Strategischer Seetransport: NATONorth Atlantic Treaty Organization-Speerspitze verlegt nach Sardinien
Strategischer Seetransport: NATONorth Atlantic Treaty Organization-Speerspitze verlegt nach Sardinien
- Datum:
- Ort:
- Europa
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Es weht eine leichte warme Brise über das Hafengelände in Cagliari. Ein Schwarm Flamingos fliegt über die Stadt. Obwohl es 7.00 Uhr morgens ist, hat das Thermometer die 18 Grad bereits gerissen. Im Verlauf des Tages sollen es knapp 30 Grad werden. Es herrscht schon reges Treiben am Kai, denn 5.000 Tonnen Fahrzeuge sollen aus dem Bauch eines Schiffes.
Die ARK Germania ist voll beladen mit Panzern und Material der Bundeswehr. Eine Stunde später als geplant läuft sie in den Hafen von Cagliari, der sardischen Hauptstadt, ein. Die Soldatinnen und Soldaten der Umschlagkompanie des Logistikbataillons aus Delmenhorst sind schon vor Ort. Sie werden heute zusammen mit den italienischen Logistikern das Schiff entladen und das Material umschlagen. Vor einer Woche waren die deutschen Umschlagkräfte noch in Emden an der Nordsee in der Verantwortung. Dort haben sie die Panzer und Geräte der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Speerspitze, der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Brigade, auf das Schiff gefahren. 5.000 Tonnen wurden alleine auf die ARK Germania geladen: Von Panzerhaubitzen und einem Bus über Leopard 2 A7 Kampfpanzer bis hin zu Containerstaplern.
Zwei weitere Schiffe werden das restliche Material der Brigade später aufladen. Darüber hinaus nehmen sie auch Material von NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern, wie den Niederländern aus dem Deutsch-Niederländischen-Corps in Münster, mit. In Sardinien werden sie bis Ende Mai während der Übung „Noble Jump“ die Einsatzbereitschaft der NATONorth Atlantic Treaty Organization an ihrer Südgrenze beweisen.
„Tetris“ mit großem Gerät
Kapitänleutnant Kai M., der Ladungsoffizier und sogenannter Super Cargo, blickt geübt auf die sogenannten Tiefgangsmarken der Germania. Der Tiefgang im Hafen ist essentiell für den Winkel der Rampe des Schiffes zum Anleger. Ist der Winkel der Rampen des Roll-on-Roll-off-Schiffes (RoRo-Schiff) zum Anleger zu steil, können Fahrzeuge mit langen Achsenabständen nicht aus dem Schiff fahren. Für Kai M. sind die militärischen Fahrzeuge hierbei allerdings nicht die Herausforderung. „Die Panzer sind ehrlich gesagt hier das einfachste, die fahren einfach runter“, sagt Kai M. Er macht sich eher Sorgen über den Bus, der mit verladen wurde.
Der Ladungsoffizier ist ein geübter Seefahrer. Schon sein Vater war einst Lotse auf der Nordsee. Auch er ist im zivilen Leben Lotse und ausgebildeter Handelsschiffoffizier mit Kapitänspatent. Bei der Bundeswehr ist er Reserveoffizier und damit ein wichtiges Bindeglied zwischen der militärischen sowie zivilen Schifffahrt. Wenn die Bundeswehr ihn braucht, steht er als Super Cargo zur Verfügung. Mit seiner langjährigen Schifffahrtserfahrung ist er einer von weniger als fünf Personen, die als Super Cargo für die Bundeswehr eingesetzt werden können. Er ist verantwortlich für das sichere Verstauen der millionenteuren Ladung auf den Decks des Schiffs und damit das fristgerechte Entladen an der Südgrenze der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Sardinien. In Zeiten von multinationalen Großübungen an den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Grenzen, hat die Bundeswehr einen hohen Bedarf an seinen Fähigkeiten als Ladungsoffizier.
Unter zwei Flaggen
Auch die ARK Germania fährt normalerweise nicht unter deutscher Flagge. Sie ist ein gewerbliches Schiff der dänischen Firma DFDS. Normalerweise dient sie als Fährschiff zwischen Dänemark und England. Allerdings gehört sie zu gemeldeten Schiffen des ARK-Vertrages, der mit der dänischen Firma DFDS geschlossen wurde. Bei Bedarf kann sie – ähnlich wie Kapitänleutnant Kai M. – herangezogen werden. Mit einer Abrufzeit von 15 Tagen, im Verteidigungsfall sogar noch schneller, bringt sie das Material der Bundeswehr auf den Seeweg.
Nach Sardinien bringt die ARK Germania auf drei Decks verteilt 244 Fahrzeuge und vier Container. Damit ist die 190 Meter lange RoRo-Fähre zu 97 Prozent ausgelastet. Jeder der verfügbaren 2.100 Längenmeter des Schiffes ist mit Material belegt. Mit den Schiffen im ARK-Vertrag stellt die Streitkräftebasis sicher, dass sie auch im Konfliktfall die Panzer der Bundeswehr an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgrenzen bringen kann. Das Schiff würde in einer Krise als Kriegsschiff gemeldet und führe dann unter deutscher Flagge. Während der Übung Noble Jump trainieren die Bundeswehr und die NATONorth Atlantic Treaty Organization mit der Verlegung nach Sardinien die Zusammenarbeit mit dem gewerblichen Betreiber. Schließlich muss es im Ernstfall alles funktionieren.
Nahezu reibungsloser Ablauf
In Sardinien werden die Kampfpanzer, Schützenpanzer, aber auch der Bus und die anderen Fahrzeuge dank Kapitänleutnant Kai M.s Plan innerhalb weniger Stunden von den Soldatinnen und Soldaten des Logistikbataillons 163 entladen. Die Zusammenarbeit zwischen gewerblichem Betreiber, Bundeswehr und italienischer Armee läuft fast problemlos. Kapitänleutnant Kai ist sehr zufrieden mit der Leistung: „Nach anfänglichen bürokratischen Herausforderungen und Verspätung im italienischen Hafen, lief es dann wirklich gut und geordnet ab.“ Mit seinem Erfahrungsschatz als zivilem Offizier für Handelsschifffahrt bewährt sich bei dieser komplexen Verlegung aus seiner Sicht insbesondere die Vorbereitung und der Ausbildungsstand bei der Bundeswehr. „Bei der Bundeswehr ist alles immer ausgezeichnet vorbereitet und die Frauen und Männer, die die Fahrzeuge vom RoRo-Schiff fahren sind super ausgebildet.“
Im späteren Verlauf findet im logistischen RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess das „Staging“ statt. Dann werden die Fahrzeuge mit dem eingeflogenen VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Personal zusammengeführt und im „Onward Movement“ anschließend in den Übungsraum gebracht. Für Kapitänleutnant Kai M. ist der Auftrag mit dem Seetransport erledigt, er wird erst wieder für den Rücktransport gebraucht. Ganz ähnlich wie die ARK Germania. Auch sie wird wieder für die Bundeswehr bereitstehen und sicherstellen, dass sämtliches Material sicher zurück nach Deutschland gebracht wird.