„Weil wir Soldaten sind und sein wollen!“
„Weil wir Soldaten sind und sein wollen!“
- Datum:
- Ort:
- Warendorf
- Lesedauer:
- 3 MIN
Im April 2023 erlitt Oberstabsarzt Zarah D.* im Alter von 33 Jahren aus voller Gesundheit heraus eine schwerwiegende Durchblutungsstörung ihres Gehirns – Diagnose Schlaganfall. Sie muss die alltäglichen Dinge des Lebens neu lernen. Am Tag der Entlassung aus ihrer medizinischen Rehabilitation am Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr spricht sie über ihre Erfahrungen und über ihre Zukunft.
Welche Schwierigkeiten bereitet Ihnen Ihr Gesundheitsproblem bei der Bewältigung ihrer Alltagsaktivitäten?
Aktuell habe ich noch recht große Schwierigkeiten. Ich bin noch sehr unsicher auf den Beinen unterwegs, meine Kopfschmerzen sind sehr stark und der Schwindel schränkt mich in vielen Bewegungen ein. Ich kann einiges gar nicht mehr und vieles schlechter als früher. Aber ich stelle mich im Alltag darauf ein und komme immer besser klar.
Was hat sich mit der Reha in Warendorf geändert?
Als ich vor drei Wochen hierherkam, war ich vollständig krankgeschrieben, denn ich konnte nicht ohne Gehstützen gehen, so unsicher war ich. Jetzt benutze ich sie nur noch draußen, das ist ein riesiger Fortschritt für mich. Denn jetzt kann ich wieder am Dienst teilnehmen und meinen Alltag viel besser gestalten. Mein wichtigstes Ziel ist, so wie ich jetzt bin, weiterzuleben. Alles was besser wird, ist ein Bonus.
Sie waren in sehr guten zivilen Reha-Einrichtungen. Worin liegt für Sie der wichtigste Unterschied zur Reha mit anderen Soldatinnen und Soldaten?
Der Unterschied hier ist, dass hier dieses große Thema Kameradschaft da ist. Wir sind den ganzen Tag zusammen und wir kämpfen alle für das gleiche Ziel: vor allem wieder dienstfähig zu werden, weil wir Soldaten sind und sein wollen. Wir sind ein total bunt zusammengewürfelter Haufen, den man so im Zivilen auch nie kennenlernen kann, mit ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten und Dienstgraden. Und dass das hier möglich ist und diese Begegnungen mit den einzelnen Persönlichkeiten, das hat in meiner Reha ausgemacht, dass ich wieder meinen Lebensweg sehe und mehr Freude habe, am Leben teilhaben zu können. Und wenn es mir schlecht geht oder etwas sehr anstrengend ist, dann fühle ich mich von dieser Kameradschaft getragen. Man wird hier einfach akzeptiert, wie man ist, und gehört sofort dazu. Man ist direkt ein Teil des Teams. Es wird einem geholfen, wenn man die Unterstützung braucht, ohne bemitleidet zu werden.
Wie sind Sie auf das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr aufmerksam geworden?
Ich hatte zwar schon oft von der Reha in Warendorf gehört, habe jedoch immer gedacht, dass diese nur Einsatzgeschädigten zustehe. Ein lieber Kamerad und Freund hat über mehrere Wege den Kontakt zum Zentrum für Sportmedizin hergestellt. Dort werden primär orthopädische Patienten mit komplexen Beeinträchtigungen rehabilitiert. Daher stand meine neurologische Erkrankung nicht im Fokus, aber es gab andere Bereiche, mit denen ich rehabilitativ unterstützt werden konnte. Über diesen Zufall und diesen Kontakt bin ich unheimlich dankbar, weil ich durch diese Reha einen wichtigen und großen Schritt zurück in die Dienstfähigkeit gekommen bin. Ich fände es aber wichtig, dass solche Dinge nicht vom Zufall abhängen würden.
Wie sehen Sie Ihre Zukunft innerhalb der Bundeswehr?
Für mich bedeutet, eine gute Soldatin zu sein, Kameradschaft zu leben: Wir helfen einander, jeder ist für jeden da und zusammen ziehen wir an einem Strang für das größere Gut. Ich will das leisten, weswegen ich zur Bundeswehr gekommen und Sanitätsoffizierin geworden bin: den erkrankten, verletzten und versehrten Soldaten zu helfen, um sie wieder in ihr eigenes Leben zurückzubringen – sowohl privat als auch dienstlich.