Wie packt man große Pakete für den Seetransport?
Wie packt man große Pakete für den Seetransport?
- Datum:
- Ort:
- Osterholz-Scharmbeck
- Lesedauer:
- 3 MIN
An der Logistikschule der Bundeswehr wird der Lehrgang Ausbildung der Ausbilder für Containerpacker durchgeführt. Die Lehrgangsteilnehmenden erwerben die Ausbilderqualifikation für das Stauen von Containern und werden befähigt Containerpacker für die Bundeswehr aus- und weiterzubilden.
Jeder kennt die Herausforderung nach dem Einkauf bei einschlägigen Möbelhäusern. Wie bekommt man das umfangreich Erstandene und den familiären Anhang – möglichst in einer Tour – im eigenen Auto nach Hause? Bestenfalls beides unbeschädigt.
Das Fachpersonal für Ladungssicherung der Bundeswehr hätte hier leichtes Spiel. „Wir besitzen die Expertise, Ladungsgüter unterschiedlicher Formen und Größen in Container effizient zu verstauen und für den internationalen Luft- oder Seetransport zu sichern. Im Rahmen der Ausbildung der Ausbildenden werden hier an der Logistikschule der Bundeswehr Multiplikatoren geschaffen, die mit der Qualifikation für das Stauen von Container weitere Containerpackende für die Bundeswehr aus- und weiterbilden können“, erläutert Hauptmann André T. der als Hörsaalleiter in der XI. Inspektion an der Logistikschule der Bundeswehr eingesetzt ist.
Dabei spielt es keine Rolle ob es sich um Kartons oder um Kunststoff-, Flach- oder Gitterbox-Paletten handelt. Nach einer vorherigen Berechnung der zulässigen Gesamtlasten wird ein sogenannter „Stauplan“ erstellt. Dieser berücksichtigt nicht nur die optimale Schwerpunktverlagerung der Waren und die gleichmäßige Verteilung der Güter im Container, sondern hilft auch den Kommissionären am Zielort beim Wiederfinden bestimmter Waren, ohne dabei zahlreiche Container zu öffnen und zu durchsuchen.
Das etwas größere Päckchen
Beim Beladen von Containern spricht man im Fachjargon auch vom Container stauen. Bei der Ladungssicherung unterscheidet man grundsätzlich zwischen formschlüssig und kraftschlüssig. Die erste Wahl ist die formschlüssige Ladungssicherung. Hierbei werden die Seitenwände und die Stirnwand des Containers genutzt, um die Ladung gegen das Verrutschen zu sichern. Die zweite Form, der sogenannte Kraftschluss, kommt zur Anwendung, wenn Stückgüter, Paletten oder Gitterboxen nicht formschlüssig gesichert werden können. Mit Ladungssicherungsnetzen fixiert oder mit Zurrgurten niedergezurrt, können diese Güter ordnungsgemäß gesichert werden. Zusätzlich erhalten die Ladungen im Container für den Seeweg einen Holzverschlag, da hier berücksichtigt werden muss, dass bei der Beförderung auf See, durch den Wellengang, wiederholte hohe Belastungen bei schlechten Wetterbedingungen entstehen. Man spricht bei der Arbeit mit Kanthölzern und Holzkeilen von Blockieren, Absteifen oder Aussteifen. Im Falle einer Havarie oder eines Beladungs- oder Transportunfalls werden die Güter im Container abgestützt, vor dem Zusammenbrechen geschützt und an ihren designierten Positionen gesichert.
Ladungssicherung mit Kettensäge und Kantholz
Der Blick in einen mit Kanthölzer fertig verstauten Container erinnert an eine offenes Ständerwerk eines Fachwerkhauses. Je nach Ware oder Stückgut gefordert, wird in regelmäßigen Abständen oder individuell nach der Form und Komplexität, ein Stützwerk aus entsprechend großen oder kleinen Kanthölzern in die Container gebaut. „Das ist manchmal schon eine Herausforderung. Wir müssen uns, abhängig von Containern und Gütern, immer wieder aufs Neue die effektivste und sicherste Lösung der Ladungssicherung überlegen“, so die Lehrgangsteilnehmenden.
Die finale Bewährungsprobe erfolgt, wenn die Lehrgangsteilnehmenden die Türen ihres „Test“-Containers schließen und die erfolgreiche Verstauung melden. Dieser Container wird dann von einem Reach Stacker, zu Deutsch: Containerstapler mit Teleskopladearm, angehoben und um die eigene Achse auf den „Kopf“ gedreht. Die Anspannung der Lehrgangsteilnehmenden ist hierbei spürbar, da jegliches Poltern aus dem Container eine mögliche fehlerhafte Sicherung bedeutet. Aber außer dem sonoren Dieselmotor- und den Hydraulikgeräuschen des Reach Stackers war dieses Mal aus dem drehenden Container nichts zu hören. „Genau das wollen wir hören. Ausnahmsweise nichts“, lächelten die Lehrgangsteilnehmenden zufrieden.