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Depression

Tipps für Bundeswehrangehörige

Tipps für Bundeswehrangehörige

Datum:
Ort:
Bundesweit
Lesedauer:
6 MIN

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Depression belastet nicht nur den Betroffenen, sondern auch das Umfeld und insbesondere die nahen Angehörigen. Einen Menschen leiden zu sehen, der einem nahe steht, ist schwer. In ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Erkrankung Depression entwickeln Angehörige oft selbst Schuldgefühle oder sogar Ärger über die Erkrankten.

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Für Angehörige ist eine Depression nur schwer mit anzusehen. Oftmals fühlen sie sich hilflos

Bundeswehr/Anna Derr

Angehörige leiden oftmals mit den an Depression erkrankten und fühlen sich meistens überfordert. Dabei versuchen Familie und Freunde häufig, den Erkrankten zu helfen. Wenn der oder die Betroffene dann krankheitsbedingt nicht reagiert, kann es passieren, dass die Angehörigen sich zurückziehen.
Folgende Hinweise können Angehörige im Umgang mit der Erkrankung unterstützen:

Informieren Sie sich über die Erkrankung

Prof. Dr. Ulrich Hegerl ist Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und beantwortet die Wichtigsten Fragen zum Thema Depression

Wichtig ist es für Angehörige, zunächst zu verstehen, was eine Depression ist. Wer Depression nur als eine Reaktion auf schwierige Lebensumstände auffasst, wird Verhaltensweisen des Erkrankten nicht verstehen und möglicherweise falsch interpretieren. Bücher zum Thema Depression oder Webseiten wie www.deutsche-depressionshilfe.de können helfen. So können sie die Schuldgefühle, die Hoffnungslosigkeit und den Rückzug des Erkrankten besser einordnen und es wird deutlich: Bei einer Depression handelt es sich nicht um ein „Nicht-Wollen“, sondern um eine ernsthafte Krankheit, die mit Willensanstrengung allein oft nicht zu überwinden ist.

Organisieren Sie professionelle Hilfe

Ein Mann, eine Frau und ein Kind zeigen mit dem Finger in ein Buch. Dort steht "Erlaubnis zum Fröhlichsein"

Mit professioneller Hilfe lernen depressiv erkrankte Menschen mit ihrer Erkrankung umzugehen

Bundeswehr/Anna Derr

Wie bei allen schweren Krankheiten sollten Angehörige vor allem Sorge tragen, dass der oder die Erkrankte so schnell wie möglich ärztlich untersucht wird, um eine Diagnose und Behandlung zu erhalten. Ergreifen Sie die Initiative und vereinbaren Sie einen Arzttermin. Da depressiv erkrankte Menschen häufig die Schuld für ihr Befinden bei sich selbst suchen, nicht an eine Erkrankung denken und hoffnungslos sind, lehnen sie einen Arztbesuch oft zunächst ab. Auch fehlt vielen Erkrankten die Kraft, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen. Daher ist die Unterstützung der Angehörigen beim Gang zum Arzt oft so wichtig.

Wer ist für die Behandlung zuständig?

Der Facharzt für Depressionen ist der Psychiater, der eine Diagnose stellen und mittels Psychotherapie und/oder Pharmakotherapie behandeln kann. Weiter gibt es die Gruppe der „Psychologischen Psychotherapeuten“ (Psychologen mit einer Spezialausbildung), die keine vollständige Diagnose und keine Pharmakotherapie anbieten können, jedoch eine gute Ausbildung in Psychotherapie haben und wie die Ärzte über die Kassen abrechnen können. Schließlich sind die Hausärzte eine wichtige Anlaufstelle. Die meisten depressiv Erkrankten werden ambulant von Hausärzten behandelt, meist mit Antidepressiva. Da Soldatinnen und Soldaten freie Heilfürsorge genießen ist die jeweilige Truppenärztin, beziehungsweise der Truppenarzt erster Ansprechpartner. Kontaktdaten können Angehörige über die Einheit der oder des Betroffenen oder unter der Telefonnummer +49 800 9726378 erfragen.

Begleiten Sie Erkrankte mit Geduld und Zuversicht

Ein Mann, eine Frau und ein Kind sitzen in einem Park auf einer Decke

Depressiv erkrankte Menschen ziehen sich oftmals aus ihrer Umwelt zurück. Aktivitäten wie ein Familienausflug sind oftmals schon zu viel

Bundeswehr/Anna Derr

Viele depressiv Erkrankte sind verzweifelt, ziehen sie sich von ihrer Umwelt zurück und halten die Behandlung für sinnlos. Erinnern Sie Betroffene daran, dass depressive Krankheitsphasen vorübergehen und ermuntern sie, die Behandlung durchzuhalten. Dabei sollten Sie nicht vergessen, dass Sie nicht für die Heilung zuständig sind und auch nicht schuld an der Erkrankung sind, selbst wenn es Konflikte gegeben hat. Schuld ist die Erkrankung Depression.

Wenn Sie Erkrankte zu Aktivitäten ermuntern, zum Beispiel zu einem kleinen Spaziergang, müssen immer bedenken und akzeptieren, dass diese das vielleicht nicht schaffen können. Für Außenstehende ist das schwer zu verstehen, aber ein schwer depressiv erkrankter Mensch ist oft nicht mehr in der Lage sich selbst richtig zu versorgen.

Auch sollten Sie bedenken, dass in einer Depression keine wichtigen Lebensentscheidungen getroffen werden sollten, da die Realität durch die schwarze Brille der Depression völlig verzerrt wahrgenommen wird. Auch Urlaub machen ist keine gute Idee, da dadurch die Depression nicht weggeht und eine fremde Umgebung den Betroffenen noch zusätzlich belastet.

Wenn Angehörige die Behandlung ablehnen

Wenn offensichtlich erkrankte Angehörige jede Hilfe ablehnen, ist das eine belastende und von quälender Hilflosigkeit geprägte Situation. Die Patientinnen und Patienten glauben aufgrund der Erkrankung, dass sie selbst schuld sind und es ohnehin keine Hilfe gibt. Angehörige und Freunde können dann nur versuchen, immer wieder zu ermuntern, sich doch helfen zu lassen und den Weg zum Arzt erleichtern, beispielsweise in dem sie den Arzttermin vereinbaren und die Erkrankten, wenn gewünscht, begleiten. Besteht der Eindruck einer akuten Lebensgefahr, beispielsweise wenn Erkrankte Suizidabsichten äußern, dann muss auch gegen den Willen der Erkrankten der Rettungsdienst verständigt werden.

Umgang mit suizidgefährdeten Menschen

Suizidgedanken und -impulse (Suizid = lat. Selbsttötung) sind ein sehr häufiges Symptom bei Depression. Sie machen Depression oft zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Menschen mit Depression erleben nicht nur großes Leid, sondern haben auch durch die Erkrankung jegliche Hoffnung verloren. Sie glauben nicht daran, dass ihnen geholfen werden kann und sich ihr Zustand je wieder bessert. Um diesem als unerträglich empfundenen Zustand zu entkommen, wird manchmal der Suizid als einziger Ausweg gesehen.

Alarmzeichen sind

  • Suizidgedanken und -ankündigungen
  • Frühere Suizidversuche
  • Große innere Unruhe und Getriebenheit
  • Eine Depression mit völlig übertriebenen Schuldgefühlen, Krankheitsängsten und Verarmungsängsten („wahnhafte Depression“)
  • Große Hoffnungslosigkeit und Äußerungen wie: „Es hat ja doch alles gar keinen Sinn mehr...“, „Irgendwann muss auch mal Schluss sein...“, „Es muss jetzt was passieren...“ sind bei depressiven Menschen Hinweise auf eine ernste Gefährdung.
  • Viele Menschen möchten vor einem Suizid ihre Angelegenheiten ordnen. Beispielsweise verschenken sie Wertgegenstände, setzen ihr Testament auf oder verabschieden sich von ihren Freunden und Verwandten.

Was können Sie tun?

  • Wenn Sie den Verdacht hegen, dass ein Freund, eine Freundin oder Angehörige suizidgefährdet sind, sollten Sie ihn oder sie in ruhiger und sachlicher Weise darauf ansprechen. Die Befürchtung, man könne dadurch den Suizid erst provozieren, ist falsch. Es kann für einen suizidgefährdeten Menschen eine Entlastung sein, mit einer anderen Person über die quälenden Gedanken sprechen zu können.
  • Ziehen Sie professionelle Hilfe hinzu! Hilfe können Sie beispielsweise bei einem niedergelassenen Arzt/Psychotherapeuten oder in einer Klinik suchen. Erste Ansprechpartner für Soldatinnen und Soldaten sind die jeweiligen Sanitätsversorgungszentren. Kontaktdaten können Sie über die Einheit der oder des Betroffenen oder unter der Telefonnummer +49 800 9726378 erfragen.
  • Zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie für ihn da sind. Übernehmen Sie in der akuten Situation Verantwortung für den anderen. Begleiten Sie die gefährdete Person zum Arzt oder in die Klinik. Nachts kann das die psychiatrische Notfallambulanz sein, aber auch der ärztliche Notdienst.

Wenn ein Mensch unmittelbar von Suizid bedroht ist, er aber in keiner Weise mehr über ein Gespräch erreichbar ist und nicht bereit ist gemeinsam Hilfe aufzusuchen, so sollte zu seinem Schutz der Rettungsdienst verständigt werden. Bitte lassen Sie den betroffenen Menschen bis zum Eintreffen des medizinischen Personals nicht allein.
Das Wichtigste bei akuter Suizidgefährdung ist, Zeit zu gewinnen, da der Wunsch zu sterben fast immer nur ein vorübergehender Zustand ist und auch bei schwierigen Lebenssituationen meist der Lebensmut zurückkehrt.

Kinder psychisch erkrankter Eltern

Ein Mann und ein Kind sitzen an einem Baum und lesen ein Buch

Vor allem für Kinder ist es schwer zu verstehen, wenn ein Elternteil an Depression erkrankt ist

Bundeswehr/Anna Derr

Auch Kindern sollte die Erkrankung der Eltern altersgerecht erklärt werden. Dabei sollten Eltern auch klarstellen, dass die Erkrankung schuld ist, dass Mutter oder Vater gerade traurig sind und nicht etwa die Kinder oder andere Familienangehörige. Kinderbücher für verschiedene Altersgruppen (z.B. „Mamas Monster“, „Papas Seele hat Schnupfen“) unterstützen dabei, die Depression kindgerecht zu erklären. Eltern sollten auch betonen, dass sich Ärztinnen und Ärzte um die Behandlung kümmern und es dem Elternteil hoffentlich bald wieder bessergehen wird. Weitere Informationen und Anlaufstellen für Kinder: www.fideo.de

Informationen und Hilfe finden Angehörige unter:

von Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr 

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