Streitkräftebasis
Umgang mit Kriegsgefangenen

Feldjäger üben Verfahren und Abläufe

In der USUnited States-geführten Übung Allied Spirit üben deutsche und verbündete Streitkräfte besondere Lagen der Landes- und Bündnisverteidigung. Feldjäger widmen dem Kriegsgefangenenwesen als Militärpolizei besondere Aufmerksamkeit. Mitwirken beim Sammeln/Transport und Unterstützen beim Betrieb von Kriegsgefangenlagern sind dabei Teil ihrer Aufgaben.

Symbolbild eines Kriegsgefangenenlagers

Die Feldjäger leisten in ihrem militärpolizeilichen Aufgabenspektrum einen unverzichtbaren Beitrag für die gesamte Bundeswehr. Insbesondere auch dann, wenn Personen in Gewahrsam genommen werden müssen. Schließlich kommt es in bewaffneten Konflikten immer wieder dazu, dass verschiedenen Akteuren für einen kürzeren oder auch längeren Zeitraum die Freiheit entzogen wird. Das können zum Beispiel Straftäterinnen oder -täter sein, die einen Konflikt für ihre Zwecke nutzen, oder auch Angehörige einer gegnerischen Kriegspartei.

Wann eine Kriegsgefangenschaft vorliegt, besser gesagt, ob eine in Gewahrsam genommene Person den Status eines Kriegsgefangenen erhält, das regelt das Humanitäre Völkerrecht. Ziel der Gewahrsamnahme ist es, gegnerische Kräfte daran zu hindern, weitere Kampfhandlungen vorzunehmen und so die Kampfkraft des Gegners zu verringern. Dabei spricht das Humanitäre Völkerrecht den Kriegsgefangenen einen besonderen Schutz zu und es ist verboten, die Kriegsgefangenen unmenschlich zu behandeln oder gar zu foltern.

Hohe Verantwortung

Verantwortung zur Führung eines Kriegsgefangenenlagers ist breit gefächert. Die hoch spezialisierten Feldjäger mit ihren ausgeprägten Rechtskenntnissen leisten dabei einen maßgeblichen Beitrag. Sie erfüllen mit ihren polizeiähnlichen Fähigkeiten eine besonders wichtige Aufgabe an der Schnittstelle zwischen zivilen Polizeien und dem Militär. Darüber hinaus wirken sie als Sensoren zur Gewinnung von Informationen für das militärische Nachrichtenwesen.

Eine einzelne Feldjägerkompanie vereint verschiedenste Fähigkeiten, die im Kontext eines Kriegsgefangenenlagers benötigt werden. Angefangen mit der ersten Aufgabe, der Festnahme. Die Mehrheit der Kriegsgefangenen wird während Gefechtshandlungen zunächst durch die Kampftruppe in Gewahrsam genommen, jedoch können solche Festnahmen auch bei sogenannten Zugriffsdurchsuchungen durch die Feldjäger erfolgen. 

Meist sind es hochrangige Militärs, die unter Umständen auch im Verdacht stehen, Kriegsverbrechen begangen zu haben, die durch Feldjäger festgenommen werden. Dabei geht es zusätzlich darum, mögliche Beweise solcher Verbrechen während der Zugriffsdurchsuchung zu sichern. 

Aufbau einer Kriegsgefangenstelle

  • Ein Soldat gibt einem Lkw-Fahrer in seinem Fahrzeug ein Zeichen
    Bundeswehr/Ben Dibowski

    Abschub und Sortierung

    Nach einer gewissen Zeit werden die Kriegsgefangenen in die Kriegsgefangenenlager überführt. Dabei nehmen sie ihre Akte sowie ihre Ausrüstung mit sich. In den Kriegsgefangenenlagern bleiben sie dann bis zum Ende des Konfliktes.

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  • Ein Stopschild und im Hintergrund ein Soldat
    Bundeswehr/Susanne Hähnel

    Zufahrt und Sicherung

    Die Zufahrt zur Kriegsgefangenensammelstelle. Gleichzeitig dient diese der Regulierung des Zu- sowie Abflusses von Kriegsgefangenen. Sie wird zusätzlich von außen gesichert.

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  • Eine militärisch gekleidete Person sitzt eingesperrt in einem Raum
    Bundeswehr/Ben Dibowski

    Behandlung und Isolation

    Kriegsgefangene werden in diesem Gebäude ärztlich behandelt. Die Versorgung ist sichergestellt unter der Gewährleistung der Sicherheit. Ebenfalls sind hier Isolationszellen, in denen Unruhestifter oder Kriegsverbrecher untergebracht werden können.

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  • 3 Soldaten, im Hintergrund zwei Motorräder und ein Geländefahrzeug der Feldjäger
    Bundeswehr/Ben Dibowski

    Personal und Ausrüstung

    Der Rückzugsbereich des Personals der Kriegsgefangenensammelstelle. Hier werden die Ausrüstung und persönliche Gegenstände der Kriegsgefangenen gelagert. Was sie bei sich behalten dürfen, ist ihre Schutzausstattung sowie persönliche Wertgegenstände.

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  • Drei Soldaten treten einem sitzen gegenüber
    Bundeswehr/Ben Dibowski

    Befragung und Vernehmung

    Feldnachrichtenkräfte führen Befragungen durch, um Informationen zu gewinnen. Die Kriegsgefangenen werden jederzeit menschlich behandelt.

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  • militärisch gekleidete Personen stehen vor einem Gebäude
    Bundeswehr/Susanne Hähnel

    Unterbringung und Ordnung

    Die Kriegsgefangenen wurden untergebracht und haben einen geschützten Bereich zum Schlafen, einen Außenbereich und ein Sammelplatz, um Anweisungen zu erhalten sowie zur Feststellung der Vollzähligkeit.

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  • Ein militärisches Fahrzeug mit Soldaten davor
    Bundeswehr/Susanne Hähnel

    Ausstieg und Ankunft

    Der Ankunftsbereich ist auch der innere Bereich. Hier werden die Kriegsgefangenen übernommen und sortiert. Sie werden über den weiteren Ablauf unterrichtet und die Verantwortung für sie geht an die Betreiber der Kriegsgefangenensammelstelle über.

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  • Es werden einer Personen Fingerabdrücke genommen
    Bundeswehr/Susanne Hähnel

    Registrierung und Untersuchung

    In diesem Bereich werden die Kriegsgefangenen einzeln durchsucht, durch Truppenärztin oder -arzt begutachtet und ihre Akte wird angelegt. Durch diese Maßnahmen gewährleistet die Bundeswehr ihre Pflichten gemäß des III. Genfer Abkommens.

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  • Ein Hubschrauber im Landeanflug
    Bundeswehr/Susanne Hähnel

    Heliport und Transport

    Besteht Bedarf an schneller Unterstützung oder werden Kriegsgefangene ausgeflogen, stellt man dies mittels Lufttransport sicher. Dazu sind Luftsicherheitsfeldjäger zuständig, die die Sicherheit der Kriegsgefangenen im Luftfahrzeug sicherstellen.

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Maßnahmen der Militärpolizei

Der Transport der Kriegsgefangenen in ein Kriegsgefangenenlager erfolgt in der Regel durch die Truppe. Ausnahmen bilden die sogenannten Hochwertgefangenen, die aufgrund ihrer besonderen Gefährdung gegebenenfalls sogar durch Personenschützerinnen und -schützer oder Zugrifftrupps der Feldjäger transportiert werden, um mögliche Anschläge auf diese zu verhindern und ihnen bestmöglichen Schutz zu bieten. Dies betrifft nicht nur den Weg ins Kriegsgefangenenlager, sondern gegebenenfalls auch darüber hinausgehende Transporte zum Beispiel zu einer Gerichtsverhandlung.

Im Kriegsgefangenenlager angekommen, werden die Kriegsgefangenen zunächst von Feldjägern registriert und, wenn möglich, auch biometrisch erfasst. Die Identifikation wird den Feldjägern durch ihre bereits in Friedenszeiten bestehende und gepflegte Vernetzung mit den zivilen Behörden erleichtert. Diese hilft natürlich auch dann weiter, sollte einem oder mehreren Kriegsgefangenen doch die Flucht gelingen. Denn die Ergreifung und Zurückführung flüchtiger Kriegsgefangener ist ein weiterer Auftrag der Militärpolizei.

Robuste Einsätze bei etwaigen Revolten im Kriegsgefangenenlager fallen unter die Spezialisierungen der Feldjäger-Greiftrupps. Sollte eine oder ein Kriegsgefangener in der Gefangenschaft aus ungeklärten Ursachen versterben oder es ergeben sich Hinweise darauf, dass der Tod einer oder eines Gefangenen durch Fremdeinwirkung verursacht worden sein könnte, ermitteln Erheber und Ermittler der Feldjäger den Fall und arbeiten der zuständigen Staatsanwaltschaft zu. 
 

Es muss geübt werden

Feldjägerkräfte am Eingang einer Einrichtung.

Die militärpolizeiliche Unterstützung in Organisation und Betrieb eines Kriegsgefangenenlagers steigert die Professionalität und obliegt den Feldjägern der Streitkräftebasis (Symbolfoto)

Bundeswehr/Susanne Hähnel

Auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels wurde dieses komplexe Szenario bei der Gefechtsübung Allied Spirit mit Leben gefüllt. Schnell wurde klar, dass das Betreiben eines Kriegsgefangenenlagers unter den Bedingungen eines bewaffneten Konfliktes keinesfalls einfach ist. Neben dem Beherrschen des militärpolizeilichen Handwerkzeuges und der nicht trivialen Rechtsgrundlagen sind es insbesondere Flexibilität und schnelle Reaktionsfähigkeit, die den Mehrwert von Feldjägern ausmachen. Das muss regelmäßig geübt werden.

So wie in allen – nationalen wie multinationalen – streitkräfte- und ressortübergreifenden Aufgaben werden sie bei Allied Spirit zentral geführt, gesteuert und koordiniert. Dafür zuständig ist der Feldjägerführer der Bundeswehr. Diese fungiert zugleich als direkter militärpolizeilicher Berater u der militärischen Führung und der politischen Leitung.

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