Landes- und Bündnisverteidigung

Übung für den Verteidigungsfall: Joint Quadriga 2024 im Einsatzführungskommando

Übung für den Verteidigungsfall: Joint Quadriga 2024 im Einsatzführungskommando

Datum:
Ort:
Schwielowsee
Lesedauer:
3 MIN

Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee führt alle Einsätze der Bundeswehr im Ausland, sei es bei der Landes- und Bündnisverteidigung, im Internationalen Krisenmanagement, bei Evakuierungsmissionen oder bei Operationen der Spezialkräfte. Das Aufgabenfeld Landes- und Bündnisverteidigung auf der operativen Ebene wurde während der Übung Joint Quadriga 2024 für insgesamt acht Tage einem Stresstest unterzogen.

Mehrere Soldaten und ein Mann in Zivil sitzen am Pult im Rahmen einer Pressekonferenz der Bundeswehr

Eine transparente Kommunikation ist auch im Ernstfall wichtig: Rollenspielerinnen und Rollenspieler übernahmen in der Übung Joint Quadriga 2024 die Funktion der Journalistinnen und Journalisten

Bundeswehr/Martin Pätzold

Sogenannte Stabsrahmenübungen dienen der Vorbereitung auf Krisensituationen. Das Einsatzführungskommando muss in der Lage sein, jederzeit reaktionsschnell handeln zu können. Bei der Übung Joint Quadriga wurden Reaktionsfähigkeit und Entscheidungsfindung betrachtet, um die internen Prozesse mit Blick auf Krisenentwicklungen im Baltikum zu überprüfen. Dabei wurden unter anderem militärische Planungen oder auch der Umgang mit Kriegsgefangenen und gefallenen Soldatinnen und Soldaten einbezogen.

Stabsrahmenübungen sind komplexen Planspielen ähnlich. Vor einer solchen Übung bereiten die Übungsverantwortlichen Szenarien, Regeln und Handlungsstränge vor. Ab Beginn der Übung planen und fällen die Soldatinnen und Soldaten dann ihre Entscheidungen in dem vorbereiteten Szenario, ohne dass die Maßnahmen real physisch umgesetzt werden. Die Übungsleitung passt das Szenario lageabhängig neu an.

Bereit für den Verteidigungsfall

Ausgangspunkt des fiktivem Szenarios bei Joint Quadriga war die simulierte Ausrufung von Artikel 5 des Nordatlantikvertrags aufgrund eines fiktiven Angriffs auf das NATO-Bündnisgebiet. In so einem Verteidigungsfall müssen die strategischen Vorgaben der NATO und des Verteidigungsministeriums in konkrete operative Weisungen für die Soldatinnen und Soldaten in einem Einsatzland umgesetzt werden. Dem Einsatzführungskommando kommt hierbei eine zentrale Rolle zu.

Bei der Übung stellte das Einsatzführungskommando sicher, dass Kräfte, Fähigkeiten und Mittel abgestimmt mit den einzelnen Teilstreitkräften im Einsatzland bereitstehen. Zusätzlich liefen alle Fakten, Daten und Meldungen aus den Einsätzen in der Operationszentrale (OPZOperationszentrale) zusammen. In der OPZOperationszentrale, dem „Gehirn“ des Einsatzführungskommandos, wird rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche ein Lagebild geführt, welches jederzeit die Grundlage für konkrete militärische Entscheidungen sein kann. Joint Quadriga diente dazu, dieses komplette Aufgabenportfolio einem umfangreichen Stresstest zu unterziehen.

Realistisches Szenario für eine dynamische Lage

Ein großer Konferenzraum mit mehreren langen Tischreihen, vorne ein großer Bildschirm

Hier laufen alle Fäden zusammen: Die Operationszentrale führt rund um die Uhr ein Lagebild

Bundeswehr/Serkan Heerer

Das fiktive Szenario und die Bedingungen der Übung wurden so realistisch wie möglich gestaltet, um die tatsächlichen Bedingungen in einem Verteidigungsfall zu simulieren. Dadurch konnten die Fähigkeiten der Übungsteilnehmenden in einem kontrollierten Umfeld auf die Probe gestellt werden. Täglich musste der Stab sich verschiedenen operativen Herausforderungen stellen: Hierbei ging es um Themen wie Nachschub, Logistik und ITInformationstechnik-Anbindung, aber auch um Gefallene, Kriegsgefangene und verwundete Soldaten.

Im Vorfeld der Übung wurden Drehbücher erarbeitet, die den Ablauf jedes einzelnen Übungstages festlegten. So wurden zum Beispiel gezielt Informationspakete zur Verfügung gestellt, um die Übungsteilnehmenden an die einzelnen operativen Herausforderungen heranzuführen und ihnen deren Bearbeitung zu ermöglichen. Der Stab entwickelte dann, basierend auf den eingehenden Informationen, Möglichkeiten des Handelns und trug diese dem Befehlshaber des Kommandos vor. Simulierte Ereignisse und Informationen wurden durch die Übungsleitung kontinuierlich eingespielt, um die Dynamik der Lage aufrechtzuerhalten.

Am Ende eines jeden Übungstages erfolgte eine detaillierte Auswertung, bei der die durchgeführten Maßnahmen und die Entscheidungsprozesse analysiert wurden. Stärken und Schwächen konnten identifiziert werden, um daraus Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten.

Simulierte Pressekonferenz

Auch im Verteidigungsfall ist transparente Kommunikation mit Pressevertreterinnen und -vertretern und der Öffentlichkeit ein essenzieller Bestandteil. Das Presse- und Informationszentrum (PIZ) des Einsatzführungskommandos nutzte deshalb Joint Quadriga auch, um unter anderem eine simulierte Pressekonferenz durchzuführen. Brigadegeneral Andreas Pfeifer, Abteilungsleiter der Abteilung J3/5 und Direktor Operationen, stand speziell eingewiesenen und vorbereiteten Rollenspielerinnen und -spielern Rede und Antwort.

Ziele der Übung

Joint Quadriga hatte das Ziel, Abläufe und Prozesse sowie die Zusammenarbeit innerhalb des Einsatzführungskommandos bei der Landes- und Bündnisverteidigung zu verbessern.

Außerdem konnten bei Joint Quadriga wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wo bei Prozessen und bestehenden Plänen noch Verbesserungspotenziale bestehen. Die Reaktionsfähigkeit und die Resilienz konnten mit der Übung weiter erhöht werden. Damit leistete Joint Quadriga auch einen Beitrag, die Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr insgesamt weiter zu erhöhen.

von Tobias Luckau

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