Sanitätsdienst
NATO-Übung

Vigorous Warrior – die multinationale Rettungskette

Vigorous Warrior – die multinationale Rettungskette

Datum:
Ort:
Ungarn
Lesedauer:
3 MIN

Vigorous Warrior, die größte Übung im Bereich der Militärmedizin der Sanitätsdienste der NATO-Länder, ist in Ungarn zu Ende gegangen. Rund 1.600 Teilnehmende aus 35 Nationen haben sie zum Erfolg gebracht. Für den Sanitätsdienst der Bundeswehr war dies Gelegenheit zum Trainieren bekannter Abläufe, aber auch zum Testen von neuen Ansätzen.

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Die Übungsreihe Vigorous Warrior steht für das regelmäßige Trainieren der Rettungskette, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Generalstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann verschaffte sich einen Eindruck von der multinationalen Übung.

Erstmalig fand die wichtige medizinische Übung der NATO wieder in vollem Umfang statt. Bei Vigorous Warrior wirken nationale Rettungssysteme in einem großen Verbundsystem zusammen und stellen so eine multinationale Kette zur Rettung und Versorgung Verwundeter sicher. Pandemiebedingt pausierte die Übung die letzten fünf Jahre und stellte sich zum Comeback gleich einer Herausforderung: Vigorous Warrior wurde mit der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrübung Clean Care kombiniert. ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr- und Sanitätseinheiten in einem multinationalen Umfeld müssen Hand in Hand arbeiten können und von den jeweiligen Besonderheiten des anderen wissen. 

Diese fangen bei der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr bereits bei dem benötigten Material an: umfangreiche Schutzeinrichtungen und -ausrüstung sowie hochsensible Labordiagnostik. Das alles an diesen Ort zu bringen und beide Übungsvorhaben für alle Seiten gewinnbringend zu vereinen: Das gab es in dieser Form zum ersten Mal. Auch wenn die Schnittpunkte beider Fachbereiche klar sind, konnten hier Abläufe nicht nur theoretisch, sondern praktisch geprobt und aufeinander abgestimmt werden.

Brücke von der Wissenschaft zur Anwendung

Mit der feldmäßigen Labordiagnostik durch das Institut für Mikrobiologie konnte deren Forschung und Entwicklung im Einsatz getestet werden. Hiermit sollte eine Brücke gebaut werden von der Wissenschaft hin zur Anwendung. Dabei wurden Erfahrungen aus Auslandseinsätzen eingebracht. Das internationale Interesse an der Laboreinrichtung ist hoch, mittlerweile nutzen auch viele andere Nationen diese Geräte. Daher wäre eine zentralisierte Ausbildung zur Labordiagnostik von Vorteil, wissen die Übungsteilnehmenden zu berichten. 

Mit einer standardisierten Ausbildung könnten so multinationale Teams gebildet werden, um gemeinsam durchhaltefähig zu sein. Das Interesse ist groß: Weitere verbündete Nationen ergriffen die Gelegenheit, sich vor Ort in die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und die technischen Details einarbeiten zu lassen.

Erstmals Nachwuchskräfte dabei

  • Ein Soldat mit einer ABC-Maske steht vor einem Sanitätswagen

    Zum ersten Mal wurde die Übungsreihe Vigorous Warrior mit einer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Bedrohungslage durch die Übung Clean Care verknüpft

    Bundeswehr/Claudia Seidenschwanz
  • Soldaten, teilweise mit ABC-Masken, stehen nebeneinander und reden

    Bei der Abschlussübung konnte innerhalb von Minuten eine Dekontaminationsstrecke aufgebaut werden. Die mit ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Kampmitteln kontaminierten Übungspatientinnen und -patienten konnten so schnell versorgt werden.

    Bundeswehr/Claudia Seidenschwanz
  • Ungarische Soldaten transportieren einen Übungsverletzten auf einer Trage

    Bei der Abschlussübung von Vigorous Warrior zeigten die 35 teilnehmenden Nationen, wie die Zusammenarbeit im Ernstfall funktionieren kann. Ungarische Sanitätskräfte übernehmen hier die Erstversorgung eines verwundeten Kameraden.

    Bundeswehr/Claudia Seidenschwanz
  • Fünf Soldatinnen und Soldaten verschiedener Nationen stehen nebeneinander vor Flaggenmasten

    Generalstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann, Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, besuchte das Kompetenzzentrum der NATO für Militärmedizin in Budapest

    Bundeswehr/Claudia Seidenschwanz
  • Soldaten verschiedener Nationen heben eine Trage in ein Fahrzeug

    Sanitätskräfte aus 35 Nationen bildeten eine multinationale Rettungskette: Von der Erstversorgung und Patiententransport bis hin zur medizinischen Versorgung und Evakuierung aus dem Einsatzland muss jeder Handgriff sitzen.

    Bundeswehr/Claudia Seidenschwanz

Ein weiteres Novum war die Beteiligung von jungen Sanitätsoffizieranwärterinnen und- anwärtern an der Übung. Gerade für die angehenden Ärztinnen und Ärzte der Bundeswehr ist es wichtig, so früh wie möglich die internationale Zusammenarbeit kennenzulernen, Abläufe zu sehen und Erfahrungen mit anderen zu teilen. Sie konnten sich über das Kommando des Sanitätsdienstes der Bundeswehr dafür bewerben und so als Rollenspielerinnen und Rollenspieler teilnehmen. Die Resonanz war durchweg positiv. 

Die Studierenden konnten sowohl Erfahrungen aus Patientensicht sammeln als auch beobachten, wie die anderen Teilnehmenden mit bestimmten Übungsszenarien umgehen. Das ermöglichte ihnen zu beurteilen, was gut funktionierte oder was sie selbst anders machen würden. Definitiv nehmen alle 1.600 Teilnehmenden viele Eindrücke und Erfahrungen für ihre zukünftige Karrieren sowie die multinationale Zusammenarbeit mit. Das Einbinden junger angehender Militärärztinnen und -ärzte in solche Übungen soll keine einmalige Idee gewesen sein, sondern für die Zukunft verstetigt und ausgebaut werden, so Generalstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann, Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr.

Vigorous Warrior ist Teil einer Übungsserie, die 2011 in Ungarn mit fünf Nationen gestartet ist. Seither findet die Übung alle zwei Jahre statt – pandemiebedingt im Jahr 2022 als Planspiel. Ausrichter ist jeweils das in der ungarischen Hauptstadt Budapest beheimatete NATO-Kompetenzzentrum für Militärmedizin (NATO Centre of Excellence for Military Medicine) in enger Zusammenarbeit mit einer Gastgebernation. Die nächste Übungsreihe im Jahr 2026 wird voraussichtlich in Estland stattfinden.

von Claudia Seidenschwanz