Streitkräftebasis

Gefechtsstandverlegung: Von der Theorie zur Praxis

Gefechtsstandverlegung: Von der Theorie zur Praxis

Datum:
Ort:
Rotenburg (Wümme)
Lesedauer:
3 MIN

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Das Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre, abgekürzt JCTC, soll im Ernstfall eine mobile Gefechtsstandausstattung verlegen, aufbauen, bewirtschaften und sichern. Die Verlegung eines solchen Gefechtsstandes wurde nun geübt.

Soldaten bauen für eine Gefechtsstandverlegung Bundeswehrzelte auf einer Wiese auf. Im Vordergrund steht das Material.

Die für den Aufbau benötigten Materialien wurden so abgeladen, dass sie an Ort und Stelle bereit lagen, wo sie anschließend gebraucht wurden. Auch das gehörte zum Planungsprozess der Gefechtsstandverlegung.

Bundeswehr/Kathleen Riediger

Für die Aufstellung eines Joint Logistic Support Group Headquarter, kurz JLSG HQHeadquarters, benötigt die NATONorth Atlantic Treaty Organization jederzeit verlegefähige Gefechtsstände. Ein JLSG, ein im Grundsatz multinational zusammengestelltes und auf die jeweilige Mission angepasstes logistische Headquarter, koordiniert alle logistischen Aktivitäten auf taktischer Ebene in einer NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission. Das Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre, abgekürzt JCTC, soll im Ernstfall eine solche Gefechtsstandausstattung für ein JSLG HQHeadquarters verlegen, aufbauen, bewirtschaften und sichern. „Ein eigener verlegbarer Gefechtsstand für unser JCTC ist geplant. Es steht allerdings noch nicht fest, ob es Zelte oder Container sein werden“, erzählt Oberstleutnant Andreas Leiko, Leiter der Abteilung HQHeadquarters Support im JCTC. Nachdem im vergangenen Jahr ein Konzept für eine solche Verlegung mit dem vorhandenen Material – 27 Typ II Zelte – erarbeitet wurde, sollte dies nun praktisch umgesetzt und geübt werden. Denn, so Leiko, nur was man übe, beherrsche man irgendwann.

Übung mit „kleinem Gefechtsstand“

Das JCTC, jüngstes Kind der Logistikschule der Bundeswehr, der zentralen Ausbildungseinrichtung für Logistik in der Streitkräftebasis, verfügt über 27 dieser 40 m² großen Zelte. Das entspricht einem Gefechtsstand für ein JLSG HQHeadquarters. 113 Computerarbeitsplätze, 27 Beleuchtungssätze, sieben Stromerzeugeraggregate, 27 Warmlufterzeuger und vier Flutlichtanhänger machen den Gefechtsstand komplett.

„Für die Übung haben wir den Umfang auf sechs Zelte und entsprechendes Zubehör reduziert“, berichtet Hauptmann Christine Laube von der Abteilung HQHeadquarters Support im JCTC. „Von der Verladung, über das Aufbauen bis hin zur Inbetriebnahme des Gefechtsstandes wird alles genauestens dokumentiert.“ „Nur so können wir nach der Auswertung der Zahlen sagen, wann wir das Material zusammenziehen müssen, um an einem Tag X einsatzbereit zu sein“, erklärt Oberstleutnant Leiko.

  • Soldatin steht mit einem Klemmbrett auf einer Wiese. Vor ihr trägt ein Soldat Metallstangen für den Zeltaufbau.

    Hauptmann Christine Laube hält alles akribisch fest. Genauigkeit ist gefragt, denn am Ende der Gefechtsstandverlegeübung soll ein Ergebnis stehen, mit dem zukünftig geplant werden kann und muss.

    Bundeswehr/Kathleen Riediger
  • Soldaten bauen ein Bundeswehrzelt auf. Davor stehen Kisten auf der Wiese.

    Das Einziehen der Innenzelte verlangt vollen Körpereinsatz der Truppe des JCTC. Zuvor musste jedoch der Untergrund mit den Hölzern aus den Kisten ausgeglichen werden. Dies sei, so Hauptmann Laube, langwierig gewesen.

    Bundeswehr/Kathleen Riediger
  • Soldaten ziehen den Saum des Innenzeltes durch die Zeltstangen.

    Eine kniffelige Angelegenheit. Das Einziehen der Innenzelte forderte Fingerspitzengefühl. Ein Typ II Zelt besteht aus einer Innen- und Außenbahn und einem Sonnendach.

    Bundeswehr/Kathleen Riediger
  • Zwei Stromerzeugeraggregate und eine mobile Tankstelle stehen auf einem Parkplatz. Davor stehen Kisten.

    Zwei Stromerzeugeraggregate, SEA‘s, und eine mobile Tankstelle, in der Truppe Tankbombe genannt, gehörten zur Gefechtsstandausstattung.

    Bundeswehr/Kathleen Riediger

Wichtige Erkenntnisse

In der in Rotenburg/Wümme gelegenen Von-Düring-Kaserne wurde das zuvor verladene und verzurrte Material abgeladen und der Aufbau konnte beginnen. Das dort stationierte Jägerbataillon 91 unterstützte das JCTC mit Strom und Lichtwellenleitern für die ITInformationstechnik-Anbindung des HQHeadquarters. „Die Vorschrift veranschlagt eine Stunde, um mit vier Personen ein Typ II Zelt aufzubauen“, erzählt Laube. Davon seien 20 Minuten für den Boden und 40 Minuten für das Zelt geplant. Die Realität sah etwas anders aus: „Wir mussten den sehr unebenen Boden erst einmal mit Hölzern ausgleichen, bevor wir überhaupt mit dem Bau des Zeltbodens beginnen konnten“, erklärt Laube. Schnell war klar, dass die Praxis ein anderes Bild wiederspiegelt als die Vorschrift und das vom JCTC erarbeitete Konzept: „Allein für den Aufbau der Zelte eines verlegbaren JLSG HQHeadquarters, ohne Innenausstattung, würden die Soldaten des JCTC das doppelte an Zeit benötigen“, schließt Hauptmann Laube. Sie und ihr Team würden nun das Gefechtsstandkonzept anpassen.

Multinationale Ausbildungseinrichtung voranbringen

Das JCTC nutzte diesen kleinen Gefechtsstand für seine jährliche Klausurtagung. „Alle Angehörigen ziehen sich an diesem Tag aus ihrem dienstlichen Umfeld zurück und besprechen aktuelle Projekte sowie Herausforderungen“, erzählt Kapitän zur See Bernd Schumacher, Director des JCTC. Gedanken und Ideen zur Weiterentwicklung sowie Vorschläge zur Optimierung des Dienstbetriebes im JCTC kämen außerdem auf den Gesprächstisch. Ein Themenschwerpunkt bildete die Übung Steadfast Jupiter 2022. Teile dieser großen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung sind beispielsweise das Unterstützungskommando der NATONorth Atlantic Treaty Organization, das JSECJoint Support and Enabling Command in Ulm und das Joint Force Command in Neapel. „Ein Teil aus dem Gesamtumfang der Übung wird das in 2023 für NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force vorgesehene JLSG HQHeadquarters in Neapel. Sie sollen während Steadfast Jupiter 2022 zertifiziert werden“, erzählt Schumacher.

Somit findet erstmals eine Zertifizierungsübung eines NATONorth Atlantic Treaty Organization HQHeadquarters im JCTC an der Logistikschule der Bundeswehr statt. Diese Übung ist eine Bewährungsprobe für dieses NATONorth Atlantic Treaty Organization HQHeadquarters. Am Ende der Übung wird festgestellt, ob das HQHeadquarters die Anforderungen der NATONorth Atlantic Treaty Organization erfüllt und erhält dann ein Zertifikat. Rund 150 multinationale Teilnehmer werden in einer in der NATONorth Atlantic Treaty Organization einzigartigen Übungsumgebung zusammenkommen. Für das noch recht junge Logistikbataillon 163 aus Delmenhorst ist diese Übung ebenfalls etwas ganz Besonderes: Das sogenannte RSOMReception, Staging, Onward Movement (Reception Staging and Onward Movement) Bataillon wird dann erstmals einem JLSG HQHeadquarters unterstellt. Und die Bataillonsangehörigen werden teilweise als „Response Cell“ Personal an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung beteiligt sein.

von Kathleen Riediger  E-Mail schreiben

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