Streitkräftebasis

Facetten der Hilfe

Facetten der Hilfe

Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
3 MIN

Ob eine Panzerschnellbrücke Biber an der Ahr verlegt wird, per LKW Material oder Verpflegung transportiert wird oder Luftaufnahmen vom Katastrophengebiet erstellt werden müssen. Soldatinnen und Soldaten leisten einen wichtigen Beitrag, um das Leid der Flutopfer zu lindern. Oft weit über die Amtshilfe hinaus mit viel persönlichem Engagement.

Ein Soldat und eine Zivilperson stehen neben einem Räumfahrzeug im Trümmerfeld.

Hand in Hand: Bundeswehrangehörige und Privatpersonen halten zusammen. Nur gemeinsam lassen sich die immensen Schäden beheben. Die Hilfe hat viele Facetten.

Bundeswehr/Markus Urban

„Wir müssen unsere Soldatinnen und Soldaten teilweise ‚bremsen‘“, stellte Oberstleutnant Dirck Radunz, Kommandeur des Logistikbataillons 461 aus Walldürn kürzlich fest. Er lobte damit den Einsatz nicht nur seiner Soldatinnen und Soldaten, die in dem riesigen Gebiet der Flutkatstrophe Amtshilfe leisten. Das Engagement der Bundeswehrangehörigen geht oftmals über den durch Regularien und Vorschriften abgesteckten, gesetzlichen Rahmen hinaus. „Wie bei den zivilen Hilfskräften und den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern ist die Motivation hoch“, beobachtet Radunz, der mit seinem Verband im extrem betroffenen Ahrtal hilft, wo Pioniere Brücken schlugen und Logistiker die Aufräumarbeiten unterstützen.

Alles muss raus

In Wuppertal-Beyenburg ist man schon einen kleinen Schritt weiter. Die Flutwelle hatte die vielen historischen Gebäude im Ortskern stark beschädigt. „Die Balken der Fachwerke sind regelrecht aufgeweicht, der Putz extrem feucht“, berichtet Oberstabsfeldwebel Christian Kühlem, der mit einem Team aus 30 Soldatinnen und Soldaten vor Ort ist. 20 davon schickte das Streitkräfteamt aus Bonn an die Wupper, zehn kommen von der 1. Kompanie des Panzerbataillons 203 aus Augustdorf. Dort befindet sich schon länger ein Lagezentrum, welches wegen der Amtshilfe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auch mit Bundeswehrangehörigen besetzt ist. „So konnten wir rasch in Marsch gesetzt werden“, so Kühlem, der seit nunmehr zehn Tagen mit den Kräften vor Ort ist.

Soldaten schleppen einen Kühlschrank auf den Schrott

Leider nötig: Alles muss raus! 30 Soldatinnen und Soldaten helfen den Anwohnern Beyenburgs.

Bundeswehr/Christian Kühlem
Soldaten mit Stemmhammern entkernen einen Fußboden

Die Häuser wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Schwerpunkt der Arbeit steht derzeit das Entkernen der Baussubstanz.

Bundeswehr/Christian Kühlem

In Beyenburg sind die Schäden immens. Der kleine Ort wurde in der Gegend des Bergischen Landes am schlimmsten von der Flutwelle und dem anschließenden Hochwasser getroffen. Die Soldatinnen und Soldaten unterstützen die Hilfsorganisationen und Privatpersonen bei der Beseitigung der entstandenen Müllberge. Aber auch die Einrichtung eines Meldekopfes oder Sammelpunkten steht im Lastenheft der Helfenden Hände. Von überall schaffen beispielsweise die Bundeswehrangehörigen Baumaterial und Maschinen herbei, die vor Ort knapp geworden waren oder schlichtweg ausverkauft sind. Denn im Fokus steht derzeit die Sanierung der Infrastruktur und der Wohnhäuser. Sofas und andere Einrichtungsgegenstände waren durch die Flure geschwommen, die Hausbewohnenden konnten ihre Wohnungen oft nur noch durch Fenster im Obergeschoss verlassen. Das Wasser hatte in rasanter Schnelle die Erdgeschosse geflutet. Insbesondere die Häuser in unmittelbarer Nähe des örtlichen Stausees standen hoch unter Wasser. Jetzt heißt es Putz abschlagen, Böden rausreißen, Estrich weg stemmen. „Die Betroffenen sind sehr dankbar und freuen sich, dass wir da sind“, resümiert Kühlem für die Truppe vor Ort.

Freiwillig vor Ort

Soldaten und Zivilpersonen entrümpeln ein Haus, Schlamm vor der Türe

Wir lassen niemanden im Stich. So lautet das Motto von Oberstabsgefreiter Dustin Welke. Seine Kameraden und er halfen an verschiedenen Orten, wie hier an einem Gasthof in Altenahr.

Bundeswehr/Marie Kilonzo

Zurück an die Ahr. Hier hatte Oberstabsgefreiter Dustin Welke geholfen. Er war einem Freund in Buschhoven zur Hilfe geeilt, als dessen Keller unter Wasser stand. Von dort reiste er weiter nach Rech und unterstützte weitere Freunde. Schließlich in Ahrweiler angekommen, half der Soldat aus dem Kommando der Streitkräftebasis mit weiteren Kameraden, Bewohnern eines Altenheims bei der Evakuierung durch Einsatzkräfte. In Altenahr entkernten die Kameraden inzwischen einen Gasthof, deren Besitzer zuvor ohne Hilfe dastanden. „Wir sind Soldaten! - Wir helfen wo wir können! Viele von uns haben Urlaub oder nehmen sich auch nach dem Dienst gerne die Zeit, betroffenen Menschen zu helfen. Keiner möchte in solchen Krisen alleine gelassen werden und man mag sich auch nicht ausmalen, wie es wäre, wenn es einen selbst getroffen hätte“, begründet Dustin sein freiwilliges Engagement.

Aus der Luft

Flugzeug in der Luft

Der Airbus A 319 OHOffener Himmel verfügt über eine umfangreiche Fotoausstattung. Das Flugzeug dient normalerweise Verifikationsaufgaben im Zusammenhang mit internationalen Verträgen.

Bundeswehr

Das Katastrophengebiet ist riesig. Es reicht von der Eifel bis ins Bergische Land und betrifft zwei Bundesländer. Hier den Überblick zu behalten, ist teilweise nur noch aus der Luft möglich. Soldaten des Zentrums für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBwZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr) führten darum am 22.,23. und 29.07.2021 Beobachtungsflüge mit dem Airbus 319 OHOffener Himmel über den, durch das Hochwasser betroffenen, Gebieten im südlichen Nordrhein-Westfalen und dem Ahrtal in Rheinland-Pfalz durch. Die Flüge dienten der Fortschreibung des Lagebildes und wurden nach einem festgelegten Schema in circa 1.000 m Flughöhe durchgeführt. An Bord des durch die Luftwaffe betriebenen Luftfahrzeuges befinden sich optische und Infrarotkameras, mit deren Bildern weitergehende Erkenntnisse über die, durch das Hochwasser verursachten, Schäden gewonnen werden konnten. Durch die von den Soldaten des ZVBwZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr an Bord koordinierte Kombination von Flughöhe, Geschwindigkeit und Sensortechnik konnten große Mengen an Daten gesammelt und den zuständigen Stellen zur Verfügung gestellt werden.

von Ralf Wilke, Sascha Greuel, Marie Kilonzo   E-Mail schreiben

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