Große Ehre: SKBStreitkräftebasis-Soldat in Sandhurst ausgezeichnet
Große Ehre: SKBStreitkräftebasis-Soldat in Sandhurst ausgezeichnet
- Datum:
- Ort:
- England
- Lesedauer:
- 4 MIN
Hinter ihm liegt ein hartes Jahr: Studium unter strengsten Corona-Bedingungen, tagelange Märsche durch britische Moore und höchste Anforderungen an körperliche sowie mentale Belastbarkeit. Am Ende steht die Belohnung: Carl Hilscher wird als bester internationaler Kadett der Royal Military Academy Sandhurst RMAS ausgezeichnet.
Als sich der gebürtige Dresdner Carl Hilscher nach Abitur und Auslandsjahr für zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet hatte, sagten alle in seinem Umfeld: „Das passt irgendwie nicht zu dir.“ Heute müssen Familie und Freunde ihr Urteil wohl revidieren: Wegen herausragender Leistungen wurde der 23-jährige Fähnrich Carl Hilscher vom britischen Premierminister Boris Johnson mit dem International Sword der Royal Academy Sandhurst ausgezeichnet – bei typisch englischem Wetter. Die legendäre Souvereign´s Parade auf dem traditionsreichen Campus in der Grafschaft Berkshire bildet für britische und internationale Kadetten den Abschluss ihrer einjährigen Ausbildung, die weltweit einen einzigartigen Ruf genießt: Sieben aktuell regierende Staatsoberhäupter haben Sandhurst durchlaufen, für die Thronfolger des britischen Königshauses ist das Jahr an der RMAS selbstverständlich. Auch Winston Churchill gehört zu den Absolventen.
Stolz auf die Auszeichnung, Dank an den Kameraden
„Natürlich bin ich unheimlich stolz über diese Auszeichnung“, sagt Carl Hilscher, doch im selben Atemzug betont er: Sein Kamerad Maximilian Holtz, mit dem er das Englandjahr gemeinsam durchlebt und manchmal auch durchlitten hat, habe das International Sword ebenso verdient wie er selbst. „Der Kamerad hat hier fantastisch „performed“, sagt Hilscher. „Wir haben uns in all den Monaten hier gegenseitig gepusht und aufgebaut, wenn etwas mal nicht so gut lief.“ Überhaupt sei die Balance zwischen Wettbewerbsorientierung und Teamgeist ein prägendes Element der Sandhurst-Ausbildung. „Hier will jeder den Preis, trotzdem bleibt die Kameradschaft immer im Fokus“, so der Kadett. Während Maximilian Holtz vom 4. Fallschirmjägerregiment 26 als Mannschafter in die Offizierslaufbahn gewechselt war, hatte Carl Hilscher sich zunächst für die Feldwebellaufbahn der Feldjäger entschieden.
Dabeisein, wenn Geschichte geschrieben wird
Schon als kleiner Junge hatte sich Hilscher früh in Geschichtsbücher und historische Erzählungen vertieft. „Mir war immer klar, dass ich meinem Land dienen möchte. Im Staatsdienst dort sein, wo vielleicht mal ein kleines Stück Geschichte geschrieben wird, das war mein Traum.“ Dass er sich diesen Traum in der Uniform eines Soldaten verwirklichen will, kristallisierte sich nach und nach heraus: Auf jeder Job-Messe blieb Hilscher an den Info-Ständen der Bundeswehr hängen. Nach dem Abitur und einem Jahr „Work and Travel“ in Neuseeland, entschied sich der begeisterte Kampfsportler für die Unteroffizierslaufbahn als Feldjäger. Im Laufe der Zeit dachte er immer häufiger über einen Laufbahnwechsel nach. „Als Offizier hat man einfach mehr Möglichkeiten“, so Hilscher. Eine davon nutzte er dann auch, sobald sie sich bot: Er nahm an dem Auswahlverfahren für die Offiziersausbildung Sandhurst teil und schnitt gemeinsam mit Fähnrich Maximilian Holtz als Bester ab.
Hindernismarathon als „witzige Idee“
„Ich mag es, neue Dinge auszuprobieren“, erzählt Hilscher. So hatte er irgendwann zusammen mit Freunden die Idee, mal eben spontan am Strong Viking in Belgien teilzunehmen – einem 42-Kilometer-Marathon über rund einhundert Hindernisse. „Wir fanden den Plan witzig und sind einfach losgefahren“, erinnert sich der Soldat. Völlig untrainiert haben er und seine Teamkollegen die Herausforderung gemeistert. „Nur an den Muskelkater hinterher darf mich niemand mehr erinnern.“ Muskelkater mussten die Kadetten auch in Sandhurst immer wieder mal wegstecken. Das eigentlich Herausfordernde an der Ausbildung am RMAS aber sei für deutsche Teilnehmer das sich Einlassen auf eine völlig andere militärische Kultur.
Imposante Traditionen, enge militärische Gemeinschaft
„Holtz und ich sind als Vorgediente hergekommen und mussten erstmal zurückstellen, was wir in Deutschland gelernt hatten.“ Sandhurst kenne beispielsweise keinen Dienstschluss. „Man ist 24/7 Soldat und verbringt die komplette Zeit hier gemeinsam“, so Hilscher. Das fördere das gegenseitige Verständnis, sei aber eben manchmal auch belastend. Auch die allgegenwärtige Tradition des britischen Militärs wirke manchmal einschüchternd. „Aber mit der Zeit haben wir gemerkt, dass es nicht darum geht, eines der Systeme besser oder schlechter zu finden. Wir haben uns auf die Gepflogenheiten der englischen Armee eingelassen und davon unheimlich profitiert“, sagt der angehende Offizier. Beeindruckt habe ihn die komprimierte Form der Offiziersausbildung in England. „Nach einem Jahr in Sandhurst gehen die Kameradinnen und Kameraden direkt in ihre Einheiten und übernehmen dort Verantwortung, müssen oft wenige Monate später in den Einsatz“, sagt Hilscher. Er selbst wird ab September Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg studieren. „Das Jahr an der RMAS hat mich darin bestärkt, Soldat sein zu wollen“, sagt er. „In England ist es eine Ehre und ein Privileg, dienen zu dürfen.“ Für seine eigene Zukunft kann er sich eine Verwendung im Nato-Rahmen oder bei internationalen Missionen vorstellen. „Da kann ich dann sinnvoll einbringen, was ich gelernt habe.“
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