Der Wald der Erinnerung

Auf dass wir nicht vergessen

Auf dass wir nicht vergessen

Datum:
Ort:
Schwielowsee
Lesedauer:
2 MIN

Blätter rascheln. Baumkronen ragen weit hinauf und verzieren den Himmel. Ein Geruch von Erde erfüllt die Luft. Auf rund 4.500 Quadratmetern erstreckt sich der Wald der Erinnerung mit wiedererrichteten Ehrenhainen.

Großer Marmorblock mit den Worten „Den Toten zu Ehren“ vor Ziegelwand, rechts und links davon weitere marmorne Gedenktafeln

Den Toten zu Ehren: das rekonstruierte Ehrenmahl aus Kabul in Schwielowsee bei Potsdam

Bundeswehr/Marc Tessensohn

In erster Linie ist es ein Ort der Stille für hinterbliebene Familienangehörige. Er dient dem Gedenken an die im Zusammenhang und in Folge von Auslandseinsätzen und Missionen verstorbenen Soldatinnen und Soldaten. Aber es geht auch darum, Geschichte zu erhalten und aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft zu ziehen. Soldatinnen und Soldaten von heute und morgen müssen mit diesen Geschehnissen konfrontiert werden.

Man muss als Soldatin oder Soldat intensiv über diese Vorfälle nachgedacht haben, um sich seiner Aufgabe im Ernstfall bewusst zu sein“, erklärt Besucherführer und Begleiter von Hinterbliebenen, Stabsunteroffizier Stephan Gorn. Wichtig sei es, dass WIR nicht zu vergessen. Er erinnert sich noch genau: Als ehemaliger Fallschirmjäger des mittlerweile aufgelösten Fallschirmjägerbataillons 263 fühlt er sich insbesondere dessen Geschichte sehr verbunden. Fünf tote Kameraden in Afghanistan hat das 263. Fallschirmjägerbataillon zu beklagen.   

Geschichte erhalten

Soldat mit bordeauxrotem Barrett steht vor marmornen Gedenktafeln, die an einer Ziegelmauer angebracht sind.

Rekonstruktion des ersten offiziellen und zentralen Ehrenhains der Bundeswehr aus Kabul im Wald der Erinnerung. Darunter befinden sich auch die Namenstafeln der fünf toten Kameraden des 263. Fallschirmjägerbataillons.

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Stephan Gorn sagt: „Ich identifiziere mich mit meinem Bataillon. Das hat mich nie losgelassen.“ Persönlich gebe es zwar keinen Bezug zu den Gefallenen, jedoch ist 263 die Einheit der Bundeswehr mit den meisten gefallenen Soldaten in Afghanistan. Es war ein NATO-Bataillon, das schnelle Einsatzbereitschaft auszeichnete und internationale Übungen prägte.

Auf einer der Namenstafeln stehen die Namen zweier gefallener Soldaten dieses Bataillons: Stabsunteroffizier Patrick Behlke und Stabsgefreiter Roman Schmidt. Am 20. Oktober 2008 verloren sie in Kundus ihr Leben: Sie saßen in einem militärischen Mehrzweckfahrzeug ESK Mungo und kamen in Folge eines Anschlags zu Tode. Der Ehrenhain von Kundus im Wald der Erinnerung soll die Erinnerung wachhalten. „Hier kann man den Namen berühren und spüren“, erklärt Gorn.

Persönliche Schicksale als Teil der Zeitgeschichte 

Ausgebrannter Mungo in einer Sonderausstellung des Militärhistorischen Museums in Dresden.

In der Sonderausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden ist das Ausmaß des zerstörten Mungos, in dem die Soldaten Patrick Behlke und Roman Schmidt ihr Leben ließen, zu erkennen

Militärhistorisches Museum der Bundeswehr/Andrea Ulke

In der Sonderausstellung „Krieg und Frieden“ im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden findet sich diese persönliche Verbindung wieder: Der ausgebrannte Mungo ist Teil der über 10.000 Exponate dieser Ausstellung. Die daran angebrachten originalen Rangschlaufen der gefallenen Soldaten Behlke und Schmidt sollen diese Geschichte als Teil der Gedenkkultur erhalten. 

Der Wald der Erinnerung besitzt viele Facetten. Die Soldatinnen und Soldaten haben entschieden, hier auch ihrer Kameradinnen und Kameraden aus dem Ausland zu gedenken. Neben 116 Namen verstorbener Bundeswehrangehöriger tauchen auch die Namen verstorbener Soldaten verbündeter Staaten auf. „Darauf haben sie ein Anrecht“, betont Gorn.

von Salina Krings

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