Sanitätsdienst
Bündnis gegen Depression

Depression in der Bundeswehr

Depression in der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
0 MIN

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Bekommt ein Soldat oder eine Soldatin die Diagnose Depression bleiben zuerst viele Fragen. Wie geht es mit meiner Karriere weiter und wie erkläre ich das meinen Kindern? Oberstarzt Dr. Gerd-Dieter Willmund, Leitender Arzt der Sektion VI B am Bundeswehrkrankenhaus in Berlin, beantwortet die drängendsten Fragen.

von Dr. Gerd-Dieter Willmund

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5 Fragen an Oberstarzt Dr. Gerd-Dieter Willmund

Sektionsleiter der Sektion VI B am Bundeswehrkrankenhaus in Berlin

Herr Oberstarzt, was bedeutet es für meine Karriere, wenn ich die Diagnose Depression erhalte?

Viele Soldatinnen und Soldaten haben die Befürchtung, dass eine depressive Erkrankung einen Karriereknick einleiten könnte. Diese Befürchtung ist zwar verständlich, aber unberechtigt. Krankheitsphasen oder Krankheitsfolgen dürfen keinen Ausdruck in einer schlechteren Beurteilung finden, mit der wesentlich die weitere Karriere beeinflusst wird. Um beispielsweise in Ruhe eine durchgehende Psychotherapie machen zu können, ist es möglich in Absprache mit dem Personalführer heimatnah auf ein Dienstposten-ähnliches Konstrukt (DPäK) versetzt zu werden. Ziel dieser medizinischen Rehabilitation ist es, danach wieder möglichst vollumfänglich eingesetzt werden zu können. Chronische Krankheitsverläufe können zu langfristigen Einschränkungen der Verwendungsfähigkeit führen. Denn es soll zum Beispiel auch verhindert werden, dass man durch bestimmte Verwendungen einem höheren Risiko für einen Rückfall ausgesetzt wird.

Kann ich mich behandeln lassen und gleichzeitig meinen Dienst ausüben?

Natürlich ist es gerade bei milden Verläufen einer Depression möglich, neben der Behandlung seinen Dienst auszuüben. Manchmal kann es aber medizinisch sinnvoll sein, den Dienst einzuschränken. So wären etwa Schicht- und Wechseldienste wenig sinnvoll, da sich darunter das häufig sowieso gestörte Schlafverhalten weiter verschlimmert und auch die Konzentration am Tag stark leiden kann. Ihre Truppenärztin oder Ihr Truppenarzt findet immer individuelle Lösungen, die den Genesungsprozess fördern. Das kann auch eine vorübergehende Krankschreibung sein. Im Regelfall wird der Dienst aber bei laufender ambulanter Psychotherapie fortgesetzt, wobei die Therapiesitzungen auch als Dienstzeit gelten. Es ist also nicht notwendig, diese nur in die Abendstunden nach Dienst zu legen. Depressionen sind gut behandelbar. Deswegen sollte es mittelfristig möglich sein, nach einer überstandenen depressiven Phase wieder am Dienst teilzuhaben.

Wenn ich nicht selbst betroffen bin, sondern mich um einen Kameraden oder eine Kameradin sorge, die oder der womöglich noch im Rang über mir steht, wie gehe ich damit um?

Auch Vorgesetzte sind Menschen und es ist kein Problem auch seinen Vorgesetzten gegenüber zurückzumelden, dass man sich sorgt. Es mag für die Vorgesetzten schwieriger sein, dies anzunehmen. Trotzdem ist es ein wichtiges Signal, dass Sie für Ihre Vorgesetzten da sind und diese als Kameradin oder Kamerad unterstützen.

Was, wenn die Person sich nicht helfen lassen will?

Es kann passieren, dass sich die angesprochene Person verschließt. Das sollte Sie nicht davon abhalten, Ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen. Viele Betroffene brauchen erst etwas Zeit, um sich einzugestehen, dass sie an einer psychischen Krankheit leiden können. Natürlich kann es für ein verändertes Verhalten eines Kameraden oder einer Kameradin auch andere Erklärungen geben. Sie müssen die Diagnose nicht stellen, sondern vor allem dazu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vermitteln Sie vor allem das Angebot: Ich bin für Sie da, wenn Sie Hilfe brauchen. Sie können in solchen Fällen auch Tipps und Hilfe im psychosozialen Netzwerk, also den Sanitätsversorgungszentren, beim Truppenpsychologischen Dienst, dem Sozialdienst oder der Militärseelsorge bekommen, damit Ihre Kameradin oder Ihr Kamerad unterstützt wird.

Wie erkläre ich meinen, vielleicht noch kleinen Kindern, was eine Depression ist und was ich gerade erlebe?

Jedes Kind muss wissen, dass es nicht schuld ist, dass Mama oder der Papa so traurig ist, sondern die Erkrankung. Es gibt einige gute Kinderbücher für verschiedene Altersgruppen, wie beispielsweise „Mamas Monster“, oder auch „Papas Seele hat Schnupfen“, welche die Eltern zu Hilfe nehmen können, um die Depression kindgerecht zu erklären. Eltern sollten auch betonen, dass sich Ärzte und Ärztinnen um die Behandlung kümmern und es dem Elternteil hoffentlich bald wieder bessergehen wird. Weitere Informationen und Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche sind zu finden unter www.fideo.de