Streitkräftebasis

Framework Nations Concept – Gemeinsam ans Ziel!

Framework Nations Concept – Gemeinsam ans Ziel!

Datum:
Ort:
Husum
Lesedauer:
6 MIN

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Das Framework Nations Concept kurz: FNCFramework Nations Concept oder auch Rahmennationenkonzept steht unter der Schirmherrschaft der NATO. Bei der FNCFramework Nations Concept-Kooperation arbeiten vorwiegend europäische Staaten auf freiwilliger Basis zusammen. Ziel ist die gemeinsame europäische Fähigkeitsplanung und die Stärkung der NATO.

Eine Gruppe von Menschen steht im Spezialpionierausbildungs- und Übungszentrum Putlos.

Gemeinsam neue Brücken schlagen – Ein gemeinsames Ziel vor Augen haben

Bundeswehr/Alexander Fritsche

Das Framework Nations Concept kurz: FNCFramework Nations Concept oder auch Rahmennationenkonzept, wurde 2013 initiiert und steht unter der Schirmherrschaft der NATO. Bei der FNCFramework Nations Concept-Kooperation arbeiten vorwiegend europäische Staaten auf freiwilliger Basis zusammen. Eine sogenannte Rahmennation moderiert die Zusammenarbeit. Neben Deutschland sind Großbritannien und Italien weitere Rahmennationen. Ziele der Kooperation sind, militärische Fähigkeiten gemeinsam und multinational zu entwickeln und die reibungslose Zusammenarbeit der unterschiedlichen nationalen Streitkräfte zu fördern.

Übergeordnetes Ziel des FNCFramework Nations Concept ist, über die gemeinsame europäische Fähigkeitsplanung, den Streitkräftepool der NATO und damit die Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit zu stärken. Bestehende Truppenteile und Fähigkeiten der nationalen Armeen sollen schrittweise zusammengeführt und weiterentwickelt werden. Mit dem Aufbau einsatzbereiter und interoperabler größerer Truppenkörper - sogenannter „Larger Formations“ – wird die Verteidigungsfähigkeit der NATO wirksam realisiert.

Was bedeutet das im Detail?

Man stelle sich die Organisation einer Hochzeit vor. Anstatt das sich jeder um alles kümmert, moderiert die Rahmennation als Hochzeitsplaner, wer für die Organisation der Blumen, der Dekoration, der Kutsche usw. zuständig ist. Am Ende muss alles zusammenpassen, um ein Gelingen der Veranstaltung zu gewährleisten. Das durch Deutschland angeführte FNCFramework Nations Concept zur Aufstellung solcher „Lager Formations“ ist in verschiedene Fähigkeitsbereiche - sogenannte Cluster - unterteilt. Eines dieser Cluster befasst sich mit Military Engineering kurz: MilEng. MilEng im Verständnis der NATO umfasst alle technischen Aktivitäten zur Anpassung bzw. Gestaltung des Einsatzgebietes zu Gunsten der eigenen militärischen Operationsführung. Im Kern geht es um folgende Aufgaben:

  • das Hemmen und Lenken der Bewegungen gegnerischer Kräfte,
  • das Fördern der Beweglichkeit eigener Kräfte und
  • das Schaffen der Einsatzvoraussetzungen bzw. Erhöhen der Überlebensfähigkeit eigener Kräfte.

Entsprechend der aufgezählten Aufgaben ist das FNCFramework Nations Concept Cluster MilEng in drei Subcluster unterteilt:

  • Die Subcluster Counter-Mobility und Mobility befassen sich mit dem Hemmen und Kanalisieren gegnerischer Bewegungen beziehungsweise mit dem Fördern eigener Bewegungen.
  • Das Subcluster MilEng Support to Joint Logistic Support Network (JLSN) befasst sich vor allem mit dem Schaffen der Einsatzvoraussetzungen.

Logistik vs. MilEng?

Die NATO-Flagge als Detailbild.

Die Stärkung der NATO ist wichtigster Bestandteil des FNCFramework Nations Concept. Multinationale Fähigkeitsbündelung für ein gemeinsames Ziel.

Bundeswehr/Jonas Weber

Um entsprechend der Zielsetzung des FNCFramework Nations Concept den Streitkräftepool der NATO zu stärken, bedarf es angemessener Beiträge aller beteiligten Partner. So wie bei der Organisation der Hochzeit hängt am Ende der Erfolg davon ab, dass jeder seinen Beitrag leistet. Deutschland als Rahmennation geht mit gutem Beispiel voran. Die Spezialpioniere der Bundeswehr, als wichtiger Fähigkeitsträger MilEng, bilden den Kern des deutschen Beitrages zum Subcluster MilEng Support to JLSN. Spezialpioniere sind Pioniere mit speziellen Befähigungen zum Bau und Betrieb von Feld- und Tanklagern. Dies schließt außer dem Dach über dem Kopf beispielsweise auch Wasser- und Lebensmittelversorgung, Strom- und Wärmeversorgung, Abfall- und Abwasserentsorgung sowie eine Fülle an Baumaschinen und Geräten ein – also alles, was man zur Errichtung und zum Betrieb einer Kleinstadt braucht. Die Fähigkeit zum Bau und Betrieb von Feld- und Tanklagern zählt zu den logistischen Sonderaufgaben. Aus diesem Grund sind die Spezialpioniere dem Logistikkommando der Bundeswehr zugeordnet. In seiner Verantwortung für die Spezialpioniere führt das Logistikkommando der Bundeswehr das Subcluster MilEng Support to JLSN. Das Motto lautet also nicht Logistik vs. MilEng, sondern Logistik inklusive MilEng.

Mit dem FNCFramework Nations Concept Fähigkeitscluster Logistik und dem Subcluster MilEng Support to JLSN führt das Logistikkommando der Bundeswehr zwei bedeutende Initiativen im Rahmen des FNCFramework Nations Concept.

Komplizierter Name – umfangreiches Themenfeld

Der ursprüngliche Vorschlag zur Bezeichnung des Subclusters lautete, in Anlehnung an die Spezialpioniere der Bundeswehr, Subcluster „special engineering“. Da aber im Sprachgebrauch der NATO „Special Engineering“ eher in Zusammenhang mit Kommandooperationen verstanden wird, musste ein anderer Name gefunden werden. So wurde, in Anlehnung an die NATO-Bezeichnung für Feldlager, das Subcluster „Deployed Force Infrastructure“ geboren. Die erste Tagung des neu eingerichteten Subclusters fand im November 2018 im Spezialpionierausbildungs- und Übungszentrum nahe Oldenburg i.H. statt. Neben Deutschland als Rahmennation nahmen zehn weitere Nationen – Österreich, Tschechien, die Vereinigten Staaten von Amerika, die Niederlande, Rumänien, Australien, Belgien, Frankreich, Finnland und Kanada teil.
Da das Schaffen der Einsatzvoraussetzungen mehr umfasst als nur Feld- und Tanklager, wurde das Subcluster um die Themen: Bau von Logistikbrücken und Instandsetzung wichtiger logistischer Infrastruktur erweitert. Logistikbrücken sind militärische Brücken, die dort errichtet werden, wo vorhandene Brücken zerstört oder beschädigt wurden und somit militärischer, aber auch ziviler Versorgungsverkehr unterbrochen ist. Zu wichtiger logistischer Infrastruktur zählen neben Brücken auf wichtigen Verkehrsrouten auch Hochwerteinrichtungen wie beispielsweise Häfen, Güterbahnhöfe, Raffinerien, Umspannwerke oder auch die Verkehrsrouten selbst. Sie alle sind maßgeblich für die Aufrechterhaltung eines funktionierenden logistischen Netzwerkes als Rückgrat einer militärischen Operation. Eben diesem logistischen Netzwerk, welches in NATO-Operationen den Namen „Joint Logistic Support Network“ trägt, verdankt das Subcluster seinen jetzigen Namen.

Was macht das Subcluster „MilEng Support to JLSN“?

Viele Menschen sitzen in einem Raum in einer Gesprächsrunde zusammen.

Die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, eröffnet die Arbeitssitzung beim 7. informellen Treffen der Framework Nations Concept.

Bundeswehr/Andrea Bienert

Gegenwärtig nehmen Rumänien, Österreich, die Niederlande, Belgien, die Vereinigten Staaten von Amerika und Finnland regelmäßig an Tagungen des Subclusters teil.
Wie der doch sehr speziell anmutende Name des Subclusters erahnen lässt, geht es um die multinationale technische Unterstützung für das logistische Netzwerk im Einsatz. Hierfür sollen multinationale MilEng-Kräfte bereits vor Beginn einer Operation identifiziert werden. Im Team für die Hochzeit werden also die Aufgaben verteilt. Durch das Leisten eines angemessenen Beitrages im Rahmen der Kooperation in FNCFramework Nations Concept bekommen die Nationen Zugriff auf das gesamte Fähigkeitsspektrum des Subclusters, ohne jede Fähigkeit selbst in ihren Streitkräften abbilden zu müssen. Die Beteiligung ist also eine Frage der Wirtschaftlichkeit, verlangt aber auch gegenseitiges Vertrauen und die Verlässlichkeit der Partner.
Damit eine reibungslose und effektive Unterstützung im Einsatz gelingt, müssen die identifizierten Kräfte die gleichen Verfahren beherrschen und vor allem miteinander sprechen können. Dazu dienen gemeinsame Standards sowie Ausbildung und Übungen. Ein umfassender Überarbeitungsvorschlag des NATO Standardisierungsabkommens für Feldlager wurde bereits erarbeitet und an das zuständige Gremium der NATO übergeben. Auch in Sachen Ausbildung und Übung hat sich einiges bewegt. So besteht mit Österreich bereits eine feste Ausbildungskooperation für Feldlagerfachpersonal. Die Niederlande, mit denen im Bereich Spezialpioniere schon länger eine bilaterale Partnerschaft besteht, haben ihrerseits ebenfalls Interesse an einer Ausbildungskooperation geäußert. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Übung DEFENDER EUROPE 2020 zusammen mit belgischen Pionieren ein Camp aufgebaut, welches amerikanischen Truppen während ihres Marsches durch das Bundesgebiet als Rastmöglichkeit diente. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurden alle weiteren gemeinsamen Übungs- und Ausbildungsvorhaben für 2020 abgesagt oder verschoben.

Wie geht weiter?

Kramp-Karrenbauer gibt ein Statement

Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrem Statement beim 7. informellen Treffen der Framework Nations Concept Verteidigungsministerinnen und Verteidigungsminister in Berlin

Bundeswehr/Andrea Bienert

So wie alle Bereiche der Gesellschaft hoffen auch die Partner im FNCFramework Nations Concept auf baldige Entspannung in der Pandemie.
Nicht alle Aktivitäten können dauerhaft nur virtuell erfolgen. Vor allem gemeinsame Ausbildung und Übung funktioniert nicht ohne persönliche Kontakte. Darüber hinaus soll im Jahr 2021 ein Memorandum of Understanding kurz: MOU, also ein Abkommen der Partnernationen unterzeichnet werden. Damit wird der Wille zur gemeinsamen Kooperation im Sinne der Ziele des Subclusters formell erklärt und der Grad der Verbindlichkeit erhöht. Der nationale parlamentarische Vorbehalt jedes Partners bleibt davon jedoch unberührt. Das heißt, dass trotz MOU, jede Nation individuell entscheiden kann, ob sie sich an einem konkreten NATO-Einsatz beteiligen wird. So bleibt sichergestellt, dass der Einsatz militärischer Mittel als Ultima-Ratio nur dann erfolgt, wenn der politische Auftrag demokratisch legitimiert ist. Für das FNCFramework Nations Concept bedeutet das, bereit zu sein, wenn es gebraucht wird. Damit dies gelingt, ist es Absicht Deutschlands als Rahmennation zusammen mit seinen Partnern auch für die schnellen Eingreifkräfte der NATO bis 2023 definierte Kräftebeiträge aus FNCFramework Nations Concept zu identifizieren. Gelingt dies, so ist ein maßgeblicher Schritt in Richtung der Unterstützung großer Truppenkörper – „Larger Formations“ – vollbracht und das Subcluster eine Erfolgsgeschichte.

von Carsten Börner  E-Mail schreiben

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