Landes- und Bündnisverteidigung, der Heimatschutz und das internationale Krisenmanagement. Auch bei der Führungsakademie der Bundeswehr sind Reservistinnen und Reservisten eingesetzt. In welchen Bereichen die Reservistendienstleistenden an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte in Deutschland arbeiten, mit welchen Herausforderungen sie sich tagtäglich auseinandersetzen und wie ihr Leben außerhalb der Bundeswehr aussieht, darüber berichten sie in unserer Serie: So auch Kapitän zur See Dr. Guido Panke aus dem Dezernat Persönlichkeitsentwicklung und Beratung.

Der Marineoffizier steht vor dem Eingang des Dezernats Persönlichkeitsentwicklung und Beratung an der Führungsakademie

Der Marineoffizier unterstützt als Coach das Dezernat Persönlichkeitsentwicklung und Beratung an der Führungsakademie der Bundeswehr

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Kapitän zur See Dr. Guido Panke wuchs in den sechziger und siebziger Jahren im vom Kalten Krieg geprägten Westberlin auf. Aufgrund seiner Überzeugung entschied er sich für den Soldatenberuf. „Alle fünf Minuten stieß man in dieser Stadt an die Mauer“, sagt er. In diesen Momenten wurde ihm die „Unfreiheit“, wie er es nennt, vor Augen geführt. Es war seine Motivation, 1981 in die Bundeswehr einzutreten. Berührungsängste mit der Truppe hatte er keine, im Gegenteil, da einige aus seiner Familie als zivile Angestellte für die französische Militärpolizei gearbeitet oder als Angehörige in den französischen Streitkräften gedient hatten, war ihm das militärische Leben von Beginn an vertraut.

Liebe zur See

 „Ich allerdings wollte zur See fahren“, betont er und so fiel seine Wahl auf die Marine. Nach einem Studium der Pädagogik an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU) wurde er dann allerdings erst einmal zum Offizier der Marinesicherungstruppe ausgebildet. Bevor es an Bord ging, diente er zunächst fernab vom Meer als Zugführer im Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung in Bonn. Anschließend konnte er sich seinen Wunsch verwirklichen. Auf einem Landungsboot im Landungsbootgeschwader in Kiel wurde er als Erster Wachoffizier und Navigationsoffizier eingesetzt. „Die kleine aber feine Besatzung arbeitete an einem gemeinsamen Ziel. Wir hatten auf See zahlreiche, richtig klasse Erlebnisse“, schwärmt der Marineoffizier noch heute vom Teamgeist an Bord des Landungsbootes. In den Jahren 1990 und 1991 konnte der ehemalige Berliner Zeitgeschichte nach dem Mauerfall, während einiger Seefahrten nach Warnemünde und Rügen, hautnah und greifbar erleben. Danach ging es für ihn allerdings wieder an Land. Als Kompaniechef in der Grundausbildung in Eckernförde endete zunächst seine militärische Karriere nach zwölf Jahren Verpflichtungszeit.

Das Bild zeigt Kapitän zur See Panke mit einer weiteren Person auf einem Segelboot auf See

Auch in der Freizeit zieht es den Marineoffizier aufs Meer

Foto: Privat

Promotion, Privatwirtschaft und Personalwesen

 „Die Marine habe ich mit einem wirklich weinenden Auge verlassen. Aber die Neugier auf die weite Welt da draußen war zu groß“, begründet der Reservist den Schritt in die Privatwirtschaft. Im Sommer 1993 heuerte er als Vorstandsassistent bei einem großen Versicherungsunternehmen in Hamburg an. 2000 wurde er von einem Finanzdienstleister nach Braunschweig abgeworben. Er wurde Mitglied der Geschäftsleitung und gestaltete mehrere Bereiche des Unternehmens grundlegend um. Auch hier beschäftigte sich Kapitän zur See Panke maßgeblich mit Personalmanagement sowie Veränderungs- und Zukunftsprojekten.

Coaching und Personalprojekte für Privatwirtschaft und Bundeswehr

Im Jahre 2009 reizte den Personalfachmann dann die Selbständigkeit. Die ehemalige Führungskraft hatte sich mittlerweile auch zum zertifizierten Coach weitergebildet und beriet nun Kunden aus der Industrie, Baustoffkonzerne, Anwaltskanzleien, NGOsNon-governmental organization und andere Unternehmen auch in nahezu sämtlichen Fragen des Personalmanagements. Darüber hinaus beriet und coachte er Führungskräfte aus der Privatwirtschaft, zivilen Organisationen und dem öffentlichen Dienst. Gleichwohl wollte er sein Wissen auch auf wissenschaftliche Füße stellen und promovierte an der HSU in der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften zum Dr. phil. Anschließend folgte er dem Ruf einer Versorgungskasse und leitete für zwei Jahre als Alleinvorstand die Fusion seines damaligen Hauses in eine andere größere Kasse. Danach setzte er seine Beratungstätigkeit, Coachings und Führungskräftetrainings fort und erweitere seine Expertise auch auf die Bundeswehr. Als Reservist diente er über die Jahre in zahlreichen Wehrübungen im Marinekommando, Verteidigungsministerium, an der Führungsakademie der Bundeswehr, im Bundesamt für das Personalmanagement sowie am Bildungszentrum der Bundeswehr.  

Das Bild zeigt Kapitän zur See Panke mit einem Kollegen am „Familienbrett“, einem Beratungsinstrument

Der erfahrende Coach verwendet auch das „Familienbrett“ bei seiner Beratung

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Als Reservist im Marinekommando und an der Führungsakademie

Seit 2018 engagiert sich Kapitän zur See Panke in zwei Bereichen bei der Bundeswehr in längeren Reservediensten. Beim Marinekommando in Rostock leitet er als militärischer Projektleiter das Personalprojekt „Wir sind Marine“. An der Führungsakademie in Hamburg, wo er vorher schon einige Male als Dozent tätig war, unterstützt er den Aufbau des Dezernats Persönlichkeitsentwicklung und Beratung. Seine Aufgabe: Mithilfe von Coaching-Methoden begleitet er gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern die individuelle Entfaltung von Kompetenzen sowohl von zivilen als auch militärischen Führungskräften. Dabei lässt der Personalexperte, Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft auch in seine Arbeit bei der Bundeswehr einfließen. „Unsere Arbeitswelt verändert sich. Der Stellenwert des Einzelnen nimmt zu, auch in den Streitkräften. Der Blick auf den Menschen ist maßgeblich.  Daher muss sich auch unser Führungsverhalten anpassen“, erläutert er. Ihn motivieren bei der Arbeit vor allem zwei Aspekte: „Mit den zukünftigen Spitzenführungskräften der Bundeswehr, ein Stück des Weges in einem guten und intensiven Austausch gemeinsam zu gehen. Darüber hinaus treibt ihn an, „sich in dem, was ich tue zu spiegeln und fortwährend persönlich wie professionell weiterzuentwickeln. Das hört eigentlich nie auf...“. So kann sich der 58-Jährige für die Zukunft gut vorstellen, auch langfristig „ohne ein festes Datum im Kopf und ohne gesetzliche Altersgrenzen im Gepäck“ in spannende Projekte und Aufgaben einzubringen.

Das Bild zeigt Kapitän zur See Panke vor einem Bildschirm und mit Headset bei einer Online-Beratung

Der Coach spricht über eine Online-Plattform mit einem Coachee

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Balance halten

Allerdings sollte bei aller Begeisterung über die Profession, natürlich auch das Private und die eigene Persönlichkeit nicht zu kurz kommen. „Die Balance zwischen Beruf, Familie und Freunden sowie dem eigenen „Ich“ zu halten, stellt für mich eine Lebensherausforderung dar“, betont der Marineoffizier und plädiert dafür, „sich immer wieder Zeit zu nehmen, um über die eigene Entwicklung nachzudenken.“ Apropos Familie: Der Reservist hat vier Söhne. Einer ist auch bei der Marine als Berufssoldat und teilt die Leidenschaft für das Meer, was den Vater freut. Wenn Beruf und Familie es erlauben, zieht es den Hobbysegler hinaus aufs Meer oder aber auch mit dem Gleitschirm in die Berge.“ Gegensätzliches unter einen Hut zu bekommen, das ist reizvoll und schafft Balance“, resümiert er.

Das Bild zeigt Kapitän zur See Panke bei einem Gleitschirmflug

Kapitän zur See Panke fliegt in seiner Freizeit auch Gleitschirm

Foto: Privat


von Eckhard Michel  E-Mail schreiben

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