Der lange Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben
Der lange Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben
- Datum:
- Ort:
- Warendorf
- Lesedauer:
- 3 MIN
Eine folgenschwere Erkrankung veränderte das Leben von Oberstabsfeldwebel a. D. Armin W.* Der Familienvater kämpfte sich nach vielen Monaten wieder zurück ins Leben. Dass er heute wieder an diesem aktiv teilhaben kann, verdankt er auch dem Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf.
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Den 5. Mai 2017 wird Oberstabsfeldwebel a.D. Armin W. nicht vergessen. Der heute 55-Jährige startete mit leichten Erkältungssymptomen in den Tag. Doch schnell verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Hohes Fieber und Schüttelfrost folgten. W. ließ sich in ein Krankenhaus fahren, was dann geschah weiß er nicht mehr. Rund vier Wochen später wachte Armin W. aus dem Koma auf. Erst später erfuhr er, dass er dem Tode näher gewesen war als dem Leben. Was ihm nach seiner Komaphase in Erinnerung blieb, waren die vielen schrecklichen Alpträume. Erst nach und nach realisierte der heutige Pensionär, dass sein Körper nicht mehr derselbe war. Durch eine Meningokokkensepsis fehlen ihm beide Unterschenkel. Auch seine Lippen, die Nase und alle Finger mussten entfernt werden.
Ich habe oft gewartet und gehofft, dass alles nur ein schlechter Traum ist.
Unzählige weitere Operationen folgten. Trotz allem war der zweifache Familienvater froh, am Leben zu sein. Was folgte, war ein langer Rehabilitationsprozess mit Höhen und Tiefen. „Nach rund sieben Monaten konnte ich das erste Mal wieder gehen. Das war ein unbeschreibliches Gefühl und ein Riesenerfolg für mich.“ Doch trotz aller Fortschritte war W. immer auf Hilfe angewiesen.
Vorbildliches Verhalten der Vorgesetzten
Während W. noch im Koma lag, schaltete sein Abteilungsleiter im Amt für Heeresentwicklung unverzüglich den Sozialdienst der Bundeswehr ein. So erhielt vor allem seine Ehefrau frühzeitig die nötige Unterstützung. Der Oberstabsfeldwebel gehörte erst seit wenigen Wochen zu der Dienststelle. Doch auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus besuchten die Kameraden aus seiner neuen Dienststelle den schwer gezeichneten Soldaten. „Obwohl sie mich kaum kannten, haben sie mich unterstützt und haben sich vorbildlich verhalten.“ Trotz der Unterstützung seiner Familie und der Bundeswehr haderte W. mit der Situation. Er fühlte sich als Ballast und wollte endlich wieder aktiv teilhaben am Leben.
Neue Hoffnung
Der Bundeswehrsozialdienst stellte den ersten Kontakt zum Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr (ZSportMedBw) her. „Ich wurde in Warendorf herzlich aufgenommen und das Team behandelte mich auf Augenhöhe.“ Bereits am ersten Tag stellte ihm Oberstarzt Dr. Andreas Lison das Team vor, welches sich von nun an um ihn kümmern wird. Für den Leiter des ZSportMedBw bildet dieser Zusammenschluss aus Ärzten, Orthopädietechnikern, Sozialdienst der Bundeswehr, Physiotherapeuten und Psychologen das „Team Respect“.
Das Engagement hat mich sehr berührt und ich fühlte mich endlich geborgen.
Schritt für Schritt führte ihn das „Team Respekt“ zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Die Prothesen wurden individuell angepasst und sein Körper auf Vordermann gebracht. Ein Patientenzimmer ließ das ZSportMedBw so herrichten, dass W. weitestgehend selbstständig zurechtkam. „Das ist für mich gelebte Integration.“ Doch nicht nur körperlich machte W. Fortschritte. „Mit jedem Erfolg wurde ich selbstbewusster und akzeptierte meinen Schicksalsschlag.“
Berufliche Teilhabe
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Er lernte wieder Autofahren und erledigt nun viele Alltagsaufgaben, wie Einkaufen oder Tanken. Doch neben den körperlichen Erfolgen wünschte sich W. auch eine berufliche Teilhabe. „Ich wollte wieder unter Soldaten und Teil der militärischen Gemeinschaft sein.“ Auch hier bemühte sich Dr. Lison um eine Lösung. Mit einer heimatnahen Versetzung konnte der Oberstabsfeldwebel wieder Soldat sein. Denn das ist der heutige Pensionär bis heute aus Leidenschaft. W. ist dankbar für die Unterstützung des „Team Respekt“, die bis heute anhält. Auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft: „Heute bin ich an einer Dose Fisch auf der Stube verzweifelt. Ich habe sie unverrichteter Dinge zurücklassen. Früher hätte mich das in die Verzweiflung getrieben. Heute akzeptiere ich die Situation und frage nach Hilfe.“