Wie hat sich aus ihrer Sicht die Wehrpharmazie in den letzten Jahren verändert?

Die Wehrpharmazie hat sich rückbesonnen auf Effektivität und Robustheit. Dabei sind wehrpharmazeutische Fähigkeiten, wie die Herstellung von Arzneimitteln im großen Maßstab oder die Bewirtschaftung von umfangreichen Vorräten an Sanitätsmaterial, mit der COVID-19Coronavirus Disease 2019 Pandemie und der russischen Aggression in der Ukraine wieder stärker in den Fokus gerückt. Hybride Bedrohungen wie Sabotageversuche unserer Trinkwasserversorgung zwingen uns, die chemisch-analytischen Kapazitäten unserer Lebensmittel- und Trinkwasserlabore konsequent auf Kriegstüchtigkeit umzustellen.
Unsere Bundeswehrapotheken stellen Arzneimittel selber her. Welche Produkte sind dies und warum ist eine eigene Produktion so wichtig?

In Zeiten gestörter weltweiter Lieferketten sind bundeswehreigene Produktionskapazitäten für Arzneimittel und Medizinprodukte wichtig, um im Ernstfall eine bruchfreie medizinische Versorgung sicherstellen zu können. Im Fokus stehen dabei vor allem Produkte, die im militärischen Kontext zur Anwendung kommen, wie unsere Morphin-Autoinjektoren.
Mit Blick auf die Landes- und Bündnisverteidigung, wo arbeiten Apothekerinnen und Apotheker im Krisen- und Kriegsfall?

Wo gekämpft wird, werden leider auch Soldatinnen und Soldaten verwundet. Apothekerinnen und Apotheker müssen in diesen Fällen die Versorgung der behandelnden Einrichtungen mit Sanitätsmaterial sicherstellen, egal wo sich diese im Felde befinden. Die auf die Lebensmittelchemie spezialisierten Apothekerinnen und Apotheker haben im Kriegsfall zu überwachen, dass die Truppe mit sicheren Lebensmitteln und Trinkwasser versorgt wird. Das beinhaltet auch möglichen Sabotageverdachten nachzugehen und den Kommandeuren vor Ort beratend zur Seite zu stehen.
Worin unterscheidet sich die Aufgabe einer Apothekerin der Bundeswehr mit der im zivilen Bereich?

Im zivilen Bereich kennen Sie ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker meist aus der Apotheke von nebenan. Sie/Er versorgt Sie direkt mit Arzneimitteln und berät zu deren Anwendung. Gegenfalls stellt Ihre Apotheke auch ein Arzneimittel direkt für Sie her. In der Bundeswehr arbeiten wir dagegen üblicherweise in größeren Dimensionen: Wir planen, bewirtschaften und wälzen umfangreiche Sanitätsmaterialvorräte und bewegen diese dann dorthin, wo sie gebraucht werden. Mit der weiteren Spezialisierung auf die Lebensmittelchemie überwachen viele Apothekerinnen und Apotheker der Bundeswehr zusätzlich die Lebensmittel und das Trinkwasser für unsere Streitkräfte.