Ein Raum voller Musikgeschichte im Ausbildungsmusikkorps
Ein Raum voller Musikgeschichte im Ausbildungsmusikkorps
- Datum:
- Ort:
- Hilden
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Sammlung exotischer Musikinstrumente der „Stiftung Familie Dr. Kirchmeyer“ ist im Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr zu bewundern.
Eine besondere Feierstunde im coronabedingt kleinen Kreis fand am Freitag, dem 26. Juni 2020 im Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr (AusbMusKorpsBw) in der Hildener Waldkaserne statt.
Der Leiter des Militärmusikdienstes der Bundeswehr, Oberst Christoph Lieder, und der Leiter des AusbMusKorpsBw, Oberstleutnant Michael Euler, präsentierten der Öffentlichkeit die etwa 200 Exponate umfassende Sammlung außereuropäischer Musikinstrumente der „Stiftung Familie Dr. Kirchmeyer“.
Die überwiegend aus Afrika und Asien stammenden historischen Musikinstrumente sind über viele Jahrzehnte vom Düsseldorfer Musikwissenschaftler und Gründer der Robert Schumann Hochschule, Prof. Dr. Helmut Kirchmeyer, gemeinsam mit seiner Frau Eva gesammelt worden. „Ich kann Ihnen versichern, dass der Militärmusikdienst diese Sammlung wie einen Augapfel hüten wird“ würdigte Oberst Lieder die Bedeutung dieser Stiftung und den Sachverhalt, dass diese nun in Form einer Dauerleihgabe in den Besitz des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr übergegangen ist.
Die beeindruckende Sammlung konnte in Anwesenheit der Stifterfamilie vier Tage vor dem 90. Geburtstag von Prof. Dr. Kirchmeyer zum ersten Mal offiziell präsentiert werden.
Viele verschiedene Dienststellen und Ansprechpartner der Bundeswehr galt es auf dem Weg zur Realisierung der Stiftung und zur Umsetzung des musealen Konzeptes einzubinden, um den nötigen Rahmen für die einmaligen Exponate zu schaffen.
Ausbildungsstätte mit Modellcharakter
Ausgehend von den bisherigen zwei Ausstellungsräumen der „Lehrsammlung“ des AusbMusKorpsBw, welche sich mit der Geschichte der deutschen Militärmusik vor und nach 1945 beschäftigen, spannt dieser dritte Raum nun den Bogen in die außereuropäische Musikgeschichte und Instrumentenbaukunst und trägt somit zum interkulturellen Dialog und zur Horizonterweiterung bei.
Ein wesentlicher Stiftungszweck ist der Zugang der Öffentlichkeit zur Sammlung. Dieser ist auch in der militärischen Liegenschaft des Ausbildungsmusikkorps in der Hildener Waldkaserne gegeben. So wird ein Besuch der Ausstellung zukünftig z. B. bei den regelmäßig stattfindenden Orchesterworkshops mit zivilen Ensembles und den Konzerten innerhalb der Kammerkonzertreihe „Musikstudenten in Uniform“ angeboten. Darüber hinaus ist eine Anmeldung über die Stadt Hilden möglich. „Ich glaube, dass die Lehrsammlung dazu beiträgt, die Reputation des Ausbildungsmusikkorps als eine höchst professionelle Ausbildungsstätte mit Modellcharakter zu unterstreichen und weiter zu steigern“ so Oberst Lieder zur Wirkung der neuen Räumlichkeiten.
Viel Vorarbeit bis zur Vollendung der Lehrsammlung
Seinen besonderen Dank in Bezug auf die Konzeption und den Aufbau der Lehrsammlung richtete Oberst Lieder an Oberstleuntant Dr. Christian Blüggel vom Zentrum Militärmusik der Bundeswehr, der als ständiger Kontaktpartner der Familie Kirchmeyer zur Verfügung stand und gemeinsam mit der Familie die vielen verwaltungstechnischen und juristischen Hürden bis hin zur ministeriellen Genehmigung der Stiftung genommen hat. Oberleutnant Christian Palauneck, Lehroffizier im Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, wurde von Oberst Lieder als engagierter Kurator der Sammlung hervorgehoben, der für das Konzept, die Inventarisierung und die Präsentation der neu erschaffenen Ausstellung verantwortlich zeichnet.
Besondere Verdienste für die Militärmusik
„Ich habe immer gesammelt mit der Absicht, es weiterzugeben. Ich bin ein Pädagoge und alles was ich mache geschieht auch im Hinblick darauf, was daraus wird. Daher finde ich, dass die Sammlung hier am besten aufgehoben ist“. Dieses Zitat von Prof. Dr. Kirchmeyer unterstreicht sowohl seine Hingabe zur Wissensvermittlung als auch seine Verbundenheit mit der Militärmusik der Bundeswehr.
Ihm verdankt der Militärmusikdienst die nun schon über vier Jahrzehnte andauernde Kooperation mit der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf, dessen erster Rektor er über viele Jahr war.
Im Rahmen dieser Kooperation absolvieren die angehenden Militärmusikerinnen und Militärmusiker seit 1976 im Rahmen ihrer musikfachlichen Ausbildung ein ziviles Musikstudium. Diese Ausbildung wurde seitdem stetig weiterentwickelt und ist – abgebildet in der Institution des Ausbildungsmusikkorps – weltweit einmalig. Es garantiert den Musikerinnen und Musikern der Bundeswehr eine musikalisch-künstlerische Ausbildung auf höchstem Niveau und findet auch international große Anerkennung.
Für seine Verdienste verlieh die Bundeswehr Prof. Dr. Kirchmeyer 2006 das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold.
Kirchmeyer hielt Vorlesungen über außereuropäische Musikgeschichte und führte dieses Lehrgebiet zum ersten Mal an einer deutschen Musikhochschule als ordentliches Fach ein. Seine im Laufe der Jahre zusammengetragene Sammlung vor allem afrikanischer, indonesischer und tibetischer Musikinstrumente dient als Demonstration außereuropäischer (Musik-)Kultur. Ihm ging es nicht in erster Linie um neuwertige Instrumente, sogenannte „schöne Stücke“, sondern um Exponate mit Gebrauchsspuren, bei denen eine Benutzung im realen Musikleben sichergestellt war und ist.
Hintergrundinformationen |
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Als deutschlandweit größter Arbeitgeber für professionelle Orchestermusiker bietet der Militärmusikdienst ein Musikstudium für alle Instrumente des Sinfonischen Blasorchesters und für Dirigenten an. In Kooperation mit der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf stehen dafür im Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr 150 Studienplätze zur Verfügung.
Konzerte im kleinen und großen Rahmen
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