Fallschirme über dem Schwielowsee
Fallschirme über dem Schwielowsee
- Datum:
- Ort:
- Schwielowsee
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- 4 MIN
45 Soldatinnen und Soldaten der Abteilung Spezialoperationen des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr und aus verschiedenen Verbänden des Operationsverbunds Spezialkräfte hatten in den letzten Tagen einen besonderen Arbeitsplatz. Jeder landete mehrfach im rund 18 Grad warmen Schwielowsee. Zum ersten Mal seit Bestehen der Abteilung und des Kommandos wurde das „Notverfahren Wassersprungdienst“ im nahe gelegenen Schwielowsee durchgeführt.
Ein so beeindruckender und spektakulärer Fallschirmsprung erfordert eine Menge Planung und Koordination. „Seit Monaten sind wir dran, alle Mitspieler zusammenzuführen“, so Oberst Andreas Barck (50), der bei sommerlichen Temperaturen und teilweise grenzwertigem Wind das Springen leitet. Eine Planungsgruppe der Abteilung Spezialoperationen des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr hat die Vorbereitung für die Kräfte der Bundeswehr übernommen. Die Bootsbesatzungen der Luftlandepionierkompanie 260 aus Saarlouis musste nicht lange überredet werden, ebenso wenig die Soldatinnen und Soldaten der springenden Abteilung, die neben Angehörigen der Abteilung in Schwielowsee aus verschiedenen Dienststellen aus ganz Deutschland kommen.
Auch kommunale Behörden und Verantwortliche mussten im wahrsten Sinne des Wortes ins Boot geholt werden. Neben der Wasserschutzpolizei und der DLRG sind in diesen Tagen auch die Feuerwehr, Rettungskräfte und unterschiedliche Stellen der Stadt Werder, auf deren Gebiet der Schwielowsee liegt, gebunden. So ist es auch nur folgerichtig, dass sich Bürgermeisterin Manuela Saß (55) ein Bild der Örtlichkeiten macht. „Gerne springe ich beim nächsten Mal mit, denn ich hoffe sehr, dass die Bundeswehr das regelmäßig bei uns macht!“, äußert sie sich begeistert.
Sicherheit und Spaß bei perfekten Bedingungen
Dass der Ablauf so reibungslos funktioniert, ist zu einem nicht geringen Teil der Verdienst des Combat Control Teams. Leiter dieses Trupps ist Danny S., der an den beiden Tagen seinen vorgeschobenen Posten auf dem Fahrgaststeg am Schloss Petzow bezieht. „Dankenswerter Weise wurde uns dieser Platz mit guter Übersicht zur Verfügung gestellt“, erklärt der 45-Jährige. Er ist sich bewusst, dass die Aktion neben der Anmeldung für die Luftraumnutzung auch Konsequenzen auf dem Wasser hat. Denn die Landezone von 1.500 mal 500 Metern ist während der Sprünge für die zivile Schifffahrt gesperrt. Das hindert viele Boote aber nicht daran, am Rande des Korridors vor Anker zu gehen und die nicht alltägliche militärische Ausbildung zu filmen.
Auch hier ist die Vorbereitung unerlässlich. Am Morgen lässt Danny S. den Wetterballon steigen. Der Ballon gewinnt halb so schnell an Höhe, wie die Springer bei geöffnetem Schirm an Höhe verlieren. „Diese Werte geben Aufschluss über den Windfaktor“, erläutert er. Daraus abgeleitet erhalten die Piloten letzte Anweisung zur genauen Anflugrichtung und auch dem Moment, in dem der Absetzer im Heck des Luftfahrzeugs M-28 tätig wird. Auf Kommando gehen pro Umlauf fünf Springer hintereinander aus der Maschine. Nach automatischer Öffnung des Schirms benötigen sie rund 80 Sekunden, bis sie aus 500 Metern Höhe das Wasser erreichen. Alle wissen und haben absolut verinnerlicht, dass das Verlassen der Maschine bei all dem Spaß an dieser Ausbildung immer auch eine Grenzerfahrung ist, welche die volle Konzentration jedes Beteiligten erfordert.
Nass und trocken – ein Kreislauf Hand in Hand
Die Boote der Luftlandepioniere, die in dieser Phase auch den Bootsverkehr sperren, ordnen sich schon im Sprung „ihrem“ Soldaten zu. Dieser öffnet kurz vor dem Eintauchen die letzte Sicherung des Fallschirms. Sekunden später sind die Boote an Ort und Stelle und nehmen Springer und Schirm, der seine 17 Kilogramm Gewicht im Wasser schnell erhöht, an Bord.
Wenige Minuten später eröffnet sich den völlig durchnässten Springern ein unerwartetes Bild. Dort, wo sie sonst im Wald ihre Ausrüstung wieder verpacken, beginnt hinter dem Steg das Gelände des Luxusresorts Schwielowsee, auf dem eine Freifläche und ein Waschhaus zur Verfügung stehen. Doch der Aufenthalt ist nur von kurzer Dauer. Die längste Etappe steht nämlich jetzt an: Die Rückfahrt nach Berlin-Gatow, wo die M-28 rund fünfzehn Minuten nach dem letzten Sprung wieder landet und die nächste Gruppe aufnimmt.
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Grundstein für zukünftige Sprünge in den Schwielowsee
Dieser gesamte Kreislauf funktioniert reibungslos: Nach einer dreiviertel Stunde kreist die durch einen Rahmenvertrag angemietet Maschine wieder über dem See und die nächsten Schirme öffnen sich. Mit verantwortlich dafür ist neben der gesamten Vorbereitung und dem sicheren und routinierten Handeln aller Beteiligten auch das Wetter. „Ein halber Meter Wind pro Sekunde sorgt für einen fast spiegelglatten See“, freut sich Danny S. Da wäre tatsächlich noch „Luft nach oben“, denn Wassersprünge sind bis zu 15 Knoten erlaubt, was knapp acht Metern pro Sekunde oder Windstärke vier entspricht.
Auch Oberst Barck ist angetan von den perfekten äußeren Bedingungen. Lächelnd nimmt er die Offerte der Bürgermeisterin für künftige gemeinsame Aktionen auf, denn er ist „dankbar für ein Verwaltungsumfeld, bei dem wir mit solchen Anfragen auf offene Ohren stoßen“.