Eine bewusste Entscheidung, für die Würde des Menschen einzustehen

Eine bewusste Entscheidung, für die Würde des Menschen einzustehen

Datum:
Ort:
Schwielowsee
Lesedauer:
3 MIN

Henning von Tresckow war an dem Plan beteiligt, der als Beginn eines umfassenden Staatsstreiches die Tötung Hitlers vorsah. Als das Attentat am 20. Juli 1944 fehlschlug, wählte von Tresckow den Freitod, um einer Festnahme zu entgehen und unter der zu erwartenden Folter nicht die Namen beteiligter Widerstandskämpfer preiszugeben.

Ein General steht an einem Pult in einer Kirche

Generalleutnant Erich Pfeffer: „Die Haltung der Männer des militärischen Widerstands zählt zu den festen Traditionen der Bundeswehr.“

Bundeswehr/Christian Thiel


Auch wenn das Attentat scheiterte, die weit in die Zukunft reichende moralische Wirkung verfehlte es jedoch nicht. Für die Soldaten der Bundeswehr ist sein Name unweigerlich mit dem ethischen Grundsatz verbunden, dass der militärische Befehl und der soldatische Gehorsam unlösbar an Recht und Gewissen gebunden sein müssen. Der Einladung zu der Gedenkveranstaltung waren zahlreiche Gäste gefolgt, deren Anwesenheit die Bedeutung des Widerstandes gegen das NSNationalsozialismus-Regime und gegen die willkürliche Gewaltherrschaft in besonderer Weise verdeutlicht. Unter ihnen, Uta Freifrau von Aretin Henning von Tresckows Tochter, der Minister des Inneren des Landes Brandenburg Karl-Heinz Schröter sowie Vertreter der Kirchen, der Streitkräfte, der Behörden, der Wirtschaft und von Verbänden, Vereinen und Stiftungen. Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Erich Pfeffer, eröffnete die Gedenkveranstaltung. In seiner Begrüßungsrede erinnerte er daran. „Es ist nicht die Art und Weise des Umsturzversuchs und es sind nicht die Lebensläufe der Widerstandskämpfer, die wir herausstellen.“ Es sei die bewusste Entscheidung, sich gegen einen bedingungslosen Gehorsam zu stellen und für Grundwerte, wie die Freiheit des Gewissens und die Würde des Menschen, einzustehen. Diese sei es, die wir als traditionswürdig erachten, so Pfeffer.

Viele Menschen sitzen in der Kirche

Viele Gäste folgten der Einladung zur Gedenkfeier des 75. Todestages Henning von Tresckows

Bundeswehr/Christian Thiel


Und er betonte noch einmal, „Gehorsam, aber gerade kein bedingungsloser, ist bis heute eine soldatische Grundpflicht. Wir erwarten und verlangen von unseren Soldatinnen und Soldaten und das vom General bis zum Gefreiten, einen wertegebundenen, das heißt an unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung orientierten, Gehorsam.“

Es sei soldatisches Recht und soldatische Pflicht zugleich, einen jeden Befehl dahingehend zu prüfen und im Zweifel nicht das Befohlene, sondern das individuell Richtige zu tun – also in der Konsequenz gegebenenfalls den Gehorsam zu verweigern. Eine Ausrede oder Entschuldigung dem Duktus folgend: „Ich habe nur Befehle befolgt“ dürfe niemals wieder, weder innerhalb der Streitkräfte noch gesellschaftlich, akzeptiert werden.


 Schlüsselfigur des deutschen Widerstands

Prof. Dr. Huber als Gastredner in der Kirche

Prof. Dr. Wolfgang Huber spricht über den Widerstand und Kontroversen die sich damit verbinden

Bundeswehr/Christian Thiel

Als weiteren Redner begrüßte Generalleutnant Pfeffer Prof. Dr. Wolfgang Huber, Theologe und ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Prof. Dr. Huber schilderte seine Perspektive auf den militärischen Widerstand und Henning von Tresckow. Er eröffnete seine bewegende Rede mit den Worten: „Henning von Tresckow gehört zu den Schlüsselfiguren des deutschen Widerstands gegen die Gewalttaten des Hitler-Regimes“. Deshalb bleibe es unerlässlich, dass in der Erinnerung an den Widerstand Raum für die moralischen und religiösen Überzeugungen derer sei, die bereit waren, das eigene Leben einzusetzen, um dem Morden ein Ende zu machen und einem besseren Deutschland den Weg zu bereiten, so Huber weiter. Mit Blick auf mögliche Lehren für unsere Gesellschaft in der Demokratie, beendete er seine Rede mit den Worten „Es erscheint mir besser, selbst für die Demokratie einzutreten, als Menschen, die unter anderen politischen Bedingungen aufgewachsen sind, vorzuhalten, sie hätten die Demokratie noch nicht so gut verstanden, wie wir Heutigen uns das selbst attestieren.“



Viele Menschen stehen am Grab Henning von Tresckows

Familienangehörige und Gäste gedenken Henning von Tresckow

Bundeswehr/Christian Thiel

Nach einer Andacht unter der Leitung von Pfarrer Martin Vogel legten die Anwesenden weiße Blumen an der Gedenktafel der Familie von Tresckow auf dem Friedhof der Kirche Bornstedt nieder. Zum Ausklang der Kranzzeremonie spielte ein Trompeter das Lied „Ich hatt einen Kameraden.“


von Redaktion Einsatzführungskommando