Feldjäger üben in Thüringen
Feldjäger üben in Thüringen
- Datum:
- Ort:
- Thüringen
- Lesedauer:
- 4 MIN
Das Feldjägerregiment 3 trainiert mit 350 Soldatinnen und Soldaten aus Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen in Ohrdruf bei Erfurt. Im Mittelpunkt des ersten Übungsdurchgangs Orange Road 2023 stehen das Erkunden und Betreiben eines Verkehrsleitnetzes sowie der robuste Schutz von kritischer Infrastruktur.
Orange Road ist eine freilaufende Volltruppenübung der Feldjäger. Das bedeutet, die beteiligten Einheiten treten in voller Stärke an und bewegen sich sowohl im militärischen, als auch im zivilen Umfeld. Die Teilnehmenden sind also in der Öffentlichkeit sichtbar unterwegs. Die Trainingsmaßnahme findet zweimal im Jahr statt und wird vom Feldjägerregiment 3 durchgeführt. Bei jeder dieser Übungen proben die Einsatzkompanien des Verbandes die Landes- und Bündnisverteidigung. Die Orte der Durchführung wechseln dabei, um der Truppe immer wieder neue Herausforderungen zu bieten.
Für 2023 sind zunächst Ohrdruf in Thüringen und später im Herbst Amberg in Bayern die Austragungsorte. Die Übungstruppe besteht aus Feldjägerkompanien aus Veitshöchheim, München und Roding. Sie verlegen nacheinander auf den Standortübungsplatz Ohrdruf. Hierbei stellt sich jede Einheit einer anspruchsvollen 72-Stunden-Übung. 50 Kilometer rund um den Standortübungsplatz Ohrdruf bilden das Erkunden und Betreiben eines Verkehrsleitnetzes sowie der robuste Schutz von kritischer Infrastruktur den Schwerpunkt von Orange Road.
Was ist ein Verkehrsleitnetz?
Damit Kampfverbände zur rechten Zeit am richtigen Ort sind, bedarf es deren Koordination und Steuerung. In der militärischen Sprache bedeutet dies, ein Verkehrsleitnetz einzurichten und zu betreiben. Die Feldjäger der Bundeswehr, also die deutsche Militärpolizei, stellt dieses Verkehrsleitnetz für die Streitkräfte sicher. Dafür wird es an die jeweilige Situation angepasst und betrieben. Das Aufgabenspektrum umfasst sowohl die Unterstützung bei der Verlegung nationaler und internationaler Truppenteile während ihres Transits durch Deutschland im Friedensbetrieb, als auch die Unterstützung der dann notwendigen Truppenbewegungen im Fall der Landes- und Bündnisverteidigung. Neben den Feldjägern spielen dann auch die anderen Fähigkeitsbereiche der Streitkräftebasis eine zentrale Rolle für die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr.
Infrastruktur und Feldjäger – Wie passt das zusammen?
Kritische Infrastruktur umfasst alles, was die Zivilbevölkerung zu ihrer Versorgung benötigt. Strom, Wasser, Treibstoff sind Ressourcen, die unser tägliches Leben mitbestimmen. Fehlt etwas davon, kann dies der Gesellschaft und der Wirtschaft erheblich schaden. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass gerade die Infrastruktur durch eine Kriegspartei als lohnendes Ziel angesehen wird. Somit hat der Schutz solcher Einrichtungen eine neue Bedeutung erhalten. Der Schutz kritischer Infrastruktur, kurz KRITISKritische Infrastrukturen, ist eine gemeinsame Aufgabe aller Behörden. Die Feldjäger, als Militärpolizei schnell einsatzfähig und flächendeckend verfügbar, leisten dazu einen Beitrag. Und das muss geübt werden.
Nur wer übt, kann besser werden
Freilaufende Übungen, also Übungen im öffentlichen Raum, sind sehr aufwändig vorzubereiten und zu koordinieren. Daher werden sie schon Monate vorher geplant. Orange Road soll sich für die übende Truppe so realistisch wie möglich „anfühlen“. Dafür wird eine Rahmenlage – vergleichbar mit einem Drehbuch – geschrieben. Hierbei wird für die Übungsteilnehmenden ein möglichst realitätsnahes Einsatzszenario skizziert. Damit aber auch am Funk jemand antwortet oder eine Demonstration nicht nur auf dem Papier stattfindet, gibt es sogenannte „Soldatinnen und Soldaten in darstellender Funktion“. An Orange Road nehmen 350 Soldatinnen und Soldaten sowie Mitarbeitende verschiedener Behörden und ziviler Versorgungswerke teil. Insgesamt warten 62 einzelne Szenarien mit unterschiedlichen Herausforderungen und Schwierigkeitsgraden auf die Teilnehmenden. Das muss alles aus einer Hand gesteuert und gelenkt werden.
Gefechtsstand und Übungssteuerung
Neben den Feldjägereinsatzkompanien hat jedes Regiment noch eine Einheit, die dafür sorgt, dass alles fährt, läuft und schießt: Die „Erste“ – in diesem Fall die 1. Kompanie des Feldjägerregiments 3 – ist immer die Versorgungskompanie des Verbands. Diese ist nicht nur für Verpflegung, Unterkünfte und Instandsetzung zuständig. Sie führt unter anderem einen Gefechtsstandzug. Dieser baut den Gefechtsstand auf und betreibt ihn. Der Gefechtsstand ist sozusagen das Gehirn und Nervenzentrum der Übung, ihr Dreh- und Angelpunkt. Hier erhalten die Schiedsrichter ihre Aufträge, Funksprüche werden mitgehört, alle Szenarien eingespielt und ausgewertet.
Auf dem Gefechtstand sitzen verschiedene Soldatinnen und Soldaten, die dafür sorgen, dass aus der Theorie und der langen Planung eine herausfordernde Übung wird. Ein Bienenstock bestehend aus vier umgebauten Fernmeldekabinen, die auf Lastwägen verladen und unter einem riesen Tarnnetz verborgen sind. Ein weiterer Effekt der Übung: Der Gefechtsstandzug nutzt sie für die eigene Weiterentwicklung. Bei den jährlichen Übungen entwickelt sich das Gefechtsstandkonzept somit kontinuierlich weiter.
Warum aber wird der ganze Aufwand betrieben? Aus einem einfachen Grund: Nur wer trainiert, Fehler erkennt und diese in der Zukunft vermeidet, kann seine Leistung verbessern. Deswegen sind und bleiben Übungen notwendig. Damit die Feldjäger die professionellen, effektiven und robusten Möglichmacher bleiben, die sie sind.