Übung Blue Bison: Post für die Liebsten
Übung Blue Bison: Post für die Liebsten
- Datum:
- Ort:
- Deutschland
- Lesedauer:
- 3 MIN
Kein Mobilfunknetz, keine Internetverbindung: Wenn Messenger-Dienste nicht möglich sind und E-Mails nicht versandt werden können, kommt einem Brief oder einer Postkarte wieder hohe Bedeutung zu – auch bei der Landes- und Bündnisverteidigung. Das wissen die Soldatinnen und Soldaten in den Feldpostämtern und üben bei Blue Bison die Verfahren.
Nachrichten von den Liebsten daheim zu erhalten oder einen Brief nach Hause senden zu können, ist für Soldatinnen und Soldaten wichtig. Egal, wo auf der Welt sie gerade ihren Auftrag erfüllen. Im Auslandseinsatz sind daher stets Feldpostämter in den Feldlagern ausgeplant. Wie sieht das aber in einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung aus? Wie kommt ein Brief vom Einsatzraum zum Empfänger oder zur Empfängerin? Und wie erreicht ein Päckchen den Richtigen oder die Richtige im Verfügungsraum oder in einem Gefechtsstand? Antworten auf diese Fragen zu geben, hieß die Aufgabe für die Logistikerinnen und Logistiker der Bundeswehr während der Übung Blue Bison in Norddeutschland.
Premiere am Hafen
Im Raum Wilhelmshaven übten die Logistiker der Streitkräftebasis mit denen der Luftwaffe, des Heeres und alliierter Verbände. Dabei trainierten sie verschiedene Verfahren zum Umschlag und Transport von Versorgungsgütern sowie die feldmäßige Instandsetzung von Fahrzeugen und Material. Mit dabei: ein Feldpostamt. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten lag der Fokus auf den Auslandseinsätzen“, berichtet Hauptfeldwebel Jens O. „Während Blue Bison bewegen wir uns jedoch im Umfeld der Landes- und Bündnisverteidigung – etwas, was wir lange nicht geübt, geschweige denn praktiziert haben.“
Und so richteten er und zwei weitere Kräfte das Feldpostamt in der Nähe der Truppe ein. Das passt zwar in einen Lieferwagen, hat es aber in sich. Denn dieser mobile Einsatz ist Neuland für die drei Reservistendienstleistenden, die im zivilen Leben Beamte oder Angestellte der Deutsche Post AGAktiengesellschaft sind. „Erstmals wurden wir für diese Übung einem Verband angeschlossen und stellen die Versorgung mit Briefen, Päckchen und Postkarten sicher“, erklärt Jens O., während er die zahlreichen Postkarten der übenden Soldatinnen und Soldaten versandfertig macht.
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Hoheitlicher Auftrag
Dabei unterliegen die Sendungen der Feldpost denselben Regularien wie der Postversand in der zivilen Welt. Ausreichend frankiert gehen sie auf die Reise. Für die Übungsteilnehmenden ist das kostenlos und wird darum gern genutzt. Um ein realistisches Postaufkommen zu simulieren, war die Bevölkerung über die sozialen Medien der Bundeswehr zur Teilnahme an Blue Bison aufgerufen worden. Das hieß, Bürgerinnen und Bürger konnten Post an die übende Truppe senden und bekamen auf Wunsch eine Feldpostkarte zurück. Die sind übrigens begehrte Sammlerstücke. „Das bescherte uns tatsächlich eine regelrechte Flut von Einsendungen“, freut sich Oberfeldwebel Torsten K. „Aber auch unsere Kameradinnen und Kameraden machen regen Gebrauch von unserem Service.“
Von der Feldpostleitstelle im hessischen Darmstadt aus erreichen die Sendungen das Übungsgebiet. Die beiden Kurierfahrer vom Logistikbataillon 467 aus Volkach nehmen auf der Rückfahrt den Postausgang des Feldpostamts mit nach Darmstadt, von wo aus die Sendungen weiter verteilt werden. Das geschieht täglich und ist ein hoheitlicher Auftrag, denn seit der Privatisierung des Postwesens gibt es keine Postämter mehr. Feldpostämter dagegen schon. Das macht Hauptfeldwebel Jens O. und die vielen Mitarbeitenden stolz auf ihren „Job“ bei der Streitkräftebasis.
Wichtiger denn je
Wie wichtig dieser Job ist, zeigt eben auch das Postaufkommen. Denn ohne Handynetz und Internet – so das Übungsszenario bei Blue Bison – kommt der Brief ins Spiel und zu neuen Ehren. Zudem sind handgeschriebene liebe Worte von und nach daheim viel persönlicher als jede elektronisch übermittelte Kurznachricht. Aber auch Eilsendungen erreichen den logistischen Umschlagpunkt. Die Kopfhörer vergessen oder das Ladegerät kaputt? Das Päckchen von Daheim erreicht die Soldatinnen und Soldaten mit nur wenig Verzögerung.
Frau Oberstleutnant Ulrike Z. vom Erfurter Logistikkommando der Bundeswehr ist die Feldpostbeauftragte der Bundeswehr. Die Offizierin wertet die Erkenntnisse der Übung akribisch aus und sieht die Feldpostämter grundsätzlich gut aufgestellt. Eines versorgt jeweils bis zu 1.000 Soldatinnen und Soldaten. „Unsere Herausforderungen in der Landes- und Bündnisverteidigung sehe ich in der Festigung unserer Verfahren und zum Beispiel in der Anpassung unserer Ausstattung“, erläutert Ulrike Z.
So griff man etwa für den Transport und die Einrichtung auf den erwähnten Lieferwagen zurück, weil reservistendienstleistende „Postler“ nicht automatisch über einen Lkw-Führerschein verfügen. Rund 450 Postmitarbeitende hat die Bundeswehr vorgesehen, damit nirgendwo auf der Welt die Verbindung in die Heimat abreißt.