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Interview

Im Gespräch

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Oberfeldarzt Dr. Dennis Ritter ist der Leitende Rettungsmediziner der Bundeswehr. Nach Abschluss seines Medizinstudiums absolvierte er die Ausbildung zum Facharzt für Anästhesie. Seit 2003 ist er regelmäßig als Notarzt unterwegs. Inzwischen ist Ritter Facharzt für Anästhesiologie, Notfallmedizin und Klinische Akut- und Notfallmedizin. Insgesamt hat er an acht Auslandseinsätzen teilgenommen.

Interview mit:

  • Ein Mann im Portrait

    Dr. Dennis Ritter Oberfeldarzt

    © Bundeswehr

Wer ist an der Rettungskette beteiligt?

Dr. Dennis Ritter

Die Rettungskette beginnt mit einem selber. Nicht ohne Grund bilden wir alle Soldatinnen und Soldaten zum Ersthelfer A aus, damit im schlimmsten Fall jeder sich selber oder seinen Kameraden helfen kann. Gerade nach der Analyse der aktuellen Konflikte haben wir diese Ausbildung angepasst und legen großen Wert darauf, dass wir hier am Ball bleiben. Die Rettungskette setzt sich über den Einsatzersthelfer B fort. Wichtig ist hier, dass wir zukünftig alle in der taktischen Medizin Tätigen nach einem internationalen Standard ausbilden, der NATONorth Atlantic Treaty Organization-weit gültig wird.

Nach der Versorgung durch die Truppe schließt sich eine erste sanitätsdienstliche Versorgung und der Weitertransport auf der Ebene 1 und höher an. Ziel muss es unter allen Umständen sein, die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Vorgaben „10-1-2“ zu halten. 10 bedeutet zehn Minuten bis zur ersten Hilfe, 1 steht für eine Stunde bis zu einer ersten ärztlichen Versorgung und dem Beginn der sogenannten „Damage Control Resuscitation“, einer Strategie zur schnellen Blutungskontrolle und Kreislaufstabilisierung. 2 steht für zwei Stunden bis zur ersten operativen chirurgischen Versorgung. Gerade der Konflikt in Gaza hat uns deutlich gezeigt, wie viele Leben gerettet werden können, wenn diese Zeitlinien gehalten werden.

Die Rettungskette der Bundeswehr ist seit vielen Jahren ein gut erprobtes Verfahren. Was ist das Besondere und wie unterscheidet sie sich von der zivilen Rettungskette?

Dr. Dennis Ritter

Die militärische Rettungskette schließt die medizinische Versorgung auf höchstem Niveau mit den militärisch-taktischen Besonderheiten ein. Durch das Zusammenspiel der Truppe in den verschiedensten Aufgabenbereichen, seien es landgestützte Operationen, maritime Einsätze oder Lufttransporte mit dem Sanitätsdienst, können Soldatinnen und Soldaten in allen Einsatzlagen versorgt werden. Im Gegensatz zur zivilen Rettungskette müssen wir auch unter Feindwirkung in der Lage sein, unsere Patientinnen und Patienten zu versorgen. Dies erfordert aber eine besondere Ausbildung und Ausrüstung und eine auf diese Bedrohung angepasste Medizin.

Wie hat sich die Rettungskette in den vergangenen Jahren verändert und welchen Einfluss haben heutige Konflikte auf diese?

Dr. Dennis Ritter

Grundsätzlich ist die Rettungskette gleichgeblieben. Geändert haben sich die Fahrzeuge und die Ausstattung, aber auch die Behandlungsalgorithmen wurden und werden ständig an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Medizin lebt und ist nie statisch. Daher sind Veränderungen in den Bereichen Material und Medikamente, aber auch bei Handlungsvorgaben dynamisch. Aus der Ukraine mussten wir lernen, dass medizinische Versorgungseinrichtungen gezielt angegriffen werden und sich Versorgungszeiten deutlich verlängern können. Hier gilt es, unsere Vorgehensweisen anzupassen. Dies schließt die Nutzung neuer Technologien, wie beispielsweise Drohnen, Telemedizin und ähnlichem ein – aber auch die Notwendigkeit, sich im Bezug auf Deckung und Tarnung neu zu orientieren. Auch neue Transportmittel, wie zum Beispiel Rettungszüge, müssen gerüstet werden, um im Falle einer Bündnis- oder Landesverteidigung auf große Patientenaufkommen reagieren zu können.

Welche Bedeutung hat eine funktionierende Rettungskette für die Soldatinnen und Soldaten?

Dr. Dennis Ritter

Eine funktionierende Rettungskette ist genauso wichtig wie eine funktionierende Versorgung mit Essen und Trinken. Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen und können sich immer sicher sein, dass wir als Sanitätsdienst alles daransetzen, dass im Fall von Verwundung, Verletzung oder Erkrankung eine weltweite Rettungskette bereitsteht und sie sicher nach Hause bringt. Darauf dürfen alle vertrauen, die in die Einsätze gehen und dort ihren Dienst versehen.

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