Logistik und Technik im hohen Norden: Die Torpedoteststation
Logistik und Technik im hohen Norden: Die Torpedoteststation
- Datum:
- Ort:
- Schleswig-Holstein
- Lesedauer:
- 3 MIN
Als ortsfeste logistische Einrichtung der Streitkräftebasis ist das Munitionsversorgungszentrum Nord im schleswig-holsteinischen Laboe Teil des nachgeordneten Bereichs des Logistikkommandos der Bundeswehr. Beim Umgang mit teils hochkomplexer Munition sind fachkundige militärische und zivile Spezialisten gefordert.
30 Tage auf See sind vergangen. Die U-Boot-Besatzung GOLF, eines der Unterseeboote des Typs 212A der Deutschen Marine, ist wieder in der Heimat. Sie haben Torpedos an Bord. Torpedos, liebevoll auch „Aale“ genannt, auf See mitgeführt, werden lediglich simuliert abgefeuert. Nur in einer Situation dürfen sie scharf eingesetzt werden: wenn sich das U-Boot verteidigen muss. Am Ende mehrtägiger Seefahrten müssen die Torpedos entladen und eingelagert werden. Sensoren und Mechanik der Entladesysteme werden noch vor der Entladung an Bord geprüft. Dann werden die Torpedos aus dem Munitionsbehältnis in die Entladevorrichtung gehoben und durch diese herausgezogen.
Zivil-militärisches Zusammenspiel
Zivile Fachkräfte des Marinearsenals stehen bei diesem Vorgang zur Verfügung und unterstützen die Besatzung, um bei Störungen am System in die Störungsbehebung überzugehen. Vor der Entladung erfolgt keine gesonderte Prüfung des Torpedos an sich, da dieser auf dem U-Boot kontinuierlich in seinem technischen Zustand überwacht wird. Die Arbeit an dem Waffensystem ist in doppeltem Sinne schwere Arbeit: Bei einem Torpedogewicht von 1.770 Kilogramm ist höchste Achtsamkeit geboten, wenn die Torpedos über einen Kran auf die Pier gehoben werden. Insgesamt dauert der Be- und Entladevorgang pro Torpedo ungefähr eine Stunde.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Nachdem die Torpedos von der Pier zur Teststation transportiert sind, werden sie vor der Einlagerung auf Schäden und ihre Systemfunktion überprüft. Die Arbeiten werden dabei von Zivilangestellten unter der Leitung von Soldatinnen und Soldaten durchgeführt. Dazu gehören sowohl eine optische Prüfung auf Beschädigungen, die während der Entlade- und Transportvorgangs aufgetreten sein können, als auch eine technische Überprüfung am Teststand. Aus Sicherheitsgründen wird der Torpedo währenddessen geerdet, um eine statische Ladung zu vermeiden. Die Eingangsuntersuchung vor der Einlagerung im Munitionsbunker dauert ungefähr 15 Minuten. Bevor ein Torpedo aus dem Munitionsbunker zu einem U-Boot gebracht wird, erfolgt wie bei der Einlagerung eine Kontrolle. Sodann führt die U-Boot-Besatzung, die den Torpedo empfängt, nochmals eine Prüfung bei der Beladung durch, um auszuschließen, dass beim Transport Beschädigungen aufgetreten sind – erst dann wird der Torpedo im U-Boot verstaut.
Wartung, Lagerung, Konfiguration
Die Torpedoteststation überprüft und wartet nicht nur die Torpedos, sondern konfiguriert sie je nach Auftrag und Einsatzzweck. Damit sind die Mitarbeitenden der Teststation nicht nur Fachleute, sondern auch Dienstleistende für die U-Boot-Besatzungen. Vom Schlosser bis zum Elektroniker, Elektromechaniker und Mechaniker sind viele Qualifikationen in der Torpedoteststation beheimatet. Voraussetzung für die Einstellung ist eine zivilberufliche Qualifikation. Die weitere Ausbildung erfolgt am Arbeitsplatz. Darüber hinaus finden Weiterbildung und Schulungen in Verbindung mit dem Torpedohersteller statt.
Logistik am Meer
Die Torpedoteststation ist Teil des Munitionsversorgungszentrums Nord in Laboe, das wiederum eine Dienststelle aus dem nachgeordneten Bereich des Logistikkommandos der Bundeswehr ist. Das Munitionsversorgungszentrum Nord stellt im Inlandsdienst und im Einsatz die Versorgung von Truppenteilen und Dienststellen mit Munition sicher. Dabei wird auch die Koordinierung der Versorgung der Deutschen Marine mit jeglicher Art von Munition sichergestellt. Insgesamt obliegt dem Munitionsversorgungszentrum Nord die regionale Versorgung von Bundeswehrdienststellen im gesamten norddeutschen Raum. Damit steht es beispielhaft für den Bereich des Logistikkommandos der Bundeswehr als „Dienstleister“ und „Möglichmacher“ für die Truppe.