Heeresmusikkorps Ulm beim Tattoo in Schweden 2022
Heeresmusikkorps Ulm beim Tattoo in Schweden 2022
- Datum:
- Ort:
- Schweden
- Lesedauer:
- 5 MIN
Das Heeresmusikkorps Ulm reiste im Juli 2022 nach Schweden zum Eksjö Tattoo. Platzkonzerte und Musikshows bei traumhaftem schwedischem Sommerwetter standen auf dem Programm.
Ein Erfahrungsbericht der freiwillig Wehrdienstleistenden Flötistin Marion Weber
Im Frühjahr 2022 stand es offiziell fest: Das Heeresmusikkorps Ulm würde im Sommer zum Tattoo nach Eksjö in Schweden reisen. Als ich erfuhr, dass ich mitfahren durfte, freute ich mich unglaublich. Auch wenn unser Chef bereits lange im Voraus die Musikshow entworfen und die Musikstücke arrangiert hatte, begann die intensive musikalische Vorbereitung für das Musikkorps gute eineinhalb Monate vor dem Flug nach Schweden. Das Medley für die Musikshow – eine bunte Mischung aus Unterhaltungsmusik von Udo Jürgens, dem Medley 80er Kult(tour) und Voyager von „Two steps from hell“ – wurde ausgeteilt, geprobt und bald danach wurden Aufnahmen angefertigt. Deshalb hieß es für uns üben, üben, üben. Bis zu drei Mal in der Woche, zwischen Appellen, Konzerten fanden vormittags die sogenannten Tattoo-Proben statt. Zunächst übten wir nur die Schritte und Formationen, während die Musik vom Band lief Mit der Zeit wurden die Instrumente zur Hand genommen und Musik mit Schritt übereinander gebracht.
Für mich, die noch nie etwas in diese Richtung gemacht hatte, war das herausfordernd und ganz schön verwirrend am Anfang. Doch es hat sehr schnell wahnsinnig viel Spaß gemacht. Da hatten sich die drei Jahre Tanzkurs wahrscheinlich doch gelohnt. Besonders beeindruckend war es, die Fortschritte zu sehen, die jede und jeder einzelne machte. Der Feinschliff machte dann am Ende eine tolle Show daraus.
Auf nach Schweden
Schließlich hieß es Ende Juli dann: Packen. Uniform, Instrumente, Noten und Privatsachen, alles musste in die Busse geladen werden, die dem Musikkorps voraus nach Schweden fuhren. Nachmittags betraten wir erstmals schwedischen Boden, als unser Flieger in Jönköping landete und wir von dort aus zu unserem Hotel in Nässjö gebracht wurden. Dort trafen wir schließlich unsere Busse wieder. Kaum hatten wir die Zimmer bezogen und ein wenig die Stadt erkundet, machten wir uns auch gleich auf den Weg zur schwedischen Kaserne in Eksjö. Dort sollte in der Cafeteria ein Welcome-Dinner für alle Teilnehmenden des Tattoos stattfinden. Nach ein paar kurzen Begrüßungsreden und dem Austausch von Gastgeschenken, konnten wir die schwedische Militärküche kosten, die ausgesprochen lecker war.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück gleich wieder nach Eksjö. Dort schauten wir uns zum ersten Mal den Ort des Geschehens an: Ein großer Platz mit der Eksjö Kyrka (Kirche) als Hintergrund. Da das Musikkorps gebeten wurde, nach seiner eigentlichen Show noch eine schwedische Sängerin bei zwei Stücken zu begleiten, stand zunächst noch diese Gesangsprobe an.
Die erste Show vor Publikum
Nach einer Probe mit allen Orchestern für das große Finale und einer Generalprobe von unserer eigenen Show, war es dann endlich so weit: Der normale Dienstanzug musste der Showuniform weichen und nach wochenlangem Proben wurde es ernst. Vor unserem Einsatz hörten wir von außerhalb der Arena zunächst den Letten und danach der Musik eines tschechischen Drillteams zu, bevor wir uns für den Einmarsch aufstellten. Auch wenn ich davor noch ruhig war, schnellte mein Adrenalinpegel spätestens als die Tore geöffnet wurden in die Höhe. Aber unser Auftritt machte unheimlichen Spaß und auch die Stücke mit der schwedischen Sängerin waren ein schönes Extra. Nach unserem Ausmarsch und den Parts der anderen Gruppen, sammelten sich noch einmal alle Musikerinnen und Musiker auf dem Platz und präsentierten ein großes Finale mit acht Stücken. Die einzelnen Gruppen wurden unter großem Applaus verabschiedet und schon war die erste Musik Show in Schweden vorbei.
Repräsentation der deutschen Militärmusik
Am Freitag fuhren wir nach Jönköping und gaben dort beim „Roselunds Herrgard“ ein Platzkonzert mit einer bunten Mischung aus Marsch- sowie Unterhaltungsmusik zum Besten. Die Kulisse war dabei besonders spektakulär, denn wir waren nur wenige Meter vom Vättern entfernt – Schwedens zweitgrößtem See (ganze 143 Kilometer lang). Abends spielten wir dann die zweite Musikshow, die ebenfalls ein voller Erfolg war. An diesem Abend gingen wir freiwillig Wehrdienstleistende nicht gleich wieder mit zurück zum Hotel, sondern blieben noch ein wenig in Eksjö. Dort im Stadthotel spielte eine Egerländerbesetzung der Tschechen und sorgte für ordentlich Stimmung. An diesem Abend gelang es dann auch einigen von uns, ein bisschen Kontakt zu anderen Teilnehmenden des Festivals zu knüpfen. So unterhielten wir uns beispielsweise auf Englisch mit ein paar jungen Schweden oder verständigten uns mit Händen und Füßen mit den Tschechen. Ein buntes Kuddelmuddel, was aber unglaublich Spaß machte und für den ein oder anderen witzigen Moment sorgte, bis uns ein Bus schließlich wieder zum Hotel brachte.
Die Heimreise rückt näher
An unserem letzten ganzen Tag in Schweden ging es wieder nach Eksjö und an diesem Samstag fand ein Auftritt der Egerländerbesetzung des Musikkorps statt. Im Innenhof des Museums, wenige hundert Meter von der Arena entfernt, war eine kleine Bühne aufgebaut. Darauf wurde ganz stilecht in Tracht volkstümlich aufgespielt. Ich als Flötistin war natürlich nicht Teil dieser Besetzung, aber das Zuhören war dennoch ein Highlight.
Samstag nachmittags und abends standen noch die letzten zwei Shows an und entgegen meiner Erwartung war die Aufregung viel größer, als bei den ersten Shows. Wir gaben noch ein letztes Mal alles. Doch das Musikkorps wäre nicht das Musikkorps, wenn sich am Ende nicht noch jemand einen kleinen Gag ausgedacht hätte. Also setzten wir für den Ausmarsch nach dem letzten Finale Clownsnasen auf und entlockten damit dem Publikum den ein oder anderen Lacher. Auch an diesem Abend blieben wir in der Stadt, trafen noch einmal unsere Bekannten der anderen Nationen und verabschiedeten uns am Ende schweren Herzens.
Damit unsere Rückreise am Sonntag auch ja nicht langweilig würde, gab es morgens eine kleine Neuigkeit: Wie schon der Hinflug wurde auch unser Rückflug aufgrund eines erneuten Streiks gestrichen. Mit unseren Bussen am Flughafen Kopenhagen angekommen, konnten wir allerdings auch wieder aufatmen. Kurzfristig wurden wir alle auf einen anderen Flug umgebucht, der uns schließlich nach Frankfurt transportierte. Von dort brachten uns Busse nach Ulm zurück. Um halb zwei nachts kamen wir schließlich an und fielen nur noch in unsere Betten. Selten war ich so froh in der Kaserne zu wohnen, wie in diesem Moment.