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Wie wird man eigentlich Dekontaminationssoldat?

Wie wird man eigentlich Dekontaminationssoldat?

Datum:
Ort:
Bruchsal
Lesedauer:
3 MIN

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Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte der Bundeswehr sind weltweit gefragte Spezialisten. Die Soldatinnen und Soldaten des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillons 750 „BADEN“ aus Bruchsal sind in der Lage sowohl ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Kampfstoffe als auch industrielle Gefahrenstoffe aufzuspüren und die Dekontamination sowie Desinfektion von Personal, Material und Infrastruktur durchzuführen.

Dekontaminationssoldat im Portrait.

Anfang 2015 hat Oberstabsgefreiter Cihat Balci seine Ausbildung zum Dekontaminationssoldaten absolviert.

Bundeswehr/Lajya Kumar

Seit Juli 2014 ist der 29-jährige Cihat Balci inzwischen bei der Bundeswehr. „Als Kind hatte ich schon immer den Traum zur Bundeswehr zu gehen. Auch in der Nachbarschaft waren Soldaten, zu denen ich aufgeschaut habe. Für mich war klar: Diesen Weg will ich auch einmal ausprobieren.“ Also vereinbarte der junge Mann einen Termin bei seinem zuständigen Karrierecenter, informierte sich ausführlich und schickte schließlich seine Bewerbung ab. „Es hat gleich gepasst und ich wurde angenommen“, erzählt der Oberstabsgefreite. Die dreimonatige Grundausbildung absolvierte der gebürtige Pforzheimer an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst in Hannover, bevor er wieder in Richtung Heimat zur 2. Kompanie des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillons 750 nach Bruchsal versetzt wurde.

Ausbildung in drei Teilen

Ein Kamerad wird von einem Dekontaminationssoldaten von seiner dekontaminierten Uniform befreit.

Ein Teil der Ausbildung beinhaltet die Dekontamination von Personal, welches mit Kampfstoffen in Kontakt gekommen ist.

Bundeswehr/Lajya Kumar

Die Ausbildung zum Dekontaminationssoldaten habe ich zeitnah nach meiner Ankunft im Bataillon, Anfang 2015, absolviert. Die Idee, dass wir hier im Ernstfall bei humanitären Hilfseinsätzen unterstützen können, hat mich total überzeugt“, erzählt Balci. Die Ausbildung dauert in der Regel drei bis vier Wochen und besteht aus insgesamt vier Abschnitten. Im ersten Teil werden den Soldatinnen und Soldaten die Grundlagen nähergebracht: Wie ist eine Dekontaminationsgruppe aufgebaut, welchen Auftrag muss sie erfüllen, was sind Kampf-und Gefahrenstoffe, welche gibt es und wie macht man sie unschädlich? „Besonders interessant fand ich den Teil rund um die Kampf- und Gefahrenstoffe, wie sie ausgebracht werden und welche Auswirkungen sie jeweils haben können“, berichtet der Oberstabsgefreite.

Im zweiten Teil der Ausbildung erhalten die Kameradinnen und Kameraden eine Einweisung in die Messgeräte, die zur Aufspürung von atomaren, biologischen und chemischen Kampf- und Gefahrenstoffen eingesetzt werden. Diese Kleingeräte sind zum Beispiel, das SVG 2 (Strahlenspür- und Verstrahlungsmessgerät) sowie das LCD 33 (hochleistungsfähiges Gerät zur Identifizierung chemischer Kampfstoffe und Aufspüren toxischer Industriechemikalien). „Zwischen den einzelnen Ausbildungsabschnitten gab es immer wieder Tests und Prüfungen, schriftlich wie mündlich“, so Balci.

Dekontaminationsausbildung in Modulen

Drei Soldaten stehen vor einer Maschine, die bei der Dekontamination von Personal und Material unterstützt.

Inzwischen weißt Oberstabsgefreiter Balci genau wie er die verschiedenen Module richtige bedienen muss.

Bundeswehr/Lajya Kumar

Den dritten Teil bildet die eigentliche Dekontaminationsausbildung. Hier werden die verwendeten Dekontaminationssysteme und das zur Dekontamination verwendete Material vorgestellt. Das erfolgt in Modulen: Dabei geht es um „Truppenentgiftungsplatz – TEP 90“ (bestehend aus vier Modulen) in Verbindung mit dem Material- Entgiftungs-, Entseuchungs- und Verwesungsplatz verlastbar (bestehend aus sechs Modulen). Zunächst werden die Module im Einzelnen besprochen und geübt. Am Ende werden sie zu einem großen Ganzen zusammengefügt, so dass letztlich ein vollständiger Dekontaminationsplatz entsteht.

Den letzten Ausbildungsabschnitt bildet die Abschlussübung. Es wird eine Rahmenlage vorgegeben und der Dekontaminationsplatz muss innerhalb von 90 Minuten errichtet werden und betriebsbereit sein. Die Ausbilder schauen, ob die Prüflinge das Material richtig verwenden und einsetzen. „Man realisiert während der Ausbildung immer mehr, was ein Kampfstoff genau bedeutet und wie man die Gefahr besser einschätzen und damit umgehen kann. Aber man muss auch immer wieder üben, üben, üben“, erklärt Oberstabsgefreiter Balci. Aus diesem Grund werden solche Übungen regelmäßig wiederholt, um das Wissen zu festigen. Dabei werden sie stets anspruchsvoller und intensiver, es werden verschiedene Szenarien, unterschiedliche Gegebenheiten und Gelände vorgegeben. Speziell für Kameradinnen und Kameraden, die in den Auslandseinsatz gehen, müssen nachfolgend zu dieser Dienstpostenausbildung an der Schule ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben in Sonthofen Spezialausbildungen zur Abwehr von Kampf-und Gefahrenstoffen absolviert werden.

Dekontaminationssoldat: Ganz privat

Wenn Oberstabsgefreiter Balci nicht gerade mit Kampf-und Gefahrenstoffen zu tun hat, ist er privat sehr viel ehrenamtlich unterwegs. So unterstützt er in einem Jugendtreff und gibt Selbstverteidigungskurse für Kinder. „Die Jugendlichen haben mich schon öfter in Uniform gesehen. Sie sind sehr interessiert und stellen viele Fragen. Sie finden es gut, dass ich Soldat bin“, freut sich der Kamerad. Auch seine Familie und seine Freunde standen seiner Berufswahl immer sehr positiv gegenüber. Sein berufliches Ziel ist klar: „Ich strebe einen Wechsel in die Laufbahn der Feldwebel an. Der Antrag ist eingereicht und befindet sich derzeit in Bearbeitung.“

von Pia Schöpf  E-Mail schreiben

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