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Lebensretter – Drohnen im Sanitätsdienst

Lebensretter – Drohnen im Sanitätsdienst

Datum:
Ort:
Koblenz
Lesedauer:
3 MIN

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Bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde damit begonnen, handelsübliche Drohnen in todbringendes Kriegsgerät zu verwandeln. Doch Drohnen können auch dazu genutzt werden, Leben zu retten.

Eine Drohne steht auf einer Wiese und im Vordergrund liegt ein getarnter Soldat

Drohnen werden zukünftig eine Schlüsselrolle im Sanitätsdienst spielen und sind potenzielle Lebensretter

Bundeswehr

Angesichts der rasanten technischen Entwicklungen ist es nun möglich, verletzte Personen per Drohne aufzuspüren und deren Vitalfunktionen aus der Luft zu erfassen. Aber auch der Transport von Blutprodukten in schwer erreichbare oder medizinisch unterversorgte Gebiete mittels Drohnen ist möglich. Das Aufgabengebiet der automatisierten medizinischen Helfer könnte in Zukunft auch für den Sanitätsdienst der Bundeswehr ein großes werden.

Schlüsselrolle in der Rettungskette 

Generalarzt Rolf von Uslar, Direktor des Multinational Medical Coordination Centre-Europe (MMCC-EMultinational Medical Coordination Centre-Europe), weiß um die Bedeutung der Drohnentechnologie in der Militärmedizin: So würden Drohnen zukünftig eine Schlüsselrolle im Sanitätsdienst spielen und seien potenzielle Lebensretter. „Darum müssen wir die Anstrengungen als Partnernationen dahingehend bündeln“, so von Uslar. Sein Team beschäftigt sich mit dem Thema „Drones in the Medical Field“ im Auftrag der 19 das MMCC-EMultinational Medical Coordination Centre-Europe tragenden Nationen. Bei einem multinationalen interdisziplinären Workshop standen vor allem drei mögliche Anwendungsgebiete für Drohnen in der sanitätsdienstlichen Unterstützung im Fokus.

1. Drohnen als medizinische Sensoren 

An einer neuen Technologie, die es ermöglicht, Vitalparameter verletzter Personen via Radar von einer Drohne messen zu lassen, arbeitet zurzeit Oberfeldarzt Stefan S. vom Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik sind die ersten vielversprechenden Testreihen für das System gelaufen.

Es soll vor allem in Szenarien zum Einsatz kommen, bei denen Rettungskräfte nicht ohne Weiteres zu den Verletzten vordringen können. Hinderungsgründe können beispielsweise eine Kontamination durch chemische Kampfstoffe oder auch die Suche nach Verletzten in einem einsturzgefährdeten Bereich sein. Puls und Atmung verwundeter Personen werden vom System durch die kleinste Bewegung des Oberkörpers beim Schlag des Herzens oder Einatmen durch das hochsensible Radar erfasst – sogar, wenn die verwundete Person sich in einem Gebäude befindet.

2. Transport von Blutprodukten

In Finnland wird derzeit daran gearbeitet, ein flächendeckendes Drohnennetz aufzubauen, um auch den in der medizinischen Infrastruktur schlecht aufgestellten Norden des Landes schnell und zuverlässig mit Blutprodukten versorgen zu können. Eine schlechte medizinische Infrastruktur wird gerade in Notfällen zum Problem, bei denen schnell Spenderblut benötigt wird. Die finnischen Bemühungen gehen daher in die Richtung, ein landesweites Netz mit Transportdrohnen zu etablieren, die Blut und Blutprodukte auch in abgelegene Gebieten schnell bringen können.

Aber nicht nur Blut, sondern auch benötigtes Sanitätsmaterial oder Medikamente können zukünftig mit Drohnen transportiert werden. Dies kann in einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung entscheidend werden: Ein schwerverwundeter Patient verbraucht im Durchschnitt 100 Kilogramm an Sanitätsmaterial. Dieses über die bodengebundene Logistik wieder aufzufüllen, ist extrem herausfordernd und – wegen der möglichen Nähe zur Front – auch gefährlich. Drohnen können hier absehbar helfen.

3. Patiententransport per Drohne 

In einigen Ländern gehen die Bemühungen zum Thema Transport mit Drohnen noch ein Stück weiter. Der französische Service de santé des armées setzt sich auch mit dem Transport von Patientinnen und Patienten per Drohne auseinander. Der Patiententransport per Drohne stellt jedoch nach wie vor eine Herausforderung dar. Im militärischen Kontext ist er gerade für Evakuierungen bei Spezialoperationen vorteilhaft, da die Drohnen schnell verfügbar sind und – anders als zum Beispiel Hubschrauber – auch in schwierigerem Gelände operieren können. Gleiches gilt für das Projekt „Grille“ des deutschen Herstellers Avilus.

Eine Herausforderung bleibt die Versorgung der Patientinnen und Patienten während des Flugs, die sogenannte „en-route care“. Denn an Bord wäre kein medizinisches Personal. Zusätzlich sind auch aktuelle Lehren aus dem Krieg in der Ukraine hinsichtlich feindlicher Störmaßnahmen, beispielsweise durch Mittel der Elektronischen Kampfführung, mitzudenken. 

Soldaten versorgen einen verletzten Soldaten, im Hintergrund eine Drohne

Die Versorgung des Patienten und seine Stabilisierung vor dem Flug sind unabdingbar

Bundeswehr
Zwei Soldaten schieben einen Verletzten auf einer Trage in eine große Drohne.

Gerade der Patiententransport per Drohne wird in Fachkreisen nach wie vor kontrovers diskutiert

Bundeswehr
von Michael Tomelzik  E-Mail schreiben

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