Übung Toxic Trip: Leben erhalten vor Dekontamination
Übung Toxic Trip: Leben erhalten vor Dekontamination
- Datum:
- Ort:
- Italien
- Lesedauer:
- 3 MIN
Toxic Trip ist eine jährlich stattfindende multinationale Luftwaffen-ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrübung mit dem Schwerpunkt der Dekontamination von Luftfahrzeugen, Besatzungen und Passagieren. Während dieser Übung werden luftwaffenspezifische Dekontaminations- und Kontaminationskontrollverfahren in Zusammenarbeit mit ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräften und Sanitätskräften geübt.
Die Übung Toxic Trip fand dieses Jahr auf dem Aeroporto Militare in Villafranca di Verona in Italien statt. An der Übung nahmen 764 Teilnehmende aus 15 Nationen teil. Im Mittelpunkt der Übung steht die Dekontamination; sowohl von kontaminierten Soldatinnen und Soldaten als auch von kontaminierten, verwundeten Soldatinnen und Soldaten. Die Systeme der unterschiedlichen Nationen ergänzen sich. Ziel der Übung ist es, sich untereinander auszutauschen und miteinander zu üben.
Landgestützte Patientendekontaminationseinrichtung
Unter Führung des Luftwaffentruppenkommandos nahm das Sanitätslehrregiment aus Feldkirchen mit einer landgestützten Patientendekontaminationseinrichtung teil. Die Einrichtung des Sanitätsdienstes ist elementarer Bestandteil der Übung. Sie gibt den Soldatinnen und Soldaten die Sicherheit, dass auch kontaminierte, verwundete Soldatinnen und Soldaten bestmöglich behandelt werden.
Die 24 Kameradinnen und Kameraden aus Feldkirchen erhielten Unterstützung von drei norwegischen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräften sowie einer französischen Ärztin und einer französischen Krankenschwester. Hauptfeldwebel Thomas Völtl, Notfallsanitäter und stellvertretender Zugführer bei der Patientendekontaminationseinrichtung, erklärt den Ablauf: „Der Patient durchläuft bei uns insgesamt vier Stationen.“ Über ein Schienensystem werden die liegenden Verwundeten von Station zu Station transportiert.
Die vier Stationen
Station 1 ist die Aufnahme und Sichtung: Der Arzt führt die Triage durch und wird von Notfall- und Einsatzsanitätern unterstützt. Pro Station leitet ein Einsatzsanitäter das Team an. An Station 2, Trockendekontamination, werden Ober- und Unterbekleidung entfernt. Bei Station 3, Nassdekontamination, wird der Patient geduscht. So wird ein vorhandener Kampfstoff entfernt. An Station 4 findet die weitere medizinische Versorgung statt.
Ist der Patient stabil, folgt die Übergabe an ein Rettungszentrum oder, wenn vorhanden, ziviles Krankenhaus. Um den Ablauf in der landgestützten Patientendekontaminationseinrichtung so realitätsnah wie möglich darzustellen, sind zwei Ärzte im Team: 0berstabsarzt Johannes Hinterleitner, Truppenarzt aus Ingolstadt, und die Ärztin Emanuelle aus Frankreich.
Lebenserhaltende Maßnahmen vor Dekontamination
Wird ein Patient kontaminiert angeliefert, erfolgt eine schnelle Dekontamination mit Chloramin T. In der Konzentration von zwei Prozent ohne Tenside wird das Mittel auf Wunden, in der Konzentration von zwei Prozent mit Tensid auf der Haut angewendet. Kleidung wird mit einer Konzentration von fünf Prozent behandelt. Danach wird der Algorithmus c-A-B-C-D-E angewendet und die Behandlung kann fortschreiten.
An den Stationen tauschen die Soldatinnen und Soldaten durch. So ist gewährleistet, dass jeder Soldat jeden Arbeitsschritt zu beherrschen lernt. Eine Ausnahme bildet allerdings der Notfallsanitäter am Eingang zur Patientendekontaminationseinrichtung. Dieser tauscht nur mit einem anderen Notfallsanitäter, um den Arzt bestmöglich zu unterstützen.
„Wichtig bei uns ist der Patient! An Station 4 muss er lebend ankommen.“
Die Durchführung von lebenserhaltenden Maßnahmen sei daher ganz besonders wichtig. Kann der Patient nicht atmen, müssen die Ursachen erkannt und die Atemwege gesichtet werden. Notfalls muss beatmet oder auch Sauerstoff gegeben werden. Hat der Patient eine spritzende Blutung, wird diese als allererstes behandelt.
Zusammenarbeit mit Norwegern und Franzosen
Jon-Erik Ascanio, Norwegian Joint Head Quarters Force Protection, unterstützte die deutschen Sanitätskräfte mit zwei Kameraden an Station 2 und 3. Commandant Emanuelle, French Army Health Care, übernahm zusammen mit einer französischen Krankenschwester den Patienten nach der Dekontamination an Station 4 zur weiteren medizinischen Behandlung. Jeder zeigte sich begeistert von der guten Zusammenarbeit mit den deutschen Sanitätern und lobte die Professionalität im Umgang.
Überprüfung, Weiterentwicklung, Unterstützung
Eine Teilnahme an Toxic Trip ermöglicht den Teilnehmenden, mit unterschiedlicher Ausrüstung umzugehen und sich damit vertraut zu machen. Das hilft, die eigenen Vorgehensweisen zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Für die nächste Übung wünscht Hauptfeldwebel Völtl einen Arzt an der Seite, der den Kameradinnen und Kameraden permanent Feedback gibt. Das helfe, sich selbst und die Einrichtung zu verbessern. Im Jahr 2020 wird die Türkei Gastgeber der Übung Toxic Trip sein.