„Führungswerkstatt“ geht in die dritte Runde
„Führungswerkstatt“ geht in die dritte Runde
- Datum:
- Ort:
- Hannover
- Lesedauer:
- 3 MIN
Nach einer Corona-Pause von zwei Jahren wurde dieses Format für militärische und zivile Spitzenführungskräfte fortgesetzt – an der Feldjägerschule in Hannover. Acht Topmanager aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie Generale / Admirale der Bundeswehr traten in den Dialog über Führungsverhalten. Ziel: Reflexion und Horizont erweitern.
„Nicht entscheiden, ist immer die schlechteste Lösung“ – Mit diesen Worten fasst Generalleutnant Jürgen Weigt die „Führungswerkstatt 2022“ gut zusammen. Der Stellvertretende Inspekteur der Streitkräftebasis ist Schirmherr dieser Veranstaltungsreihe, die seit 2018 jährlich im Wechsel von einem Wirtschaftsunternehmen und der Bundeswehr ausgerichtet wird. Dabei geht es um den Ebenen-gleichen Gedankenaustausch: Das bedeutet, die zivilen und militärischen Spitzenführungskräfte begegnen sich auf Augenhöhe. Unter gleichberechtigten Partnern aus verschiedenen Bereichen, werden Erfahrungen mit Führung ausgetauscht, Fragen zu Methoden erörtert und Probleme diskutiert. Generalleutnant Weigt ist zum ersten Mal dabei und überzeugt vom Mehrwert der Veranstaltung für beide Seiten: „Es ist die Aufgabe von Führungskräften, ihre Mitarbeitenden „wirksam“ werden zu lassen. In der Führungswerkstatt können wir gegenseitig voneinander lernen, unseren eigenen Führungsstil überdenken und weiterentwickeln. Der Blick über den Tellerrand und alternative Sichtweisen erschließen neue Perspektiven.“
Führungskräfte müssen Entscheidungen treffen, auch wenn es unangenehm ist. Dazu wägen sie ihre Möglichkeiten ab, bedenken im Vorfeld die Folgen ihres Handelns und tragen die Konsequenzen ihres Entschlusses. Wie militärische Führungskräfte zu Entscheidungen kommen, wurde anhand des sogenannten „Führungsprozess deutscher Landstreitkräfte“ gezeigt. „Anschließend ist der Titel „Werkstatt“ wörtlich zu nehmen“, leitete Fregattenkapitän Ralf Schrödinger zum praktischen Teil der Veranstaltung über. Er und sein Team organisierten den gesamten Workshop.
Planspiel als Praxisteil
Die zu lösende Aufgabe in einem fiktiven Szenario in einer sogenannten VUCA-Welt (Akronym für die englischen Begriffe: Volatility – Unstetigkeit, Uncertainty – Unsicherheit, Complexity – Komplexität und Ambiguity – Mehrdeutigkeit): Eine hochgestellte Persönlichkeit wird von einer autonomen Gruppe gekidnappt und mit zwei weiteren Personen als Geisel genommen. Das Szenario spielt in einem erfundenen Staat außerhalb Deutschlands. Die 16 Teilnehmenden erarbeiteten in zwei Gruppen „Alpha“ und „Bravo“ – jeweils vier Zivile und vier Militärs – eine Operation zur Befreiung der Geiseln. Dazu standen ihnen erfahrene Soldaten mit Rat und Tat zu Seite. Nach der Werkstatt wurden beide Ansätze vor der gesamten Gruppe präsentiert und die Vorteile sowie Risiken diskutiert. Anschließend entschieden sich die Teilnehmenden für eine boden- und luftgeschützte Operation zur Befreiung der Geiseln. Diese wurde am Morgen des zweiten Tages an einem sogenannten Gelände-Sandkasten nachgestellt, um letzte Risiken abzuwägen und Unsicherheiten in der Planung aufzudecken. Hierzu wurde die Methode des „war gaming“ genutzt.
Der Ausgang ihrer Entscheidung wurde den Spitzenführungskräften in einem Video demonstriert: Die Geiseln konnten unversehrt befreit werden, die Mission war ein voller Erfolg. Den noch auf der Flucht befindlichen Kopf der Entführer, stellten in einem Hotel Zugriffskräfte der Feldjäger mit vierbeiniger Unterstützung. Dieses Zugriffsszenario konnten die Teilnehmenden live beobachten – in einem Übungszentrum der Feldjäger. Einhellige Meinung des Plenums im Anschluss: „Absolut beeindruckend.“ Anschließende Gespräche mit Soldatinnen und Soldaten der Einsatztruppe rundeten dieses besondere Erlebnis ab. Die Führungswerkstatt endete mit einem Austausch über das Einbeziehen von Mitarbeitenden in Entscheidungsprozessen und das Nutzen von Teamwissen. „24 nicht alltägliche Stunden“, resümierte Generalleutnant Jürgen Weigt.
Kompetent.Führen.Lernen.
Neben der „Führungswerkstatt“ gehören noch weitere drei Formate in die Veranstaltungsreihe Kompetent.Führen.Lernen: Die Weiterbildung „Dialogforum.Führen. / Campus.Führen.“ richtet sich in gleicher Form an junge Führungskräfte aus der Bundeswehr, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Ein-Tages-Veranstaltung „Zukunft.Führen.“ wendet sich an Personal- und Ausbildungsverantwortliche des gleichen Adressatenkreises. Der Gesprächskreis „Dialog.Führen“ ermöglicht es, Studierenden und angehende (Spitzen-)Führungskräfte mit hochrangigen Vertretern aus der Bundeswehr „Klartext“ zu sprechen.
Ziel aller Veranstaltungen ist, die Bundeswehr auf allen Ebenen der Gesellschaft besser zu verankern. „Wir suchen Multiplikatoren mit Wirkung“, erläutert Professor Jürgen Abendschein, Präsident der Steinbeis-Hochschule und Reservist bei der Bundeswehr. Auch er war bereits mehrfach ein Teilnehmer bei der Führungswerkstatt und sieht hohes Potenzial in der Spiegelung des Führungsstils. „Die zivilen Teilnehmenden können Vieles mitnehmen von der Strukturiertheit der Bundeswehr-Prozesse und die militärischen Führungskräfte erleben neue Impulse beispielsweise zum „Führen über Ziele.“
Abendschein ist überzeugt vom Format „Führungswerkstatt: Mehrwert durch Heterogenität“: Deswegen brachte er das Format in diesem Jahr in den Wettbewerb „Europäischer Trainingspreis“ vom BDVT (Berufsverband für Training, Beratung und Coaching) ein. „Wir hoffen, auf eine Nominierung und ein Ergebnis mindestens in der Spitzengruppe.“
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