Pony Express: Material rollt für DEFENDER-Europe 20
Pony Express: Material rollt für DEFENDER-Europe 20
- Datum:
- Ort:
- Mannheim
- Lesedauer:
- 3 MIN
Es ist eine Reise in vielen Etappen: Das benötigte Material für die Großübung DEFENDER-Europe 20 über große Entfernungen möglichst effektiv und vor allem pünktlich in Niedersachsen verfügbar zu haben, ist die größte militärlogistische Herausforderung der letzten 30 Jahre. Ein „Baustein“ dazu ist der Pony Express.
Viele Güter so schnell wie möglich über große Distanzen zu transportieren ist eine der zentralen Herausforderungen während der Großübung DEFENDER-Europe 20. Die USUnited States-Streitkräfte brauchen dazu die Unterstützung ihrer Verbündeten. In erster Linie ist nun innerhalb der Bundeswehr die Streitkräftebasis gefragt, weil die notwendigen Transporte fast ausschließlich durch Deutschland führen. Der zweitgrößte Organisationbereich der Bundeswehr ist zuständig für den Host Nation Support – so nennt das Militär die Hilfen der gastgebenden Nation – und verfügt über die notwendigen, logistischen Fähigkeiten. Für die Koordination der Transporte in Deutschland ist das Logistikbataillon 171 in Burg verantwortlich. Den „Pony Express“ von Mannheim nach Fritzlar übernimmt das Logistikbataillon 461 aus Walldürn.
Eingespielte Routine
Dabei handelt es sich um den Transport wichtiger Versorgungsgüter – vom Verbandmaterial bis zum Panzermotor – aus den USUnited States-amerikanischen Depots in Süddeutschland in den Übungsraum nach Niedersachsen. Eines dieser Materiallager befindet sich in den Coleman Barracks nahe Mannheim. Dort hat sich die 5. Kompanie des Logistikbataillons 461 aus Walldürn für mehrere Wochen eingerichtet. Die Soldatinnen und Soldaten schlafen in der Sporthalle auf Feldbetten, jederzeit bereit, einen der wichtigen Transporte zu übernehmen. Welche das sind, regelt der Transportzugführer Oberleutnant Tom Rengshausen in enger Abstimmung mit den Amerikanern sowie dem Logistikkommando der Bundeswehr.
Was ist der Pony Express?
Die Transporte folgen einer alten Idee, welche bezeichnender Weise in den USA erfunden wurde. In den 1860er Jahren war der Pony-Express ein als Reiterstafette organisierter Postbeförderungsdienst. Er stellte die schnellste Postverbindung in Nordamerika dar. Reiter übergaben an mehreren Stationen auf der rund 3.000 Kilometer langen Route durch die Prärie ihre Fracht immer an den ausgeruhten Reiter mit frischem Pferd weiter. So war die Post ohne lange Unterbrechungen immer unterwegs.
So ähnlich funktioniert auch der Materialtransport für DEFENDER-Europe 20. Während viele tausend Tonnen Fahrzeuge und Material auf Transportschiffen über den Atlantik nach Bremerhaven gelangen, wird das Frachtgut aus den Depots auf der Straße befördert. In den Coleman Barracks nehmen die Transportsoldaten die in Containern verstaute Fracht auf. Die fünfte Kompanie ist dazu mit sogenannten handelsüblichen Lastkraftwagen und Aufliegern ausgerüstet, ähnlich derer ziviler Speditionen. Die international gängige Maßeinheit in der Logistik sind die 20 Fuß Container. Zwei Stück davon kann ein LKW aufnehmen.
Freie Fahrt: Die Polizei unterstützt
Die Fahrt führt nachts von Mannheim nach Fritzlar in Hessen, einem Stützpunkt der deutschen Heeresflieger. „Nachts sind die Straßen frei und wir stören den zivilen Verkehr nicht“, erklärt Oberleutnant Rengshausen die Nachtfahrten. Hilfe erfahren die militärischen Spediteure von der Polizei. Die Beamten sichern mit Streifenwagen jeden Konvoi ab und warnen den zivilen Verkehr. Auch das gehört zum Host Nation Support. Jeden Abend ab 22:00 Uhr lenken seine Soldatinnen und Soldaten die Fracht über die Autobahn. Pro Stunde startet eine Kolonne, bestehend aus je fünf Lastzügen. Um 1:00 Uhr am nächsten Morgen die letzte. Rund vier Stunden später übergeben die „Trappos“ ihre Ladung an die wartenden Amerikaner. Deren Umschlagkräfte verteilen diese auf eigene LKW, die unmittelbar danach in Richtung Bad Fallingbostel und den Truppenübungsplatz Bergen aufbrechen. Damit ist das Material in der Regel noch vor dem einsetzenden Berufsverkehr an Ort und Stelle und war so ohne lange Verzögerung ständig in Bewegung. Die Frauen und Männer der „Fünften“ sind dann bereits wieder in Mannheim und ruhen sich aus für den nächsten Pony Express nach Fritzlar.
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