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Hilfeleistung im Wald – Bundeswehr unterstützt im Kampf gegen das Waldsterben mit der „Operation Borkenkäfer“

Hilfeleistung im Wald – Bundeswehr unterstützt im Kampf gegen das Waldsterben mit der „Operation Borkenkäfer“

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Mehrere Menschen mit Presse im Wald

Pressekonferenz in Straßberg, Harz und erste Vorort Erkundung mit dem MP Dr. Rainer Haseloff, IM Holger Stahlknecht u. Kdr LKdoLandeskommando ST Oberst Halvor Adrian.

Bundeswehr

Der Startschuss für die „Operation Borkenkäfer“ fiel am 17. September 2019 in Straßberg (Ortsteil Harzgerode) im Ost-Harz. Ministerpräsident Dr. Rainer Haseloff, Innenminister Holger Stahlknecht, Umweltstaatssekreter Dr. Ralf-Peter Weber und der Kommandeur des Landeskommando Sachsen-Anhalt der Bundeswehr Oberst Halvor Adrian luden mitten im Wald in Straßberg die Medien zu einem ersten Informationsaustausch ein. Ziel war es, die ersten Erkundungskräfte der Bundeswehr zu begrüßen und sich über den anstehenden Einsatz im Kommunal- und ggf. im Privatwald vor Ort zu informieren.

Warum ist die Bundeswehr im Einsatz?

Zwei Soldaten im Wald bei Holzarbeiten

Die Soldaten waren dafür verantwortlich, dass die gefällten Bäume zuerst entastet und dann entrindet wurden.

Bundeswehr

Ursache für die Bundeswehr-Unterstützung ist die sehr schlechte Situation des Harzwaldes, der durch Trockenheit und den vergangenen warmen Winter mit der Überpopulation des Borkenkäfers zu kämpfen hatte. Die Bundesministerin der Verteidigung hatte mit Schreiben vom 17. August 2019 gegenüber dem Ministerpräsidenten auf die Hilfeleistungsmöglichkeiten der Bundeswehr hingewiesen. Der Ministerpräsident hatte daraufhin den für die zivil-militärische Zusammenarbeit zuständigen Innenminister Holger Stahlknecht beauftragt, sich hinsichtlich der Hilfsmöglichkeiten durch die Bundeswehr mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie abzustimmen. Was folgte, waren drei Hilfeleistungsanträge des Landes Sachsen-Anhalt, die über das Landeskommando Sachsen-Anhalt an das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin zur Entscheidung weitergeleitet wurden. Mit Zustimmung begann dieser Einsatz am 23. September 2019.

Für das Hilfeleistungsersuchen des Landes an die Bundeswehr wurde durch die Arbeitsgruppe die Unterstützungsanforderung präzisiert und folgende drei Bereiche definiert:

  • Erkennen, Markieren und Verorten von befallenen Bäumen im Gelände 
  • Entasten, Entrinden von befallenen Bäumen
  • Gangbarmachen von Waldwegen

Was haben die Soldatinnen und Soldaten im Wald konkret gemacht?

Zwei Soldaten im Wald bei Holzarbeiten

Soldat beim Entrinden eines gefällten Baumes.

Bundeswehr

Nach getroffener Entscheidung waren die Soldaten eingesetzt, um durch die Forstbetriebe gefällten Bäume zu entasten, zu entrinden, nach Maß zu zersägen und Baumrinde zu verbrennen. Im Schwerpunkt wurde hier mit ca. 70 Soldaten aus Burg (Logistikbataillon 171) und Beelitz (Logistikbataillon 172) im Landkreis Harz in den drei Waldgebieten bei Schierke, Ilsenburg und Straßberg (Harzgerode) gearbeitet.
Die Koordinierung des Einsatzes und die Absprachen mit der eingesetzten Truppe führte das Landeskommando Sachsen-Anhalt durch, das zudem ein Verbindungselement vor Ort eingerichtet hatte. In enger Abstimmung mit den Forstbetrieben und mit fachlicher Beratung/Begleitung durch das Landeszentrum Wald wurden in einem ersten Schritt die befallenen Bäume durch Forstarbeiter gefällt und anschließend durch die eingesetzten Soldaten mit Kettensägen, ggf. auch mit Äxten entastet.

Als nächster Schritt folgte das Entfernen der Rinde mit Schäleisen, die den Soldaten durch die Forstbetriebe bereitgestellt wurden. Je nach Zustand des Baumes bzw. der Baumrinde war es zudem notwendig, die Rinde zu verbrennen; auch das führten die Soldaten unter Anleitung der Forstmitarbeiter durch. Teilweise wurden die „geschälten“ Bäume auf die entsprechenden Maße, die für das Lagern und den weiteren Abtransport notwendig sind, zurechtgesägt.

Das „Drum-Herum“

Unterkunft und Verpflegung wurde durch das Bundesland Sachsen-Anhalt in der ehemaligen ZAST (Zentrale Anlaufstelle) in Quedlinburg bereitgestellt, die zu Beginn mit Betten, Tischen, Stühlen und Spinden ausgestattet werden musste. Die Verpflegung wurde durch das Land über einen Caterer sichergestellt. Frühstück und Abendessen fand in Quedlinburg statt, die warme Mittagsverpflegung wurde in den Wald gebracht. 

Die Bilanz

Zunächst auf 4 Wochen begrenzt wurde der Einsatz Anfang Oktober bis zum 31.10.2019 verlängert. Somit war Montag, 28. Oktober 2019 der „letzte“ Arbeitstag im Wald. Mit einem „Wir-sagen-Danke“-Frühstück, das das Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt spendierte, wurde der Einsatz nach 9500 Personenstunden und ca. 750 bearbeiteten Bäumen beendet. 

Bundeswehr-Einsatz auch im Bundesland Sachsen

Mehrere Soldaten und ein Filmteam im Wald bei der Verbrennung von Holz

Großes Medieninteresse war stets gegeben. Hier mit einer TV-Produktionsfirma für ZDF Terra X, die im Rahmen einer Dokumentation über den deutschen Wald Soldaten bei dem Verbrennen der Rinde filmten.

Bundeswehr

Auch im Bundesland Sachsen war die Hilfeleistung durch die Bundeswehr gegeben. Die Soldaten hatten den Staatsbetrieb einen Monat lang bei den Arbeiten im Wald unterstützt. Ihr Einsatz endete am 27. September und hatte am 27. August begonnen. Koordiniert durch das Landeskommando Sachsen, hatten die Soldaten in den Forstbezirken Marienberg, Bärenfels, Chemnitz, Eibenstock, Neustadt, Neudorf und Dresden den Mitarbeitern des Staatsbetriebs Sachsenforst geholfen, vom Borkenkäfer befallene Fichten zu finden, zu entrinden und zu entasten.
In den 11.283 geleisteten Arbeitsstunden wurden durch sächsische Soldatinnen und Soldaten mehr als 2500 Fichtenstämme entrindet, was die weitere Ausbreitung der Borkenkäfer an diesen Stellen verhinderte. Mehr als 7000 laufende Meter Wildschutzzäune wurden instandgesetzt bzw. abgebaut. Rund 8,5 Kilometer Waldwege wurden geräumt. Auf rund 20 Hektar Waldfläche wurde der Käferbefall erfasst.
 

Hier gut sichtbar die Larven des Borkenkäfers (weiß). Um die Larven am Schlüpfen zu hindern, muss die Rinde – unter Aufsicht – verbrannt werden.

Für die Amtshilfe der Bundeswehr waren in den vier Wochen insgesamt 113 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Sie kamen vom Panzergrenadierbataillon 371 »Marienberger Jäger«, der Unteroffizierschule des Heeres aus Delitzsch, der Panzergrenadierbrigade 37 in Frankenberg und von der Dresdner Offizierschule des Heeres. Außerdem waren Motorkettensägentrupps des Versorgungsbataillons 131 aus dem thüringischen Bad Frankenhausen, des Panzerpionierbataillons 701 aus Gera, des Panzerbataillons 393 aus Bad Frankenhausen sowie des Aufklärungsbataillons 13 aus Gotha im Einsatz, um beim Entasten der bereits gefällten Bäume zu helfen.

Amtshilfe – nicht nur im Wald!

Die Bundeswehr kann auf Antrag der zuständigen zivilen Behörden Amtshilfe oder im Katastrophenfall »Katastrophenhilfe« leisten. Für den Kampf gegen die Borkenkäfer-Plage hatte die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, Unterstützung in Form von technischer Amtshilfe zugesagt. Katastrophenhilfe hat die Bundeswehr in Sachsen und Sachsen-Anhalt in der Vergangenheit bereits bei Waldbränden und Hochwasser geleistet.

von Sarah Mechenich  E-Mail schreiben

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