Streitkräftebasis
Militärische Transporte

Logistikzentrum Wilhelmshaven: „Hier brummt es gerade richtig“

Logistikzentrum Wilhelmshaven: „Hier brummt es gerade richtig“

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Multinationale Übungen, Transporte von Material und Personal und auch Besuche ausländischer Streitkräfte auf deutschen Truppenübungsplätzen werden im Logistikzentrum Wilhelmshaven verkehrstechnisch vorgeplant und bearbeitet.

Bundeswehrfahrzeuge und Soldaten sind nachts auf einer Straße unterwegs.

Nachtmarsch: Wenn deutsche Kräfte wie hier bei der Übung NOBLE JUMP verlegen, werden Zeiten und Streckenverlauf vorher im Logistikzentrum Wilhelmshaven geprüft und koordiniert

Bundeswehr/Maximilian Schulz

„Treffen sich zwei Verbände auf der Kreuzung…“ Was klingt, wie der Beginn eines Witzes, wäre für eingefleischte Logistikprofis ein Albtraum. Dieses „Treffen auf der Kreuzung“ wäre nämlich gleichbedeutend mit einem Riesenfehler in der Planung einer militärischen Verlegung. Dafür, dass solche Fehler nicht passieren, ist das Logistikzentrum Wilhelmshaven zuständig. Egal, ob bei Truppenverlegungen, Übungen oder Unterstützungseinsätzen nach Unglücks- oder Katastrophenfällen - wann immer sich Soldatinnen und Soldaten mit militärischen Fahrzeugen in oder durch Deutschland bewegen, müssen die Wilhelmshavener diesem Marsch ihren Segen geben. Sprich: einen Marschkredit vergeben. Aus dieser Kombination aus Zahlen und Buchstaben lässt sich herauslesen, wann und in welchem geografischen Bereich ein Transport ablaufen soll und von welcher Nation er durchgeführt wird. Der Marschkredit wird mit Kreide auf jedes zu bewegende Fahrzeug geschrieben – er macht den Truppenteilen eindeutige Vorgaben, um den Militärverkehr möglichst harmonisch in den zivilen Straßenverkehr zu integrieren und auch militärische Marschbewegungen zu koordinieren – er ist quasi das Reiseticket für Panzer, Lkw und Co.

Der lange Weg zum Marschkredit

Korvettenkapitän Benjamin R. sitzt am Schreibtisch.

Korvettenkapitän Benjamin R. ist Sachgebietsleiter im Logistikzentrum. Hier werden unter anderem militärische Verlegungen in Deutschland geplant – sowohl von deutschen wie auch von ausländischen Truppen.

Bundeswehr/Pascal Pottmeier

Einfach einsteigen und losfahren? Funktioniert nicht, wenn sich Militärfahrzeuge durch Deutschland bewegen wollen. „Bestimmte Märsche müssen zuvor bei uns im Logistikzentrum von der Truppe angemeldet werden“, erklärt Korvettenkapitän Benjamin R. aus der Abteilung Verkehr und Transport. „Wichtig ist dabei zum Beispiel, ob es sich um Schwertransporte handelt und ob die Verkehrsinfrastruktur bereits durch andere Truppenteile belegt ist. “ Es wäre fatal, wenn sich plötzlich Marschteilnehmer zweier Verbände auf einer Kreuzung treffen würden – siehe oben. 

„Es brummt gerade gewaltig“

Ein Begleitfahrzeug mit der Aufschrift „Schwertransport“ fährt neben einem Schwerlasttransport mit Kettenfahrzeugen.

Militärische Schwerlasttransporte können nur auf ausgewählten Strecken und zu bestimmten Zeiten stattfinden

Bundeswehr/Roland Alpers

Ist der Zeitraum für einen Transport geklärt, suchen die Logistikprofis nach der kürzesten und günstigsten Strecke – „denn natürlich können wir nicht mit jedem Fahrzeug über jede Straße fahren“, sagt Benjamin R. Besondere Herausforderung: Großraum- und Schwertransporte. Die schwerste Transportkombination der Bundeswehr aus dem SLT Mammut und dem Kampfpanzer Leopard 2 bringt rund 120 Tonnen auf die Waage. Da muss man schon sehr genau wissen, welche Brücke einer solchen Belastung standhält. „Deshalb ist es wichtig und auch gesetzlich vorgeschrieben, dass wir eng mit den jeweils zuständigen Straßenverkehrsbehörden zusammenarbeiten“, erklärt Korvettenkapitän Benjamin R. Im Vorlauf eines Marsches muss also ein kompliziertes Räderwerk in Gang gesetzt werden, bei dem zivile Behörden und militärische Partner Hand in Hand arbeiten. Wie viele dieser Marschkredite jährlich in Wilhelmshaven vergeben werden? R. lächelt: „Rund 34.000 waren es im vergangenen Jahr.“ Dieses Jahr werden es aufgrund der sicherheitspolitischen Lage wohl mehr. „Es brummt gerade ganz gewaltig.“

Die Tücken der Umsetzung

Militärfahrzeuge überqueren auf einer Schnellbrücke die Weser.

Übungen wie der KÜHNE WETTINER binden im Vorfeld viel Personal im Logistikzentrum Wilhelmshaven. Hier wird während der Übung die Weser auf einer Schnellbrücke überquert.

Bundeswehr/Andre Klimke

Viel Arbeit für das Team in Wilhelmshaven. „Aber die Praktiker bei uns und bei den zivilen Genehmigungsbehörden wissen ganz genau, was überhaupt wo möglich ist“, sagt der Korvettenkapitän. Wenn die Truppe am Ende des Planungsprozesses ihren Marschkredit und den zivilen Genehmigungsbescheid in den Händen hält, ist die Marschbewegung oft an einen umfangreichen Auflagenkatalog gekoppelt. Darin wird neben der Streckenführung auch festgelegt, in welchen Zeiten sich der Marsch bewegen darf.

Manchmal muss nur der Berufsverkehr umgangen werden, dann wieder wird ein Nachtfahrgebot von 22 bis 6 Uhr ausgesprochen. Auch eine eventuelle Begleitung des Marsches durch Feldjäger oder die Polizei auf bestimmten Streckenabschnitten wird hier geregelt. Wenn dann alle Vorbereitungen getroffen sind, kann es heißen „Kolonne Marsch“. Zurücklehnen ist im Logistikzentrum dann allerdings nicht angesagt. „Man kann so gut planen wie man will, irgendwas kann dann doch ganz plötzlich schieflaufen.“ Auf einmal gibt es Baustellen, die vorher nicht bekannt waren. Fahrzeuge bleiben auf der Strecke liegen und müssen abgeschleppt werden. „Dann wird nachgesteuert und der Marsch kann abgeschlossen werden“, sagen die Fachleute in Wilhelmshaven.

von Andrea Hilscher  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema