Streitkräftebasis
Bäcker für die Seefahrt

Seemannssonntag an Bord. Wer macht’s?

Seemannssonntag an Bord. Wer macht’s?

Datum:
Ort:
Plön
Lesedauer:
3 MIN

Bäcker - früher auf jedem Schiff der Deutschen Marine Standard, heute Mangelware. Für frische Brötchen, Brot und Kuchen etwa zum sogenannten Seemannssonntag, ist diese „Fachkraft“ jedoch unabdingbar. Die Logistikschule der Bundeswehr bringt daher die Bäcker und Bäckerinnen zurück an Bord.

Drei Soldaten stehen an einem Arbeitstisch und rollen Würste in einen Teig.

In der Lehrbäckerei lernen die bereits als Koch oder Köchin ausgebildeten Smuts alles Wichtige, was sie für ihren Einsatz am Backofen benötigen

Bundeswehr/Kathleen Maderthoner

Bekannt ist der Smut allgemeinhin als Koch an Bord von Schiffen. Mittlerweile ist er aber Koch und Bäcker in Personalunion. „Früher gab es einen Bäcker auf jedem Schiff. Heute bildet man die Köche weiter“, erzählt Kapitänleutnant Sebastian B., Leiter der Lehranlage Verpflegung im schleswig-holsteinischen Plön. Das Problem: nicht nur im Zivilen gibt es inzwischen viel zu wenig Bäcker. In der IV. Inspektion der Logistikschule der Bundeswehr findet die Kochausbildung statt. Neben Lehrküche und Fleischerei gibt es dort auch eine Lehrbäckerei. Hier werden die Kombüsen-Allrounder fertig gebacken. Ein Auftrag der Streitkräftebasis.

Eine gute Mischung

Man nehme sechs Soldatinnen und Soldaten, meist ausgebildete Smuts an Bord eines Schiffes, zwei Ausbildende, eine Menge Backzutaten und viel Kreativität. Viermal im Jahr wird bei der IV. Inspektion an der Marineunteroffizierschule in Plön die zweiwöchige Weiterbildung in der Lehrbäckerei durchgeführt. „Unsere Trainingsteilnehmenden lernen hier, wie aus ein bis drei Grundteigen viele verschiedene Leckereien hergestellt werden“, erklärt Lehrbäckermeister Stabsbootsmann Andre S. Gemeinsam mit seinem Gesellen, dem Oberstabsgefreiten Florian S., bringt er sein Wissen über die Herstellung von Brot, Brötchen und Kuchen an den Smut. „Denn das ist das, was an Bord gebraucht wird“, betont der Stabsbootsmann. Obermaat Marvin D. ist einer der sechs Teilnehmenden. Er besuche diese Weiterbildung bereits zum zweiten Mal. Dennoch lerne er noch immer dazu: „Die Ausbildung hier ist nicht von der Stange und teilweise jahreszeitenabhängig. Wir, die Teilnehmenden, können unsere eigenen Ideen einbringen.

Backen auf Tauchstation

Der 32-Jährige habe schon als kleiner Junge den Wunsch gehegt, Koch auf einem Schiff zu werden. Marvin erfüllte sich diesen Traum: Zunächst war er zwei Jahre Smut auf einer Fregatte, dann folgte der Wechsel in das U-Boot-Geschwader. Auf einem U-Boot der Klasse 212 A, einem der modernsten U-Boote der Deutschen Marine, sorgt er für das leibliche Wohl der Besatzung. 30 bis 35 hungrige Mäuler gilt es Tag für Tag zu stopfen. Wie wertvoll es ist, mit wenig Aufwand und Mitteln abwechslungsreich backen zu können, weiß er dennoch ganz genau. „Der Platz auf einem U-Boot ist nicht nur in der Kombüse sehr begrenzt, sondern auch in den Vorratskammern“, weiß der junge Smut. An Bord mache er alles von Hand. In seiner Kombüse habe nicht einmal eine Küchenmaschine Platz. „Schon vor der ersten Weiterbildung hier in Plön habe ich viel gebacken. Die Ergebnisse waren danach aber viel besser.“ Das weiß nicht nur er, sondern auch die Besatzung bestätigt das: „Deine Brötchen sind die Besten.“ Viele Sachen, die in der Lehrbäckerei gemacht werden, kann er in seiner knapp sechs Quadratmeter kleinen Küche nicht machen. „Das Handwerk nehme ich aber wieder sehr gern mit.„

Seemannssonntag in der Lehrbäckerei

„Donnerstag ist bei uns ‚Großkampftag‘“ erzählt Ausbilder André S. An der Marineunteroffizierschule in Plön ist der Donnerstag traditionell der sogenannte Seemannssonntag. An einem solchen gibt es in der Truppenküche neben den gewohnt frischen Broten und Brötchen auch Kuchen und süße Teilchen. In der Lehrbäckerei laufen dann die Kombidämpfer und Etagenofen auf Hochtouren im Dauerbetrieb. Auch sonst herrscht reges Treiben: Blechkuchen raus, Brote rein. Streuselteilchen, die morgens gebacken wurden, werden mit Zuckerguss und Puderzucker überzogen. Während die Rührmaschine einen Laugenteig für Brezeln knetet, stellt ein Trainingsteilnehmender eine große Schüssel Marzipan mit Eiweiß und Puderzucker auf den Tisch. Salami- und Schinkenreste vom Frühstück werden gewürfelt, Würstchen quer eingeschnitten und Kochschinkenscheiben halbiert. Am Ende des Ausbildungstages sind alle Backwaren und süßen Teilchen auf den Punkt fertig. Die Smuts haben Fertigkeiten an die Hand bekommen, auch einen Großkampftag an Bord, den Seemannssonntag, zu meistern und die Schiffsbesatzung so zu motivieren.

  • Drei Soldaten stehen an einem Arbeitstisch und rollen Teigstangen.

    Eigeninitiative ist gewünscht. Ausbilder S., hier links im Bild, nimmt sich im Laufe des Trainings immer mehr zurück und steht meist schon am dritten Tag nur noch beratend zur Seite.

    Bundeswehr/Carmen Meis
  • Zwei Soldaten formen aus einem Teig Brezeln.

    Aus einem Grundteig sollen möglichst viele und abwechslungsreiche Waren hergestellt werden. Der Platz an Bord ist begrenzt und damit auch die Warenvielfalt.

    Bundeswehr/Kathleen Maderthoner
  • Teigstangen mit Käse und Wurst liegen auf einem Tisch.

    Drei Mahlzeiten sind jedem bekannt. Bei der Marine gibt es mit dem Mittelwächter eine Vierte: Eine Stärkung für wachhabendes Personal um Mitternacht. So könnte eine solche Kleinigkeit aussehen.

    Bundeswehr/Carmen Meis
  • Ein Soldat steht in einer Kombüse einer U-Boot-Küche.

    Kochen und backen auf kleinstem Raum. Dabei sei es egal, auf welchem U-Boot Marvin eingesetzt ist. In jeder Kombüse fände er die Sachen am gleichen Platz.

    Bundeswehr/Carmen Meis
  • Zuckerguss wird über Streuselplunder gegossen.

    Ein Teig, unzählige Gaumenfreuden. Auch süße Teilchen, wie diese Streuselplunder, werden aus dem Grundteig gefertigt.

    Bundeswehr/Carmen Meis
von Kathleen Maderthoner  E-Mail schreiben

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