Bereits am frühen Mittwochmorgen sind es auf der Los Llanos Air Base im spanischen Albacete 33 Grad. Die Sonne steht am Himmel, bislang ist es ruhig. Doch die vermeintliche Stille trügt, auf dem Luftwaffenstützpunkt wird bereits konzentriert gearbeitet. Die Soldatinnen und Soldaten, die hier aus verschiedenen europäischen Staaten zusammenkommen, um gemeinsam zu trainieren, stimmen sich auf den kommenden Missionstag ein.
Ein neues Szenario, eine neue Personnel Recovery Operation, steht an. Personnel Recovery, das bedeutet die Rettung und Rückführung von isoliertem militärischen oder nicht-militärischen Personal, wie etwa Polizei oder Botschaftsangehörige. Auch die Bergung von gefallenem oder verstorbenem Personal sowie von wichtigem Material und Gerät gehört dazu – sei es in Einsätzen und Missionen der Bundeswehr oder in weiteren Auslandsaktivitäten. Ziel ist es, die politische und militärische Handlungsfreiheit zu erhöhen, die staatliche Erpressbarkeit – im Falle der Gefangennahme eigenen Personals – zu minimieren sowie die Moral der Soldatinnen und Soldaten zu erhöhen.
Personnel Recovery gewann mit den Einsätzen für das Internationale Krisenmanagement und die Landes- und Bündnisverteidigung sowie durch Evakuierungsoperationen in den letzten Jahren zunehmend an Relevanz. Für diesen Worst Case, die Isolation von eigenem Personal, die in einer Gefangennahme durch feindliche Kräfte enden kann, trainieren Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Großbritannien, den Niederlanden sowie aus weiteren Gastnationen im Juli zwei Wochen lang gemeinsam Rettungs- und Rückführungsoperationen. Die Bundeswehr beteiligt sich mit Heeresfliegern, Kampfrettern der Luftwaffe und Fallschirmjägern mit erweiterter Grundbefähigung sowie mit Technik- und Unterstützungspersonal. Erstmals sind auch Soldatinnen und Soldaten der Marine zur Feinddarstellung vor Ort.