Kasernenstraßen und -platz nach beispielgebenden Menschen im Sanitätsdienst benannt
Kasernenstraßen und -platz nach beispielgebenden Menschen im Sanitätsdienst benannt
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- Ort:
- Koblenz
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Neumark, Broer, Eißing, Pauli - vier Namen von vier besonderen Menschen. Namen von Angehörigen im Sanitätsdienst, die nun in der Falckenstein-Kaserne in Koblenz sichtbar sind. In einer bewegenden Zeremonie benannte der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, drei Kasernenstraßen und den Exerzierplatz um.
„Tradition kann man nicht verordnen, sie muss wachsen.“, lautet das Fazit von Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth in seiner Festrede zur Tradition der Bundeswehr und des Sanitätsdienstes. Dazu sind viele Schritte nötig. Die Diskussion über den richtigen Umgang mit diesem Thema sei jedenfalls noch lange nicht abgeschlossen.
Der Traditionserlass von 2018 nennt den Beitrag der Bundeswehr zum internationalen Krisenmanagement sowie ihre Bewährung in Einsätzen und im Gefecht als zentralen Bezugspunkt ihrer Tradition.
Traditionsbildung durch im Einsatz Gefallene
Gemeinsam mit den geladenen Gästen aus den Reihen der Angehörigen und der Bundeswehr sowie den Vertretern der Stadt Koblenz besuchte der Inspekteur nacheinander die Straßen, die künftig einen traditionswürdigen Namen tragen werden. Zunächst enthüllte er die Oberstabsarzt-Dr.-Broer-Straße. Der damals 33-jährige Mediziner verlor am 15. April 2010 in Afghanistan sein Leben, als sein Sanitätsfahrzeug vom Typ Yak durch feindliches Feuer getroffen wurde.
Es folgte die Widmung der Oberstabsarzt-Dr.-Eißing-Straße, die sich passenderweise direkt an einer seiner ehemaligen Wirkungsstätten, dem Sanitätsversorgungszentrum der Falckenstein-Kaserne, befindet. Die Enthüllung des Straßenschildes konnte Baumgärtner gemeinsam mit der eigens aus Neuseeland angereisten Witwe des Verstorbenen vornehmen, die nach dem Tod ihres Mannes in die neuseeländischen Streitkräfte eingetreten war. Eißing fiel in der UNOMIGUnited Nations Observer Mission in Georgia-Mission in Georgien, wo er als Beobachter für die Vereinten Nationen tätig war. Wie Broer war auch er erst 33 Jahre alt.
Sohn enthüllt die Oberfeldwebel-Pauli-Straße
Der inzwischen erwachsene Sohn des Namensgebers weihte zusammen mit dem Inspekteur die Oberfeldwebel-Pauli-Straße ein. Am 7. Oktober 2010, im gleichen Jahr wie Broer, fiel Pauli im ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz in Afghanistan. Dem Sanitätsfeldwebel wurde seine Hilfsbereitschaft zum Verhängnis. Als er in der afghanischen Provinz Baghlan einen scheinbar verletzten Afghanen medizinisch versorgen wollte, zündete ein Selbstmordattentäter seinen Sprengsatz und riss Pauli und sich selbst mit in den Tod.
Erinnerungskultur: Die erste deutsche Militärärztin
Die Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr können auf eine ganz besondere Konstante zurückblicken: Frauen im Sanitätswesen. Wie weit diese zurückreicht, zeigt die deutsch-jüdische Ärztin Dr. Käthe Neumark, die im Ersten Weltkrieg als erste deutsche Militärärztin in der Geschichte tätig war. Zudem lagen ihr zeitlebens Kinder besonders am Herzen, weshalb sie sich auch in der Kinder- und Jugendmedizin engagierte. Nach 1933 emigrierte sie in die Niederlande, wo sie 1939 starb.
Militärbundesrabbiner Zsolt Balla zitierte in seiner Rede zu Neumark aus dem Buch Kohelet: „Ein guter Name ist besser als Parfüm“. In diesem Sinne sind es die guten Namen und die mit ihnen verbundenen Lebensgeschichten, die bleiben werden. Sie werden Teil unseres kollektiven Gedächtnisses, sie werden Teil einer Tradition und sie werden nicht verfliegen wie der süße Duft eines Parfüms. Zukünftig werden alle militärischen Appelle in der Falckenstein-Kaserne am Dr.-Käthe-Neumark-Platz stattfinden.