Durch ortsfeste logistische Einrichtungen sichert die Bundeswehr in Zeiten der Landes- und Bündnisverteidigung die zuverlässige Versorgung der Truppe. Doch was sind eigentlich ortsfeste logistische Einrichtungen und warum sind diese so wichtig? Was hat das alles mit der Zeitenwende zu tun? Diese Fragen werden durch Oberstleutnant Lars R. vom Logistikkommando der Bundeswehr beantwortet.
4 Fragen an Oberstleutnant Lars R.
Was ist die Rolle der ortsfesten logistischen Einrichtungen?
Die ortsfesten logistischen Einrichtungen lagern alles, was die Bundeswehr an Systemen betreibt. Ob es jetzt fährt, schwimmt oder fliegt ist eigentlich völlig nebensächlich. Die Streitkräftebasis ist dafür da, für sämtliche Systeme eine zentrale Lagerhaltung sicherzustellen. Das machen wir mit circa 1,2 Millionen Artikeln, die wir bei uns auf round about 800.000 Kubikmeter bevorraten. Dafür, dass diese Aufgabe erfüllt wird, arbeiten jeden Tag 4.000 zivile Mitarbeitende und circa 500 Soldatinnen und Soldaten an 38 Standorten in der ganzen Bundesrepublik und in Teilen im Ausland.
Welche ortsfesten logistischen Einrichtungen gibt es in der Bundeswehr und was sind ihre Schwerpunkte?
Wir unterscheiden bei den ortsfesten logistischen Einrichtungen im Kern zwei Typen: die Bundeswehrdepots und die Munitionsversorgungszentren. Dazu kommen noch die ortsfesten Instandhaltungseinrichtungen.
Zu den Depots gehören die Materiallager. Die Materiallager beschäftigen sie sich im Schwerpunkt mit der Einlagerung von Ersatzteilen und Austauschteilen. Der Auftrag ist die werterhaltende Lagerung. Das heißt, die Ersatzteile sollen in einem Zustand bleiben, der ständig ausgabebereit ist. Den Munitionsversorgungszentren unterstehen einzelne Munitionslagereinrichtungen. Dort wird die Munition für Handwaffen und Waffensysteme der Bundeswehr gelagert. Hierbei gibt es natürlich besondere infrastrukturelle Voraussetzungen, damit die Lagerung auch sicher ist.
Die einzelnen Einrichtungen haben wiederum Schwerpunkte im Lagerungsauftrag. Am Standort Mechernich ist der Schwerpunkt das Lagern von luftfahrzeugspezifischem Material. Das heißt Ersatzteile für alles was fliegt. Andere Einrichtungen wie Pfungstadt oder Zeithain haben den Schwerpunkt auf Landsystemen. Dort werden alle Einzelverbrauchsgüter und Austauschteile, die in den Systemen wie Leo 2, wie Multi 2 oder anderen fahrbaren Systemen verwendet werden, bewirtschaftet.
Viele sagen Logistik gewinnt Kriege. Warum ist die Logistik der Streitkräftebasis nun besonders relevant?
Die Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung erfordert natürlich auch ganz andere strategische Denkweisen, vor allen was die Lagerhaltung angeht. Für Einsätze wie in Afghanistan oder Mali war die Herausforderung, Material schnell von A nach B zu bringen. Aber es ging nicht um große Umfänge. Für die Landes- und Bündnisverteidigung reden wir natürlich jetzt von einer ganz anderen Menge, die wir perspektivisch bevorraten müssen. Denn wir müssen davon ausgehen, dass im Gefecht verschiedene Waffensysteme in größerer Zahl ausfallen. Sie werden viel intensiver genutzt, und es werden auch insgesamt mehr Systeme genutzt. Dadurch werden Einzelverbrauchsgüter und Austauschteile viel stärker in Mitleidenschaft gezogen. Deswegen müssen wir um verteidigungsfähig zu sein, mehr einlagern können.
Da sind wir dabei. Das heißt einerseits: wir brauchen mehr Material. Andererseits brauchen wir aber auch mehr Lagerkapazität. Daher reaktivieren wir auf der Zeitachse bis 2029 acht Lagereinrichtungen. Fünf für Material, drei für Munition. Das wird allerdings auch nicht ausreichen. Wir planen deshalb mit der zivilen Industrie in Kooperationen zu gehen, um so zusätzliche Lagerflächen für unsere Aufgaben zu generieren. Zum Beispiel für Übungs- und Manövermunition, die wir zukünftig nicht mehr in unseren Munitionslagereinrichtungen lagern möchten, sondern im Rahmen einer komplexen Dienstleistung bei der freien Wirtschaft.
Was bedeutet dies konkret für eine einzelne ortsfeste logistische Einrichtungen?
Die Jahre vor der Zeitenwende waren geprägt von einem sehr starken Effizienzdenken. Das heißt wir haben versucht uns mit möglichst kleinen Margen oder Einrichtungen zu fokussieren um letztendlich möglichst kosteneffizient zu werden. Früher war zum Beispiel das Thema Rufbereitschaft nicht wirklich relevant. Jetzt sind wir natürlich in einer ganz anderen Alarmierungskategorie gelandet um eine Auslieferungsbereitschaft, auch kurzfristig anordnen zu können, das heißt 24/7. Dafür wird jeder und jede Einzelne in einem Lager gebraucht. Das ist wirklich neu. Wenn wir zum Beispiel gefährliche Stoffe lagern und an die Truppe ausgeben, brauchen wir immer eine oder einen Gefahrgutbearbeiter, die oder der im Auslieferungsfalle vor Ort sein muss. Denn ohne, können wir nicht kommissionieren und umzuschlagen. Es sind also ganz konkrete neue Anforderungen an den Betrieb der ortsfesten Logistik und an die Menschen, die das möglich machen.
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