Strahlenschäden schneller erkennen und behandeln
Strahlenschäden schneller erkennen und behandeln
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 2 MIN
Apps begleiten uns mittlerweile in fast jedem Lebensbereich. Seien es der schlichte Taschenrechner, oder auch die Analyse unseres Schlafes. Das Institut für Radiobiologie der Bundeswehr in München hat eine App entwickelt, die eine Vorhersage eines lebensbedrohlichen Strahlenschadens innerhalb der ersten drei Tage ermöglicht.
Es ist enorm wichtig, eine Schädigung durch Strahlung schnellstmöglich zu erkennen. Die Heilung einer Patientin oder eines Patienten mit einem Strahlenschaden hängt maßgeblich davon ab, dass die hämatologische Akute Strahlenkrankheit (H-ASK) so früh wie möglich behandelt wird. Das Institut generierte die Algorithmen basierend auf Blutuntersuchungen echter Strahlenunfallopfer, entwickelte Tabellen, und darauf basierend schließlich die neue H-Modul-App, die viel einfacher zu bedienen ist als die Tabellen.
Leicht zu bedienen
Oberstarzt Prof. Dr. Michael Abend, stellvertretender Institutsleiter und Leiter des Fachbereichs für Medizinische Strahlenanalytik, Strahlenhygiene und Radiologische Epidemiologie hat mit seinem Team die H-Modul-App entwickelt. „Wir haben während zweier Übungen festgestellt, dass die Arbeit mit den Tabellen oft verwirrend und umständlich ist. Also haben wir die Tabellen in eine leicht zu bedienende Smartphone-App umgewandelt, die für medizinisches Personal per Download direkt zugänglich ist“, erklärt der Experte.
Blutzellen zählen
Es werden vier Schweregrade der H-ASK unterschieden. Tatsächlich lassen sich die Schweregrade der H-ASK aus Veränderungen des peripheren Blutes wie z.B. sinkenden Lymphozyten und/oder Granulozytenzahlen mit einer gewissen Präzision ableiten. Aus den H-ASK Schweregraden ergeben sich unterschiedliche Prognosen und Behandlungsansätze.
Auswertung in der Praxis
Im Oktober 2019 fand in Paris ein Workshop zum Thema „Triage der Akuten Strahlenkrankheit“ statt. Im Fokus standen dabei eine schnelle Diagnose der Akuten Strahlenkrankheit und die Nutzung von Software-Lösungen für die Diagnose und Behandlung von Patienten mit Strahlenschäden. Die Teilnehmenden identifizierten rein Software-basiert auch mithilfe der H-Modul-App zwischen 93 und 94 Prozent der fiktiven Patienten, die eine stationäre Behandlung benötigten. 200 Fälle konnten in weniger als zwei Stunden korrekt identifiziert werden. Die hohe Trefferquote spricht eindeutig für den Gebrauch solcher Tools.
Gelungener Start
Die H-Modul-App des Münchner Institutes für Radiobiologie trifft genau den Bedarf an einfach zu bedienenden elektronischen Helfern zur Schulung von Personal bei Übungen mit dem Ziel der effektiven Behandlung von Patienten mit einem Strahlenschaden - sowohl im präklinischen als auch im klinischen Umfeld. Sie kann als Download leicht viele Nutzerinnen und Nutzer erreichen und sogar von Personal bedient werden, welches nicht in der Strahlenmedizin ausgebildet ist. Ein echter Vorreiter also.