Aus 400 Metern Höhe

Wassersprungdienst: Ab in den Schwielowsee

Wassersprungdienst: Ab in den Schwielowsee

Datum:
Ort:
Schwielowsee
Lesedauer:
4 MIN

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Wasser und Bewegung sind Begriffe, die am Schwielowsee in der Gemeinde Werder im Sommer häufig zusammenfallen und verschiedenartig ausgeübt werden. Doch in den letzten Tagen hat die Abteilung Spezialoperationen des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr beides in einer Form durchgeführt, die auch in Brandenburg nicht alltäglich ist.

Viele Soldaten stehen in Formation vor einer Halle angetreten. Ihnen gegenüber steht ein weiterer Soldat.

Zu Beginn der Übung wurden die Soldatinnen und Soldaten in die wichtigsten Punkte eingewiesen

Bundeswehr/Michael Michallek
Ein Soldat sitzt mit Sprungausrüstung auf dem Boden in einer Halle

Wassersprungdienst: Die Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr ist rund 17 Kilogramm schwer.

Bundeswehr/Michael Michallek

Nach der erstmaligen Übung im Schwielowsee im vergangenen Jahr war die Abteilung in den letzten Tagen erneut mit der Durchführung des Notfallverfahrens Wasserlandung beauftragt. Insgesamt rund 85 Soldatinnen und Soldaten führten den vorschriftsmäßigen Sprung ins Wasser durch. Dafür mussten viele Vorbereitungen und Absprachen getroffen werden, damit die springende Abteilung auch sicher in der 1400 mal 400 Meter großen Landezone aufkommt.
Oberst Marc-Ulrich Cropp ist Chef des Stabes der Abteilung Spezialoperationen und Leitender der Ausbildung. „Wir haben in den letzten Wochen viele Verantwortliche im wahrsten Sinne des Wortes mit ins Boot geholt, damit alles klappt“, erklärt er am Dienstag um kurz nach 10 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt ist die Maschine vom Typ Dornier M 28 Skytruck bereits in der Luft. Vom circa zehn Flugminuten entfernten Flugplatz Gatow überquert das Flugzeug den See und lässt aus 400 Meter Höhe fünf Springer pro Umlauf aus dem Heck der Maschine.

Bewegung in Luft und Wasser erfordert Koordination

Soldat an Fallschirm – Rundkappe – springt aus der Maschine

Der Sprung aus dem Maschinenheck ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis für alle Springer

Bundeswehr/Michael Michallek

Auch auf dem Wasser ist Bewegung. Luftlandepioniere aus Saarlouis sind in kleinen Booten unterwegs und nutzen die rund 80 Sekunden Sprungzeit, um sich „ihren Springern“ gleich zuzuordnen. Die Koordination der Boote ist nicht nur wichtig, sondern regelrecht überlebenswichtig. Denn der Sprungdienst ist kein einfaches Unterfangen – ganz besonders in diesem Jahr, in dem der heiße und trockene Sommer nicht spurlos an den Binnengewässern vorüber gegangen ist.
Zu den Absprachen und Koordinierungen, an denen neben der Gemeinde auch die örtliche Feuerwehr, Polizei und das THWTechnisches Hilfswerk beteiligt sind, gehört auch die Überprüfung der Beschaffenheit des Sees. Infolge der Witterung der letzten Monate hat der See deutlich an Wasser verloren und die Kontrolle der Wassertiefe ist von entscheidender Bedeutung. Aktuelle Karten der zuständigen Behörde weisen eine durchschnittliche Tiefe von vier Metern in der Landezone aus und damit genau einen Meter mehr, als mindestens vorgeschrieben ist.

Übung und Ausbildung am Limit

Soldat mit geöffnetem Fallschirm landet im Wasser, in seiner unmittelbaren Nähe ein Boot

Bei Berührung des Wassers müssen alle Handgriffe sitzen. Hierbei ist die Zusammenarbeit zwischen Flugzeug und Springer enorm wichtig.

Bundeswehr/Michael Michallek

Aber auch vier Meter Wassertiefe stellen die Springer vor Herausforderungen, denn die rund 17 Kilogramm schwere Ausrüstung macht sich nach Wasserberührung sofort bemerkbar. Eine gute und zügige Koordination zwischen Flugzeug, Springern und Booten ist hier unerlässlich. Außerdem muss bei einer solchen Übung zwingend ein Arzt vor Ort sein. Diesen Job macht an den Sprungtagen Medizinaldirektorin Annett B. „Das Auftreffen auf dem Wasser birgt neben der Ertrinkungsgefahr durch die sich vollsaugende Ausrüstung auch immer die Gefahr von schweren Verletzungen beim Eintritt ins Wasser“, erklärt die Ärztin, die selbst auch zwölf Jahre Bundeswehrerfahrung hat. Doch alles läuft planmäßig und ohne Zwischenfälle, so dass sie mit ihren beiden Rettungssanitätern nicht eingreifen muss.

Die Zuschauer sind begeistert

Fünf Fallschirmspringer fliegen am Himmel, links daneben fliegt das Flugzeug

Die Soldatinnen und Soldaten springen immer in kleinen Gruppen. Jeder Springer nimmt an mehreren Umläufen teil.

Bundeswehr/Michael Michallek

Damit alles läuft, hat Oberst Cropp ein erfahrenes Combat Control Team am Bootsanleger in Petzow eingesetzt. „Das sind Soldatinnen und Soldaten, die sowohl ausgebildete Springer, als auch Fluglotsen sind. Sie sind die Spinne im Netz, haben alles im Überblick und stehen mit dem Flugzeug und den Booten in Verbindung“, erklärt der Offizier. Der Funkverkehr ist rege und sekundengenau getaktet, denn die anfliegende Maschine wird exakt ins Ziel dirigiert und der Zeitpunkt des Absetzens von unten befohlen.
Die Boote brauchen nur wenige Minuten, nachdem sie alle Springer aus dem Wasser gefischt haben, um den Bootsanleger des Resorts Schwielowsee zu erreichen. Dort verpacken die Springer ihre Ausrüstung, ziehen sich um und fahren mit dem Bus zurück nach Gatow, um sich für den nächsten Umlauf fertig zu machen. Oberst Cropp ist mit diesem Ablauf sehr zufrieden: „Sowohl die springende Abteilung, als auch das Funktions- und Kontrollpersonal konnten das Verfahren sehr gut üben, wir haben uns auch darüber gefreut, dass viele Zuschauer am Land und auf dem Wasser mit dabei waren.“
Davon überzeugte sich auch Manuela Saß, die Bürgermeisterin der Gemeinde Werder. Wie auch im letzten Jahr schaute sie sich das Spektakel an – zunächst von der Pier, aber dann auch im Speedboot auf dem Wasser, wo sie sichtlich erfreut, aber auch ein wenig neidisch das Einsteigen der Springer beobachtet: „Wir freuen uns sehr, dass die Bundeswehr so prominent auf unserem Gemeindegebiet übt und bieten jederzeit alle erforderliche Unterstützung, aber im nächsten Jahr möchte ich wirklich gerne mitspringen.“ 

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Aus 400 Meter Höhe in den Schwielowsee. Das ist die Aufgabe der Springenden bei der Übung des Notverfahrens Wasserlandung. Die Absetzer sind bei jedem Schritt dabei und sorgen für die Sicherheit beim Sprungdienst.
von Christian Schneider

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