Volle Einsatzbereitschaft zertifiziert
Volle Einsatzbereitschaft zertifiziert
- Datum:
- Ort:
- Ungarn
- Lesedauer:
- 4 MIN
Das Logistikbataillon 472 übt zusammen mit den ungarischen Streitkräften den Transport und Umschlag von Material. Gemeinsam stellen die Kräfte eine einzigartige, binationale logistische Fähigkeit für die NATONorth Atlantic Treaty Organization zur Verfügung.
Bei der Versorgung verschiedener militärischer Organisationsbereiche der Bundeswehr, wie beispielsweise dem Heer, der Luftwaffe, der Marine oder auch von verbündeten Streitkräften, kommt dem Materialtransport per Lastkraftwagen eine besondere Bedeutung zu. Schwierig ist das besonders in unwegsamem Gelände. Damit benötigtes Material da ankommt, wo es gebraucht wird, benötigen die Streitkräfte ein verlässliches und belastbares Transportmittel. Dieses muss in der Lage sein, auch abseits gut ausgebauter Infrastruktur bis zum Zielpunkt zu kommen. Nur so kann Material zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort für die Truppe bereit stehen.
Doch der beste LKW hilft nur, wenn man ihn auch sicher fährt. Das müssen die Soldatinnen und Soldaten regelmäßig trainieren. Denn im Gelände oder bei schlechtem Wetter, kommt es darauf an, das eigene Fahrzeug gut zu kennen und zu beherrschen. Das Training ist auch deshalb wichtig, weil bei Bedrohungslagen die Anforderungen noch steigen.
Transportfähigkeit mit Weitblick
All diese Ansprüche und Fähigkeiten können eine Herausforderung darstellen. Das haben die ungarischen und deutschen Streitkräfte bereits im Jahr 2015 erkannt. Deshalb haben sie ein gemeinsames Projekt für sicheren Materialtransport gestartet. Für die Übungsreihe „Safety Transport“ haben das Logistikkommando der Bundeswehr und das ungarische Territorial Defence and Support Command beschlossen, einen Teil der jeweiligen Transportfähigkeiten zusammenzubringen. Dabei werden mit vereinten Kräften und Mitteln die Transportkapazitäten und Fähigkeiten ausgebaut und belastbarer gestaltet.
Als Ziel dienen die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Vorgaben an eine mittlere Transport-Kompanie: 600 Tonnen Material pro Tag über eine Strecke von 300 Kilometern transportieren zu können. Zur Erreichung dieses Ziels wurde die Übungsreihe „Safety Transport“ unter wechselnder Führungsverantwortung der beiden Nationen bereits zum elften Mal durchgeführt. Geübt wurde das Transportieren von Material, jährlich wechselnd, sowohl in Deutschland als auch in Ungarn. Mit diesem Manöveraufbau können die deutschen und ungarischen Transportkräfte gleichzeitig Kraftfahrzeug-Märsche über mehrere hundert Kilometer zum Erreichen des jeweiligen Übungsortes üben.
Der Weg zur vollen Einsatzbereitschaft
Die diesjährige Übung war jedoch der bisherige Höhepunkt. Denn dieses Mal stand die Prüfung der Einsatzbereitschaft der deutsch-ungarischen Transportkräfte auf einem ungarischen Truppenübungsplatz in der Nähe der Stadt Veszprém an.
Basierend auf den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Evaluierungsgrundlagen hat ein Team von deutschen und ungarischen Stabsoffizieren vor Übungsbeginn einen Kriterienkatalog (zum Beispiel die anvisierten 600 Tonnen Transportkapazität durch Gelände) für die Einsatzbereitschaft erarbeitet. Anhand dieses Kataloges und den daraus folgenden Aufgaben sowie Herausforderungen, wurde die Übungstruppe gemessen. Ein Evaluationsteam aus ungarischen und deutschen Soldatinnen und Soldaten begleitete die Übungsteilnehmenden. Am Ende bewertete dieses Team die gesamte Aufgabenerfüllung und legte fest, ob und inwieweit die deutsch-ungarische Transportkompanie einsatzbereit ist.
Das Gesamtergebnis wurde zum Übungsende mittels eines Evaluationsreports den beiden Co-Präsidenten des Projektes gemeldet: Für Ungarn Colonel Ferenc Solymosi, Commander of the Hungarian Territorial Defence and Support Command. Auf deutscher Seite dem stellvertretenden Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, Brigadegeneral Ralf Lungershausen. Es war ein besonderer Termin für den deutschen General. Denn mit seinem Dienstantritt am 1. April 2023 hat er das binationale Projekt und die Verantwortung für die Übungsreihe von seinem Vorgänger Brigadegeneral Robert Wilhelm übernommen. Mit der Dienstreise nach Ungarn und dem eigenen „Blick ins Gelände“ nutzte er die Gelegenheit, sich selbst von dieser einzigartigen und gewinnbringenden Zusammenarbeit zu überzeugen. Deutlich wurde dies erneut in der Abschlussübung.
Dabei wurde von den deutsch-ungarischen Kräfte ein Materialtransport und -umschlag im Gelände durchgeführt. Währenddessen eröffneten gegnerische Kräfte das Feuer auf die Transportspezialisten. Die Herausforderung bestand darin, die Rundumsicherung aufrechtzuerhalten und den gegnerischen Angriff abzuwehren. Das gelang den Transportkräften, jedoch wurde ein Kamerad verwundet. So entstand zusätzlich die Notwendigkeit einer Evakuierung des Soldaten. Die erste Versorgung der Verwundung wurde durch deutsch-ungarische Kräfte im Feld durchgeführt und ein Hubschrauber zur Evakuierung angefordert. Parallel dazu wurde der Transportumschlag fertiggestellt und das Gelände weiter gesichert.
Nach Feststellung der vollen Einsatzbereitschaft und eigenem Erleben auf dem Truppenübungsplatz, unterzeichneten Colonel Solymosi und Brigadegeneral Lungershausen die Zertifikate für die „Full Operational Capability“ der deutsch-ungarischen Transportfähigkeit während einer Zeremonie. Nach der Übergabe der Zertifikate an den jeweiligen Führer der Kräfte, zeichneten die beiden Co-Präsidenten Soldatinnen und Soldaten, die sich mit besonderen Leistungen während der Übung hervortaten, aus.
Zeit für das Wichtigste, die Soldatinnen und Soldaten
Im Anschluss fand ein gemeinsames Mittagessen aller Soldatinnen und Soldaten auf dem Übungsplatz statt. Dabei war es Brigadegeneral Lungershausen besonders wichtig, mit den Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Er wollte die Truppe, für die er nun seit fast zwei Monaten mit verantwortlich ist, kennenlernen und ihre Erfahrungen in der binationalen Zusammenarbeit hören. Für diesen Punkt auf seiner persönlichen Agenda nahm er sich besonders viel Zeit. Die Soldatinnen und Soldaten waren bereits seit zwei Wochen in Zelten auf dem Übungsplatz untergebracht. Nach 14 Tagen waren sie, mit der erreichten „Full Operational Capability“ im Gepäck, noch immer höchst motiviert, leistungsbereit und gut gelaunt. Die Einladung vom Spieß auf einen Kaffee im deutschen Betreuungszelt nahm Brigadegeneral Lungershausen dankbar an und nutzte die Gelegenheit für weitere Gespräche im Kameradenkreis. Der stellvertretende Kommandeur des Logistikkommandos reiste mit einem sehr positiven Bild dieser leistungsfähigen Truppe wieder nach Deutschland.