Business-Anzug trifft auf Uniform
Business-Anzug trifft auf Uniform
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 3 MIN
„Am Ende des Tages muss geliefert werden, die Bundeswehr ist keine Wohlfahrtsorganisation. Die Ausrede: „Ich habe doch mein Bestes gegeben“, zählt nicht. Was zählt, ist der Erfolg!“ Einige Teilnehmende im Business-Anzug runzeln fragend die Stirn, eine junge Frau in Uniform nickt, als Brigadegeneral Frank Pieper, der neue Direktor Strategie & Fakultäten, seine Führungsprinzipien vorstellt.
Schauplatz: Die Generalleutnant-Graf-von-Baudissin-Kaserne in Hamburg. Thema: Das vierteilige Seminar „Campus Führen 2.0“, eine Kooperation der Bundeswehr mit der Akademie Deutscher Genossenschaften. Führungskräfte aus Militär und Wirtschaft stehen heute gleichermaßen vor besonderen Herausforderungen. Die Seminarreihe will einen Perspektivwechsel für beide Teilnehmergruppen vermitteln – die jungen militärischen Führungskräfte und die Managerinnen und Manager von Genossenschaftsbanken sollen und wollen voneinander lernen.
„Die Kooperationspartner verbindet ein gemeinsames Wertekonstrukt und Selbstverständnis, basierend auf christlichen Werten. Diese Werte finden sich über Innere Führung und genossenschaftlichen Prinzipien im jeweiligen Führungsverständnis wieder."
Voneinander profitieren
Eine der Teilnehmerinnen ist Hauptmann Anna Carina R. aus dem Sanitätsdienst, zur Zeit in Koblenz. Sie hat sich für diesen Workshop angemeldet, weil sie erfahren möchte, wie Mitarbeitende in der freien Wirtschaft geführt werden. Ihr Fazit nach zwei Tagen: „Es hat sich gezeigt, dass wir doch eine ganze Menge Gemeinsamkeiten haben, was das Führen angeht, im Kern ticken wir ähnlich. Diese zwei Tage in Hamburg waren für mich ein sehr interessanter Austausch, meine Erwartungen wurden weit übertroffen, und ich freue mich schon auf den nächsten Workshop.“
Heiko Bernardo aus Bamberg ist im zivilen Leben Vorstand der Raiffeisenbank Küps-Mitwitz-Stockheim e. G. – ein Top-Banker also. Er hat von diesem Seminar über „Nachgefragt“, den Bundeswehr-Youtube-Channel, erfahren und verspricht sich bessere Einblicke in die militärische Welt, die er auch für seinen Beruf als Banker nutzen will. Zugleich ist Heiko Bernardo ganz offen für andere Führungsstile.
Provokant auf den Punkt gebracht
Da kommt der Vortrag von Brigadegeneral Frank Pieper gerade recht. Im 40. Dienstjahr bei der Bundeswehr, kann er auf zahlreiche Erfahrungen in kritischen Auslandseinsätzen zurückgreifen. Ganz bewusst provoziert der General die gemischte Gruppe ein wenig mit Führen im militärischen Kontext: „Entscheidungen sind letztlich autoritär, doch Sie brauchen dafür zugleich den Respekt und das Vertrauen Ihrer Untergebenen.“ Und er wird noch deutlicher, denn eine Führungskraft sollte sich nicht angreifbar machen: „Wenn es hart auf hart kommt – heult nicht vor der Mannschaft – heult allein in der Kammer!“
Der Banker Heiko Bernardo ist begeistert: „Das ist sehr klar, sehr unverblümt, ganz im Gegensatz zur freien Wirtschaft. Dort neigt man eher zum Kuschelkurs.“ Worin sich zivile und militärische Führungskräfte in diesem Seminar einig sind: Wir müssen verstehen, was die Mitarbeiter fühlen, doch man muss nicht alles auch selbst fühlen. General Pieper nennt das „kognitive Empathie“.
Der Austausch steht im Mittelpunkt
Oberstleutnant Sandra W. von der Fakultät Management der Führungsakademie hat dieses Seminar geleitet und zieht eine positive Zwischenbilanz: „Eine rundum gelungene Veranstaltung, mit einer sehr angenehmen und zugleich einer sehr bunt gemischten Gruppe. Für mich war einfach schön zu sehen, wie alle sich ganz offen ausgetauscht und schnell vernetzt haben. Da haben sich einfach die Richtigen gefunden. „Campus Führen 2.0“ war vom Inhalt her ausgesprochen ertragreich.“
„Die Teilnehmer seitens Genossenschaften und Militär haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Führung. Ein Austausch zwischen ihnen ist wertvoll für die einzelnen Führungskräfte, für deren Teams und für deren Organisationen, denn: Durch den Perspektivwechsel kann das eigene Führungsverhalten reflektiert und bereichert werden. Das wissen wir durch den ersten Durchlauf und einer begleitenden Forschung mit entsprechenden Erkenntnissen.“
Weitere spannende Seminare stehen bevor
Dieser zweitägige Workshop an der Führungsakademie der Bundeswehr war nur der Auftakt der Seminarreihe „Campus Führen 2.0“. Anschließend trifft sich die Gruppe auf Schloss Montabaur in Rheinland-Pfalz bei der Akademie Deutscher Genossenschaften.
Seit mehr als 40 Jahren qualifiziert die Akademie Deutscher Genossenschaften ADG als eine der bedeutendsten Führungs- und Managementakademien in Deutschland VorständInnen, Führungskräfte und EntscheiderInnen aus Genossenschaftsbanken sowie kooperativen Unternehmen und Organisationen. Alle aktuellen Seminarangebote, nachhaltigen Bildungs- und Qualifizierungsangebote, zertifizierten und diplomierten Abschlüsse fußen auf einer wertebasierten Ökonomik und zeigen praxisorientierte Lösungen auf. Individuelle Entwicklungsprozesse und Inhouse-Angebote für nationale sowie internationale Unternehmen und Organisationen sowie Netzwerkveranstaltungen ergänzen das Portfolio der Akademie in der ADG Gruppe.
Im Workshop darauf geht es dann für alle ins Feld, die Banker können ihren Business-Anzug im Spind lassen: Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder ist Flecktarn für alle angesagt. Hier werden die jungen Führungskräfte aus der Welt der Banken und des Militärs ganz andere Aufgaben gemeinsam lösen müssen. Hauptmann Anna Carina R. weiß genau, was sie im Gelände erwartet. Vorstandschef Heiko Bernardo, dessen Grundwehrdienst schon etwas länger zurückliegt, ahnt es vielleicht.
„Wir waren äußerst gerne zu Gast an der Führungsakademie der Bundeswehr und sind dankbar für die großartige Zusammenarbeit und die hohe Qualität unserer gemeinsamen Lernreise.“
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