Traditionsstiftend: Atalanta - Der Einsatz am Horn von Afrika
Traditionsstiftend: Atalanta - Der Einsatz am Horn von Afrika
- Datum:
- Ort:
- Schwielowsee
- Lesedauer:
- 2 MIN
Seit über zehn Jahren engagiert sich Deutschland mit der Operation Atalanta am Horn von Afrika. Flächenmäßig ist dieses Einsatzgebiet das größte der Bundeswehr. Die Frage, die sich stellt: Ist die Gewährleistung von maritimer Sicherheit und der Schutz von Schiffen des Welternährungsprogrammes traditionsstiftend für die deutschen Streitkräfte?
Um dieses Thema zu erörtern, begrüßte der Gastgeber, Generalleutnant Erich Pfeffer, zwei Gäste: Fregattenkapitän Martin Ruchay, Kontingentführer des 10. Deutschen Einsatzkontingents EUNAVFOREuropean Union Naval Force Atalanta sowie Prof. Dr. Sönke Neitzel, Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte / Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam.
Führen von vorn
Fregattenkapitän Ruchay war selbst Kommandant einer Fregatte und schilderte anschaulich seine Erlebnisse, die er während seines Einsatzes mit seiner Besatzung erlebt hat. Am Beispiel eines Piratenangriffs auf einem niederländischen Pipelineleger führte er den Gästen vor Augen, wie sein Einsatz aus Sicht eines Kommandanten aussah. Bestimmend für die Gesamtsituation waren die ständigen Lageänderungen. „Das war nichts, worauf man in der Ausbildung vorbereitet wurde.“, so umschreibt Ruchay seine prägenden Erlebnisse. Er führte seine Besatzung über 80 Stunden von der Brücke aus. Diese Stunden waren für alle geprägt durch Stress und wenig Schlaf.
Keine historischen Analysen
„Wir müssen anfangen, Tradition zu begründen und auch zu erhalten. Denn wenn keiner die Geschichten aufschreibt oder erzählt, haben wir nichts, womit wir Tradition stiften können.“, so Prof. Dr. Neitzel zu Beginn seines Vortrags. Für ihn sei es jedoch wichtig, dass Traditionen selbst geschaffen werden müssen, fuhr Neitzel fort.
Aus seiner Sicht sind Einsätze über die Jahre traditionsstiftend, dürfen aber nicht untereinander gewichtet werden. Was für das Heer Afghanistan ist, sei für die Marine der Einsatz an der Küste Afrikas. In beiden Einsätzen erlebten die Soldaten verschiedenste Situationen von Gefahr und Entbehrung, welche traditionsstiftend sein können.
Perspektiven aufzeigen
In der abschließenden, teils lebhaften Diskussion ging es einmal mehr um die Frage: Sollten Traditionslinien durch die Führung begründet oder sollten sich diese, durch Geschehnisse im Einsatz, eigenständig entwickeln und nur durch die Führung gefestigt werden? Die Meinungen gingen hier weit auseinander, auch im Anschluss bei den Tischgesprächen. Das Ziel des Abends wurde erreicht – er sollte zum Denken und Diskutieren anregen.
-
Bundeswehr
Oberstleutnant Christian Fuchs
Referatsleiter Informationsarbeit für die Einsätze der Bundeswehr im Ausland