Am 6. April starten die ersten Rekrutinnen und Rekruten als Freiwilligen Wehrdienstleistende ihr „Jahr für Deutschland“. Nach den ersten drei Monaten der Grundausbildung bekommen sie in Berlin, Delmenhorst oder Wildflecken eine Spezialausbildung.
7 Fragen an Jürgen Weigt
Herr Generalleutnant Weigt, sie sind in der Streitkräftebasis der Verantwortliche für das Projekt. Wo stehen wir?
Wir freuen uns darüber, dass das Interesse an dem neuen Ausbildungsgang für den Schutz unserer Heimat so groß ist. Erhofft hatten wir einen solchen Erfolg, erwartet jedoch nicht. Der Zuspruch ist sehr gut, die jungen Frauen und Männer können sich auf einen sehr abwechslungsreichen und sehr interessanten Ausbildungsgang freuen. Dieser startet, wie für alle anderen Soldatinnen und Soldaten, mit der Allgemeinen Grundausbildung.
Was erwartet die ersten Rekrutinnen und Rekruten des Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz zunächst?
Neben dem Heranführen an die soldatischen Fähigkeiten, erwartet sie eine Steigerung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, mit Sportausbildung und einem militärischen Fitnessprogramm. Ich erwähne das speziell, weil die Bewerberinnen und Bewerber den körperlichen Belastungen auch als Freiwillige Wehrdienstleistende im Heimatschutz gerecht werden müssen. Darüber hinaus lernen sie die Grundlagen zur Selbstverteidigung, das Überleben in Gefechtssituationen. In diesen drei Monaten ist vor allem die individuelle Fertigkeit gefragt: als Einzelschütze, im Führen des Feuerkampfes mit einer Schusswaffe. Am Ende sind sie so ausgebildet, dass sie ihr Gewehr beherrschen bei Tag und eingeschränkten Sichtverhältnissen.
Wie läuft die anschließende Spezialausbildung?
Das ist zunächst die Fortsetzung der Allgemeinen Grundausbildung. Von der individuellen Fertigkeit hin zur kollektiven Fertigkeit, also dem Zusammenwirken als militärische Gruppe oder Zug. Immer in der Erfüllung der vielfältigen Aufgaben des Heimatschutzes. Das fängt an bei Einsätzen in Katastrophen- und Krisenlagen. Mitten in der aktuellen Bekämpfung der Pandemie, sind Soldatinnen und Soldaten des Heimatschutzes schon jetzt eingesetzt für die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. Das ist das eine Element, welches wir in der Spezialausbildung vermitteln wollen.
Aktuell ist das Tätigkeitsspektrum im Heimatschutz ja sehr vielfältig…
Ja, und es gibt noch weitere Szenarien. Das zweite Element der Spezialausbildung ist die Sicherung militärischer oder kritischer Infrastruktur, wenn eine Verschärfung der sicherheitspolitischen Lage dies erfordert. Das kann die Bewachung spezieller Infrastruktur oder die Sicherstellung von Mobilität beziehungsweise dessen, was wir „logistische Drehscheibe Deutschland“ nennen sein. Das heißt, wir unterstützen die Bewegung eigener und alliierter Kräfte innerhalb Deutschlands. Deutschland liegt im Herzen Europas und hat somit eine besondere Stellung im Bündnis, die der Heimatschutz wirkungsvoll unterstützen wird.
Seiner Heimat zu dienen ist Kern des Projektes…
Ja, es ist die Besonderheit der Freiwilligen Wehrdienstes Heimatschutz – Dein Jahr für Deutschland auf der einen Seite ein Dienst für das Land, ein Dienst an den Menschen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und ein Dienst, und hier liegt die Betonung, IN Deutschland. Das heißt, die Besonderheit ist, dass der soldatische Dienst sowohl in der aktiven Phase, also in den ersten sieben Monaten, als auch in den sechs Folgejahren in denen ich als Reservedienstleistende meine noch verbleibenden fünf Monate abdienen möchte, ich immer auf den Dienst in meinem Land – und in meiner Region ausgerichtet bin.
Was ist das Regionalitätsprinzip, dass hinter dem Projekt steckt?
Das was wir anstreben ist dabei, dass man in der Region seinen Dienst versieht in der man lebt, in der man arbeitet, in der man sich zu Hause fühlt. Das ist sicherlich bei der Größe des Territoriums der Bundesrepublik Deutschland immer die bestmögliche Lösung. Es wird auch den jungen Männern und Frauen eine gewisse Flexibilität abverlangt, da nicht jede zukünftige Heimatschutzkompanie vor der Haustür liegt, trotzdem gilt eben das Regionalitätsprinzip. Also das Verbleiben zumindest innerhalb des Bundeslandes und wenn möglich auch noch in einem engeren Zirkel, sodass tatsächlich man in der Region in der man beheimatet ist auch seinen Dienst für Deutschland abdient.
Was möchten Sie den Rekrutinnen und Rekruten mitgeben?
Wir werden Sie fordern, aber fordern Sie auch uns. Indem Sie uns Ihre Anliegen, Ihre Bedürfnisse weitergeben, sodass wir an dem was wir vorbereitet haben so arbeiten können, dass wir insgesamt eine Win-Win-Situation aufbauen können. Dass Sie das Gefühl haben und dieses Gefühl nicht mehr verlieren, eine sinnhafte Aufgabe übernommen zu haben. Und wir das Gefühl haben, dass wir leistungsfähige und leistungswillige Soldaten und Soldatinnen ausgebildet haben. Und wenn wir dieses Ziel erreicht haben, ist das insgesamt ein Gewinn für unser Land.
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