Die Operationszentrale im Kampf gegen Corona
Die Operationszentrale im Kampf gegen Corona
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Bundeswehr befindet sich seit Frühjahr 2020 im Amtshilfe-Einsatz gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019. Geführt und koordiniert werden die Soldatinnen und Soldaten mit den unterschiedlichen Unterstützungsaufträgen von der Operationszentrale des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr.
Bei Naturkatastrophen kann die Bundeswehr unter der Führung der Streitkräftebasis mit dem Kommando Territoriale Aufgaben die Bundesländer im Rahmen der sogenannten Amtshilfe unterstützen. Zum Schutz der Bevölkerung hilft sie entsprechend ihrer Möglichkeiten dort, wo Hilfe benötigt wird. Bis zu 15.000 Soldatinnen und Soldaten in ganz Deutschland stehen in unterschiedlichen Bereitschaftsgraden für Unterstützungsleistungen in der derzeitigen Situation zur Verfügung, einige von diesen können innerhalb von 48 Stunden aktiviert werden. Geführt und koordiniert werden die Kräfte vom Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, das zur Streitkräftebasis gehört.
Koordinieren der Corona-Amtshilfe
In der Berliner Julius-Leber-Kaserne der Streitkräftebasis, ist in einem stattlichen, aber nahezu versteckten Gebäude zwischen alten Eichen und hohen Kiefern die Operationszentrale untergebracht.
„Wir koordinieren die Corona-Amtshilfe der Bundeswehr um Deutschland zu helfen“, sagt Oberstleutnant Raik Zimmermann. Seit 2015 in der Amtshilfe tätig, hat er die Operationszentrale mit geplant und aufgebaut. „Wir arbeiten hier permanent in einer 24/7- Bereitschaft, denn unser Kommandeur muss jederzeit umfassend informiert sein, um am Tag oder in der Nacht schnell entscheiden zu können“, so Zimmermann weiter. Hier laufen alle Informationen von außen, wie die regionale Virus-Ausbreitung, und von innen, wie die eigene Kräfte- und Ressourcenverteilung, zusammen. Daher steht die Operationszentrale auch permanent mit anderen Dienststellen der Bundeswehr in Verbindung. Im Kreislauf von Planen, Befehlen, Steuern, Auswerten und Nachbereiten ist sie ein zentrales Element der Amtshilfe der Bundeswehr.
Schnelle Entscheidungen bei Anträgen auf Amtshilfe
Im großen Saal mit Parkettboden und circa 30 Arbeitstischen im Zwei-Meter-Hygieneabstand, fällt sofort ein riesiges Dashboard auf. Die eigens entwickelte Informationsübersicht aus Grafiken, Statistiken und einer großen Deutschlandkarte ist an die Wand projiziert und dokumentiert den Bundeswehr-Einsatz in Echtzeit. „Wir haben hier den Gesamtüberblick über alle eingesetzten Truppen. Auch die regionale Hotspot-Entwicklung und den Stand der Hilfsanträge behalten wir so im Blick“, erklärt Zimmermann. Die Bundeswehr unterstützt im Inland auf Grundlage von Amtshilfeanträgen ziviler Behörden. Können zivile Stellen eine Notlage nicht allein bewältigen, können sie um Amtshilfe bei der Streitkräftebasis der Bundeswehr bitten. Über die Kreisverbindungskommandos der Landkreisverwaltungen und der kreisfreien Städte kommen die Anträge in die regional zuständigen Landeskommandos, anschließend in die Operationszentrale des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr. „Wenn ein Antrag unsere Registratur erreicht, wird er in die zugehörigen Landesteams weitergeleitet. Danach wird geprüft, ob wir über das geforderte Personal sowie Material verfügen. Unser Rechtsberater prüft gleichzeitig, ob der Antrag rechtlich in Ordnung ist. Im Anschluss erhält der Kommandeur den Antrag zur Entscheidung, da er den Einsatz führen und verantworten muss“, so Zimmermann. Bis ein Antrag zur Entscheidung vorgelegt wird, vergehen mehrere Stunden. „Manchmal müssen wir allerdings auch sehr schnell entscheiden können. Wir schaffen es in 15 Minuten, wie zum Beispiel bei der dringenden Material-Unterstützung einer Flüchtlingsunterkunft“, schildert Zimmermann.
Lagewandel und Schwerpunktveränderung
Wie schnell die Operationszentrale sich auf neue Entwicklungen einstellen muss, zeigten beispielhaft die Zunahme der Infektionszahlen in den Landkreisen Gütersloh und Oldenburg. „Wir betrachten die Informationen des Robert-Koch-Instituts auf einem weiteren Dashboard, um den Reproduktionswert zu beobachten und neue Hotspots früh zu erkennen“, so Zimmermann. Im Falle Güterslohs mussten wir schnell mit viel Personal die Corona-Test-Strecken unterstützen, weil die zivilen Stellen keine ausreichenden Kapazitäten hatten“, sagt Zimmermann. Dabei konnte die Operationszentrale einen Wandel der angeforderten Hilfeleistungen feststellen: Am Anfang der Krise wurde auf materielle Unterstützung gesetzt und dringend die Beschaffung, der Transport und die Einlagerung von medizinischer Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln gefordert. Des Weiteren bedeutete Amtshilfe zu Beginn der Krise vor allem dynamische Nothilfe, wie das Einfliegen und die Behandlung von Patienten aus Italien und Frankreich. „Im Moment verschiebt sich der Schwerpunkt aber auf personelle Unterstützung. Unsere „Helfenden Hände“ entlasten Gesundheitspersonal in der Kranken- und Altenpflege, bei der Testunterstützung oder bei der Kontaktnachverfolgung, um Massenerkrankungen zu verhindern“, so Zimmermann. Derzeit sind fast 800 Soldatinnen und Soldaten in Deutschland eingesetzt, sie stehen permanent über die vier eingerichteten Regionalen Führungsstäbe mit der Operationszentrale in Verbindung und im Informationsaustausch.
In der Operationszentrale arbeiten rund 50 Soldatinnen und Soldaten, die in sieben Landesteams für die Bundesländer aufgeteilt sind. Sollte eine Lageverschärfung eintreten, wachsen sie kontrolliert auf 16 Länderteams. Ein achtes Team kümmert sich dazu parallel um alle anderen Hilfseinsätze der Bundeswehr, neben Covid-19. Die Operationszentrale hat immer die Gesamtlage Deutschlands im Blick, um umgehend Amtshilfe zu leisten. Jeden Morgen wird daher im Briefing der Kommandeur über die bundesweite Gefährdungs-, Gewässer- und Wetterentwicklung, Waldbrandgefahr oder sogar den „Graslandfeuerindex“ sowie die Medienlage informiert.
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