Protokollarischer Dienst und infanteristischer Auftrag
Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung ist das Gesicht der Bundeswehr und Aushängeschild einer wehrhaften Demokratie. Es repräsentiert die Bundesrepublik Deutschland beim Empfang ausländischer Staatsgäste mit militärischen Ehren. Im Verteidigungsfall schützen seine Soldatinnen und Soldaten die Dienstsitze der Bundesregierung.
Ehren und Repräsentieren – Schützen und Verteidigen
Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung in Berlin wird in der Öffentlichkeit in erster Linie als Repräsentant der Bundesregierung wahrgenommen. Wenn ausländische Staatsgäste mit militärischen Ehren empfangen und hochrangige Politikerinnen und Politiker gewürdigt oder verabschiedet werden, stellen die Soldatinnen und Soldaten des Bataillons die Ehrenformation – vom Ehrenposten bis zum Großen Zapfenstreich.
Doch das Wachbataillon dient nicht allein Repräsentationszwecken. Es hat auch einen Kampfauftrag. Im Spannung- und Verteidigungsfall schützen die Soldatinnen und Soldaten des Bataillons Einrichtungen und Dienstsitze der Bundesregierung. Beide Aufträge sind gleichrangig und gleichwertig zu erfüllen – als sichtbares Zeichen einer wehrhaften Demokratie.
Fragen und Antworten
Was ist ein Protokollsoldat, was macht das Wachbataillon im Verteidigungsfall und was ist eine Ehrenformation? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie hier:
Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung hat zwei Aufgaben. Der protokollarische Ehrendienst ist der bekanntere und sichtbarere Auftrag. Er ist fester Bestandteil des diplomatischen Protokolls unter anderem zur Würdigung ausländischer Staatsgäste. Die zweite Aufgabe ist ein Kampfauftrag, und zwar der Schutz von Regierungseinrichtungen im Spannungs- und Verteidigungsfall. Beide Aufgaben werden gleichrangig ausgebildet und geübt.
Im Spannungs- und Verteidigungsfall schützen und verteidigen die Soldatinnen und Soldaten des Wachbataillons Einrichtungen und Amtssitze der Bundesregierung und sichern so die Handlungsfähigkeit der Regierung. Sie sind damit Ausdruck einer wehrhaften und verteidigungsbereiten Demokratie.
Eine Protokollsoldatin oder ein Protokollsoldat dient im Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung. Sie oder er kommt bei Staatsbesuchen und anderen feierlichen Anlässen zum Einsatz, die mit militärischen Ehren begangen werden. Ein Schwerpunkt der Ausbildung und des Alltagsdienstes liegt daher auf dem perfekt ausgeführten und abgestimmten Formaldienst: für eine fehlerlose Präsentation von Ehrenformationen aller Art zu verschiedensten Anlässen im Sinne des Leitsatzes Semper talis – immer gleich.
Zu Repräsentationszwecken bei Empfängen ausländischer Staatsgäste präsentieren die Soldatinnen und Soldaten des Wachbataillons ungeladene Gewehre vom Typ Karabiner 98k. Militärische Führer tragen eine ungeladene Pistole P1 bei sich. In bestimmten Fällen kommen auch Feldhaubitzen 105 mm zum Einsatz.
In der infanteristischen Ausbildung und bei Übungen, beispielsweise im Orts- und Häuserkampf, nutzt das Wachbataillon wie alle anderen Kräfte der Bundeswehr das Gewehr G36 und die Pistole P8 sowie darüber hinaus das Scharfschützengewehr G22A2, die Maschinengewehre MG3, MG4 und MG5, die Granatmaschinenwaffe 40mm und die Granatpistole 40mm.
Die Stabs- und Versorgungskompanie des Bataillons führt mit sechs Geschützen des Typs Feldhaubitze 105 den Salut-Auftrag durch. Meist geschieht dies am Regierungsterminal des Flughafens Berlin-Brandenburg.
Das Salutschießen wird nach einem streng festgelegten Protokoll durchgeführt und ist eine besondere Ehrerweisung gegenüber Staatsoberhäuptern, die in der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen von offiziellen Staatsbesuchen als Gäste begrüßt werden.
Monarchinnen und Monarchen anderen Nationen sowie der Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche werden laut diplomatischem Protokoll bei jeder Art von Besuch mit 21 Salutschüssen begrüßt.
Das Wachbataillon umfasst sieben Protokollkompanien, davon vier Heereskompanien, eine Marinekompanie und eine Luftwaffenkompanie sowie eine Versorgungs- und Unterstützungskompanie und zwei Reservekompanien. Insgesamt dienen etwa 1.000 Soldatinnen und Soldaten im Wachbataillon. Anfangs in Siegburg bei Bonn beheimatet, ist das Wachbataillon seit Verlegung des Regierungssitzes in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin stationiert.
Die erste Protokollsoldatin wurde 2011 im Wachbataillon ausgebildet. Seitdem gibt es immer mehr Frauen, die im protokollarischen Ehrendienst tätig sind. Wie ihre männlichen Kameraden müssen sie bestimmte Größenvorgaben erfüllen und dürfen nicht kleiner als 1,65 m und größer als 2,10 m sein. Insgesamt dienen derzeit circa 70 Soldatinnen beim Wachbataillon.
Soldatinnen und Soldaten des Wachbataillons müssen verschiedene Vorgaben erfüllen, um nach dem Leitspruch des Wachbataillons - Semper talis – immer gleich - in Formation einen möglichst einheitlichen Eindruck zu erwecken. Voraussetzungen sind eine Körpergröße zwischen 1,65 m und 2,10 m sowie eine ausreichende Grundfitness. Brillenträgerinnen und -träger müssen im Protokolleinsatz Kontaktlinsen tragen.
Eine Ehrenformation ist eine militärische Ehrenzeremonie. Sie ist oftmals Teil des diplomatischen Protokolls. Für jeden Anlass ist dabei detailliert geregelt, welche und wie viele Soldatinnen und Soldaten zum Einsatz kommen, wo sie stehen und was sie tun. Laut Definition setzt sich eine Ehrenformation grundsätzlich aus den folgenden drei Elementen zusammen: Truppe unter Waffen, Truppenfahne und Musik.
Die kleinste Einsatzform, der Ehrenposten, umfasst dabei nur drei Soldatinnen und Soldaten, der große Zapfenstreich als feierlichstes und größtes Zeremoniell der Bundeswehr 257 Soldatinnen und Soldaten. Bei vielen Ehrenformationen kommen zu den Soldatinnen und Soldaten des Wachbataillons noch die Musikerinnen und Musiker des Stabsmusikkorps der Bundeswehr oder von anderen Musikkorps hinzu.
Der große Zapfenstreich ist das größte und bekannteste militärische Zeremoniell der Bundeswehr und die komplexeste Ehrenformation des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung. Seine historischen Wurzeln reichen zurück ins Jahr 1838. Mit dieser musikalischen Abendzeremonie werden Amtsträgerinnen und Amtsträger der Bundesrepublik Deutschland verabschiedet, aber auch besondere Jubiläen oder Anlässe feierlich begangen. Der Ablauf folgt einem festen Rahmen. Ein Teil des großen Zapfenstreichs ist die Serenade, die auch als Einzelzeremoniell begangen wird. Anders als andere Ehrenformationen des Wachbataillons wird der große Zapfenstreich nicht genutzt, um ausländische Staatsgäste zu würdigen.
Das Wachbataillon in 20 Dingen
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Bundeswehr/Anne Weinrich
Hauptmann Sebastian Nothing
Sprecher für das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung