Ausbildung am Bergepanzer
Ausbildung am Bergepanzer
- Datum:
- Ort:
- Osterholz-Scharmbeck
- Lesedauer:
- 3 MIN
Panne? Havarie? Beschädigung? Festgefahren? Was auch immer passiert, sie bergen selbst schweres Gerät aus scheinbar aussichtlosen Situationen: die Bergetrupps in den beweglichen Verbänden der Bundeswehr. Die Ausbildung der Spezialisten ist Sache der Streitkräftebasis. Das bevorzugte Einsatzmittel ist der Bergepanzer 2.
„Wenn wir anrücken, sind andere bereits mit ihrem Latein am Ende“ beschreibt Hauptfeldwebel Christopher Kant das Szenario für den Einsatz eines Bergetrupps. Was er meint, erklärt sich auf dem Übungsplatz in Garlstedt, dem Standort der Logistikschule der Bundeswehr. Hier lernen die Bergetrupps ihr Handwerk, in erster Linie den Bergepanzer 2 (BPz2), kennen und richtig einzusetzen. So hat Kant mit den anderen Ausbildern seiner Inspektion mehrere ausrangierte Panzer und andere Fahrzeuge im Gelände verteilt. So, als seien sie festgefahren, havariert oder aus anderen Gründen ausgefallen. „Einen schwer beschädigten Leopard aus einer Senke zu bergen oder einen umgestürzten Lastwagen aufzurichten, liegt in der Regel außerhalb der Fähigkeiten der jeweiligen Besatzung.“ Die Ausbildungstruppe erreicht den Abschnitt. Die Soldatinnen und Soldaten stammen aus allen Organisationsbereichen der Bundeswehr, vornehmlich aus Verbänden des Heeres und der Streitkräftebasis. Sie alle lernen ihr Handwerk ausschließlich auf einem vierwöchigen Lehrgang an der Logistikschule.
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Sie rücken an mit dem Bergepanzer 2. Der dröhnende Motor lässt die Kraft des Kolosses erahnen. Die Besatzungen schätzen das bewährte Fahrzeug und wollen es nicht missen. Zuverlässigkeit und Routine prägen die Arbeit mit dem rund 40 Tonnen schweren Gerät. Denn eingeführt wurde es, auf dem Fahrgestell des Leopard 1 basierend, schon Anfang der 1960er Jahre. Generationen von Bergetrupps verfügen daher über einen unermesslichen Erfahrungsschatz auf dem Panzer. 95 der „Oldtimer“ sind noch in Gebrauch, fünf davon dienen in Garlstedt zu Ausbildungszwecken. Kant verrät, dass der BPz2 derzeit das Rückgrat der Bergeausstattungen bildet. Der modernere Bergepanzer „Büffel“ ist zur Zeit hauptsächlich in internationalen und NATONorth Atlantic Treaty Organization-Missionen gebunden.
Video: Bergepanzerausbildung
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Alles im Griff
Die Besatzungen loben den Bergepanzer 2 trotz seines Alters als robust und wenig störanfällig. Über die Jahre hat das Fahrzeug mehrere Entwicklungsstufen durchlaufen und Anpassungen erfahren. Lediglich bei der Zugleistung müssen Abstriche hingenommen werden: „Der Kampfpanzer Leopard 2 zum Beispiel, ist für die Bergemittel am BPz2 zu schwer“, erläutert Christopher Kant und zeigt seinen Auszubildenden Möglichkeiten zum Improvisieren. So würde man in einem solchen Fall „kurz“ den Motor ausbauen, was im Grunde zur Routine eines Bergetrupps gehört, um den „Leo“ zu erleichtern. Je leichter das zu bewegende Gerät, desto näher kann das Bergefahrzeug am Objekt platziert werden.
Schwerer als gedacht
Heute geht es um das Bergen eines Panzers im Gelände mit dem Einfach- und Doppelzug sowie das Abschleppen und Räumen mit Kettenfahrzeugen. Verfahren, die die Besatzungen quasi im Schlaf beherrschen müssen. Die Auszubildenden müssen Seil und Geräte selbstständig und abwechselnd anbringen, damit klar ist, dass sie das im theoretischen Unterricht Erlernte in die Praxis umsetzen können. Kant gibt das Kommando „Bringt den Zug auf Spannung!“ Die Soldaten entscheiden sich zunächst für den Einzelzug. Dann doch für den Doppelzug, weil der zu bergende Panzer schwerer ist als gedacht.
Bergen mit 830 PS
Die Umlenkrolle für Gewichte bis 70 Tonnen wird für den Doppelzug benötigt und muss mit den Kranausleger angehoben werden. Mit dem Seilschonbügel bauen die drei Besatzungsmitglieder einen Flaschenzug zur Erhöhung der Kraft und bringen die Abschleppschere in Gang. Der Fahrer baut mit dem Motor Druck auf und fährt die hydraulische Anlage aus. Die Hauptwinde zieht nun leicht an. Langsam setzt sich das schwere Gerät in Gang und zieht den havarierten Panzer Meter um Meter aus der Senke. Der Bergeverantwortliche gibt über Funk die Kommandos. Dabei wird der Unterschied vom Bergepanzer zum Kampfpanzer deutlich. Der BPz 2 verfügt über eine hydraulische Hebevorrichtung, der bergetechnischen Einrichtung, eine Kranwinde und ein Räumstützschild. Der BPz2 ist typischerweise mit vier Soldatinnen oder Soldaten besetzt, dem Bediener, dem Kommandanten und zwei Bergesoldaten. Er leistet 830 PS, bei einem Gewicht von 40,6 Tonnen. Immerhin erreicht das Fahrzeug so noch 65 km/h Höchstgeschwindigkeit.
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