Auf dass wir nicht vergessen
Auf dass wir nicht vergessen
- Datum:
- Ort:
- Schwielowsee
- Lesedauer:
- 2 MIN
Blätter rascheln. Baumkronen ragen weit hinauf und verzieren den Himmel. Ein Geruch von Erde erfüllt die Luft. Auf rund 4.500 Quadratmetern erstreckt sich der Wald der Erinnerung mit wiedererrichteten Ehrenhainen.
In erster Linie ist es ein Ort der Stille für hinterbliebene Familienangehörige. Er dient dem Gedenken an die im Zusammenhang und in Folge von Auslandseinsätzen und Missionen verstorbenen Soldatinnen und Soldaten. Aber es geht auch darum, Geschichte zu erhalten und aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft zu ziehen. Soldatinnen und Soldaten von heute und morgen müssen mit diesen Geschehnissen konfrontiert werden.
„Man muss als Soldatin oder Soldat intensiv über diese Vorfälle nachgedacht haben, um sich seiner Aufgabe im Ernstfall bewusst zu sein“, erklärt Besucherführer und Begleiter von Hinterbliebenen, Stabsunteroffizier Stephan Gorn. Wichtig sei es, dass WIR nicht zu vergessen. Er erinnert sich noch genau: Als ehemaliger Fallschirmjäger des mittlerweile aufgelösten Fallschirmjägerbataillons 263 fühlt er sich insbesondere dessen Geschichte sehr verbunden. Fünf tote Kameraden in Afghanistan hat das 263. Fallschirmjägerbataillon zu beklagen.
Geschichte erhalten
Stephan Gorn sagt: „Ich identifiziere mich mit meinem Bataillon. Das hat mich nie losgelassen.“ Persönlich gebe es zwar keinen Bezug zu den Gefallenen, jedoch ist 263 die Einheit der Bundeswehr mit den meisten gefallenen Soldaten in Afghanistan. Es war ein NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bataillon, das schnelle Einsatzbereitschaft auszeichnete und internationale Übungen prägte.
Auf einer der Namenstafeln stehen die Namen zweier gefallener Soldaten dieses Bataillons: Stabsunteroffizier Patrick Behlke und Stabsgefreiter Roman Schmidt. Am 20. Oktober 2008 verloren sie in Kundus ihr Leben: Sie saßen in einem militärischen Mehrzweckfahrzeug ESK Mungo und kamen in Folge eines Anschlags zu Tode. Der Ehrenhain von Kundus im Wald der Erinnerung soll die Erinnerung wachhalten. „Hier kann man den Namen berühren und spüren“, erklärt Gorn.
Persönliche Schicksale als Teil der Zeitgeschichte
In der Sonderausstellung „Krieg und Frieden“ im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden findet sich diese persönliche Verbindung wieder: Der ausgebrannte Mungo ist Teil der über 10.000 Exponate dieser Ausstellung. Die daran angebrachten originalen Rangschlaufen der gefallenen Soldaten Behlke und Schmidt sollen diese Geschichte als Teil der Gedenkkultur erhalten.
Der Wald der Erinnerung besitzt viele Facetten. Die Soldatinnen und Soldaten haben entschieden, hier auch ihrer Kameradinnen und Kameraden aus dem Ausland zu gedenken. Neben 116 Namen verstorbener Bundeswehrangehöriger tauchen auch die Namen verstorbener Soldaten verbündeter Staaten auf. „Darauf haben sie ein Anrecht“, betont Gorn.