Logistiker kämpfen im Gefechtsübungszentrum Heer
Logistiker kämpfen im Gefechtsübungszentrum Heer
- Datum:
- Ort:
- Letzlingen
- Lesedauer:
- 3 MIN
Das Logistikbataillon 461 übt den Kampf im Gefechtsübungszentrum Heer. In einem Szenario der Bündnisverteidigung beweisen die Soldatinnen und Soldaten nicht nur, dass sie Logistik beherrschen, sondern zeigen auch ihr Können im infanteristischen Kampf.
„Beschuss von vorne“, ertönt es aus den Funkgeräten. Hauptfeldwebel Jurij M., Zugführer eines Schwerlastzuges, kommt ins Schwitzen. Er hat den Halt befohlen und nun schießen feindliche Partisanen aus der Deckung auf seinen Konvoi. Rauch steigt unter dem ersten Lastkraftwagen auf. Der Gegner lässt nicht nach. Die feindlichen Kräfte nutzen Bäume als Deckung und schalten zielsicher Jurijs M.‘s Kameraden aus. Eine desaströse Situation. Er und seine Truppe stehen in der Falle. Der Hauptfeldwebel aus Walldürn muss eine Entscheidung treffen. „Rückwärts Marsch!“ Mit Vollgas weichen die Soldatinnen und Soldaten rückwärts aus. 100 Meter entfernt steht ein Schiedsrichter aus dem Gefechtsübungszentrum Heer am Wegesrand, runzelt die Stirn und schreibt auf sein Clipboard.
Logistikprofis üben das Gefecht
Das Logistikbataillon 461 aus dem baden-württembergischen Walldürn ist für zwei Wochen in das Gefechtsübungszentrum gereist. Mit rund 500 Soldatinnen und Soldaten aus allen Kompanien trainieren sie auf dem Truppenübungsplatz Altmark. Dort üben sie ihren logistischen Auftrag und den infanteristischen Kampf. Im Vergleich zu den Infanteriekräften der Bundeswehr liegt der Fokus des Logistikbataillon der Streitkräftebasis im täglichen Dienst auf der Versorgung der Truppe. Die Soldatinnen und Soldaten transportieren Güter wie Kraftstoff, reparieren Fahrzeuge und liefern Ersatzteile an sämtliche Teilstreitkräfte der Bundeswehr. Nichtsdestotrotz müssen sie auch kämpfen können – insbesondere in einer Zeit, in der wieder Krieg in Europa herrscht. Im Gefechtsübungszentrum trainieren sie für den Einsatz in einem Bündnisfall und müssen ihre Fähigkeiten zum Kampf beweisen.
Oberstleutnant Mark Sterk, der Kommandeur des Bataillons, hat klare Erwartungen an seine Truppe. Er will sie fit machen für die Landes- und Bündnisverteidigung. Sein Bataillon hat gemäß der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Planungen eine wichtige Rolle in der Versorgung von Heerestruppen.
Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen
Konstruktive Kritik der Schiedsrichter
Hauptfeldwebel Jurij M. ist geknickt. Die Schiedsrichter haben die Übung nach dem Hinterhalt unterbrochen. Anschließend haben sie detailgenau aufgezeigt, warum der Halt im Waldgebiet schlecht gewählt war und den Angriff der Partisanen begünstigte.
„Der Feind konnte sich durch den Wald einfach annähern. Es war ungeschickt, den Konvoi hier zu halten“, stellt auch Jurij M. in der Zwischenbesprechung fest. Er und sein Zug standen viel zu dicht gedrängt auf dem Waldweg und waren so ein leichtes Ziel für die professionellen Feindkräfte aus dem Gefechtsübungszentrum.
Doch von solchen kleinen Rückschlägen während der Übung lassen sich die Soldatinnen und Soldaten aus Walldürn nicht unterkriegen. Sie sind hochmotiviert. Sie wissen, dass sie hier die Möglichkeit haben in einem realistischen Szenario der Bündnisverteidigung geschult zu werden. Dabei müssen sie all das leisten, was sie in Friedenszeiten ohnehin beherrschen: Kampfpanzer betanken, Munition liefern und Großgerät bergen – nur jetzt unter Gefechtsbedingungen.
Für Jurij M. läuft es im nächsten Durchgang besser. Mit seinen Kräften formt er auf einer großen Freifläche eine Wagenburg. Der Feind kann sich dieses Mal nicht ungesehen nähern. Die Soldatinnen und Soldaten können ihn schnell und effektiv mit lafettierten Maschinengewehren bekämpfen. Ein Erfolg für die Ausbildungsgruppe und die Schiedsrichter.
„Die Soldatinnen und Soldaten haben hier eine unheimliche Lernkurve gezeigt“, bescheinigt Oberstleutnant Mark Sterk seinen Frauen und Männern. Für ihn ist es sehr wichtig, dass seine Logistik-Profis nicht nur ihr Handwerk bei Transport, Nachschub und Instandsetzung beherrschen, sondern gleichzeitig auch den infanteristischen Kampf. Für den effektiven Einsatz in der NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force ein entscheidendes Kriterium. Im echten Gefecht gibt es keine Schiedsrichter, die das Szenario bei Fehlern unterbrechen, diese pädagogisch geschult ansprechen und in einem weiteren Durchgang eine neue Chance geben.
Auf die Rückfrage, ob Jurij M. zufrieden mit der eigenen Leistung und der seiner Soldatinnen und Soldaten ist, sagt er: „Zufrieden bin ich erst, wenn alles perfekt ist – und da sind wir noch nicht.“ Eine gute Einstellung, schließlich geht es bei einem echten Einsatz für die Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis um Leben und Tod.