Frauen im Sanitätsdienst – Teil 3: In der klinischen Versorgung
Frauen im Sanitätsdienst – Teil 3: In der klinischen Versorgung
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
- Lesedauer:
- 5 MIN
Der Dienst an der Waffe ist schon seit langem keine reine Männerdomäne mehr. Fast 24.000 Soldatinnen sind aktuell in der Bundeswehr, von denen 8.000 dem Sanitätsdienst angehören. In einer dreiteiligen Serie erzählen Soldatinnen von ihren Beweggründen zur Bundeswehr zu gehen und geben einen kleinen Einblick in ihren Berufsalltag.
Emma P.: Zivile Pflege im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Die zweifache Mutter ist ein echtes Nordlicht und in Hamburg heimisch. Im Jahr 2013 schloss Emma P. ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ab und sammelte ihre ersten Erfahrungen auf der Intensivstation ihrer Ausbildungsstätte. Im Anschluss arbeitete sie für eine Zeitarbeitsfirma. Dort hörte sie das erste Mal von den sehr guten Arbeitsbedingungen im Krankenhaus der Bundeswehr in Hamburg: „Unter den Zeitarbeitsleuten hatte das Bundeswehrkrankenhaus generell einen hervorragenden Ruf. Doch man kennt es, die Menschen tragen oftmals Gerüchte und subjektive Meinungen umher. Ich habe mich dann 2018 beworben, um mir ein eigenes Bild zu machen und bin seitdem glücklich hier“, erzählt die 31-Jährige.
Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Weiterbildung
„Damals habe ich auf der Intensivstation angefangen und als alleinerziehende Mutter war ich auch privat sehr eingespannt. Die Bundeswehr hat mir daher angeboten, in die Anästhesie zu gehen, weil dort die Zeiten familienfreundlicher sind“, schildert sie sichtlich zufrieden. Dort ist sie in der Anästhesiepflege tätig und kümmert sich im Vorfeld einer Operation beispielsweise um die Kontrolle der Checklisten, bereitet Medikamente vor und „verkabelt“ die Patientinnen und Patienten mit den Vitalzeichenmonitoren. Dafür brauche sie eine gute Beinmuskulatur, denn „Operationen können sich manchmal über Stunden strecken.“, so Emma P.
Besonders das Thema Weiterbildung ist für die Anästhesiepflegerin in Zukunft ein wichtiger Punkt. Auch hier bietet das Bundeswehrkrankenhaus diverse Möglichkeiten: „Ich kann mir gut vorstellen, mich in der Zukunft noch weiterzubilden. Es gibt da beispielsweise die Fachweiterbildung zur Fachintensiv- und Anästhesiefachpflegekraft, welche aber zeitlich durch meine Kinder schwierig umzusetzen ist. Für dieses Jahr habe ich mir die Weiterbildung zur Pain Nurse fest vorgenommen.“
Oberleutnant Melanie S.: Bereichsleitung und stellvertretende Stabszugführerin
Die Wahlberlinerin hat ihre berufliche Heimat am Bundeswehrkrankenhaus Berlin gefunden. Die Entscheidung zur Bundeswehr zu gehen, war für sie vor allem familiengeprägt: „Mein Stiefvater war bei der Bundeswehr und erzählte viel über Werte und Normen. Beispielsweise über Kameradschaft, wenn man sich gegenseitig der immer anhaltenden Unterstützung gewiss sein kann, das Wissen sich auch in Extremsituationen auf sein Team verlassen zu können“, erzählt die zweifache Mutter. Das beeindruckte sie so sehr, dass sie sich schließlich 2005 selbst bei der Bundeswehr bewarb.
Personal im Mittelpunkt
Mit dem Wechsel in die Laufbahn der Offiziere des militärischen Fachdienstes hat sich Melanie S. neuen Herausforderungen gestellt. Diese Weichenstellung ab 2014 beinhaltete unter anderem ein Bachelorstudium für Pflege- und Gesundheitsmanagement: „Das Studium und der darauffolgende Offizierslehrgang haben mich fachlich sowie in meiner sozialen Kompetenz unwahrscheinlich weitergebracht“, berichtet sie stolz. Seit 2019 ist die Offizierin zuständig für die Bereichsleitung der Normal- und High-Care-Station am BwKrhsBundeswehrkrankenhaus. Darüber hinaus ist sie stellvertretende Stabszugführerin der Abteilung XXV Pflegedienst.
„Zu meinen täglichen Aufgaben gehören unter anderem Personalführung des mir unterstellten Bereiches. Das beinhaltet Personaleinsatzplanung, führen von Mitarbeitergesprächen, Erarbeiten von Stellen- und Tätigkeitsbeschreibungen sowie die Teilhabe am Vorstellungs- bzw. Einstellungsprozess. Hinzu kommt die Sicherstellung der Patientenversorgung durch den unterstellten Personalanteil unter Berücksichtigung der gesetzlichen, wissenschaftlich gesicherten fachlichen, wirtschaftlichen und qualitätsrelevanten Erkenntnisse“, so die 36-Jährige über ihre anspruchsvollen Aufgaben im täglichen Dienst.
Blick auf die berufliche Zukunft
Besonders wünscht sich Melanie S., dass die Pflegefachberufe künftig eine höhere Wertschätzung und Anerkennung erfahren und dass die Akademisierung und Professionalisierung der Gesundheitsfachberufe weiter vorangehen: „Im Hinblick unserer derzeitigen Arbeitslage, in Verbindung mit allen politischen Verpflichtungen, sind gerade unsere zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die konstante Stütze der Krankenhäuser,“ berichtet die Offizierin. Damit der tägliche Dienstbetrieb, mit allen militärischen und politischen Funktionen, auf einem hohen Niveau aufrechterhalten werden könne, sei es deshalb zwingend erforderlich die Personalgewinnung und -bindung in beiden Bereichen aufzustocken. Auch persönlich soll es für Oberleutnant S. weitergehen: „Im Juli dieses Jahrs fange ich nebenbei meinen Master im Bereich „Management im Gesundheitswesen“ als Fernstudium an. Ich hoffe natürlich, dass ich den Herausforderungen beruflich, vor allem aber familiär gewachsen bin, da ich für meine Familie natürlich keine zeitlichen Abstriche machen möchte.“
Oberstabsarzt Chantal B.: Truppenarzt im Sanitätsversorgungszentrum
Die 31-jährige Ärztin wusste bereits seit ihrem 14. Lebensjahr, dass Medizin ihre Berufung ist. Ihre Leidenschaft für die Medizin entfachte so richtig durch ein ehrenamtliches Engagement in einer Malteser Katastrophenschutzeinheit und dem heimischen Schulsanitätsdienst. Dadurch kam die Oberstabsarzt auch zum ersten Mal mit der Bundeswehr in Kontakt und informierte sich auf den Karrieremessen über die beruflichen Möglichkeiten im Sanitätsdienst: „Ich habe mich dann mit dem Thema „Bundeswehr“ intensiv auseinandergesetzt. Sprich, welche Verpflichtungen geht man ein? Wie ist die Bundeswehr aktuell aufgestellt und kann ich mir das langfristig vorstellen?“, erinnert sich die junge Mutter. Schließlich bewarb sich Chantal B. und stellte sich 2011 dem Offiziersauswahlverfahren in Köln. Nach der Allgemeinen Grundausbildung folgte das Medizinstudium in Homburg sowie die militärischen Aufbaulehrgänge und eine Tätigkeit im Fachbereich der Neurologie.
Der Hausarzt der Truppe
Aktuell dient die sportbegeisterte Soldatin im Sanitätsversorgungszentrum der Falckenstein-Kaserne Koblenz. „So wie es in der Bundeswehr vorgesehen ist, geht man nach den ersten 24 Monaten der klinischen Weiterbildung auf eine Stelle als Truppenarzt oder auf einer vergleichbare Stelle. Bei mir wurde es eben das Erstere“, erzählt die junge Ärztin. Der Arbeitsalltag eines Truppenarztes ist vielseitig: „Es geht um die gesundheitliche Versorgung der Soldatinnen und Soldaten am Standort, der mit 4.000 Angehörigen sehr groß ist. Sprich, ich ordne für chronisch erkrankte Patientinnen und Patienten Medikamente an, kümmere mich um einen vollumfänglichen Impfschutz oder führe diagnostische Tests zur Einsatzbereitschaft durch„, so die gebürtige Saarbrückerin. Das Aufgabenspektrum sei mit dem eines Hausarztes vergleichbar. Die Sanitätsversorgungszentren der Bundeswehr decken ein breiteres Feld der Gesundheitsversorgung für die anvertrauten Soldatinnen und Soldaten ab. Besonders hervorzuheben sind hierbei beispielsweise auch präventiv-medizinische Maßnahmen zur Förderung beziehungsweise zum Erhalt der Gesundheit und Verwendungsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten.
Die Leidenschaft für Medizin ist bei ihr ungebrochen und bereitet der Offizierin weiterhin viel Freude. Ein beruflicher Aufstieg hat bei Chantal B. ebenso einen hohen Stellenwert. „In knapp drei Jahren soll mich der Weg zurück ans BundeswehrZentralkrankenhaus führen, sodass ich dort noch drei Jahre als Assistenzärztin arbeite. Natürlich steht danach die Facharztprüfung an und im besten Fall auch eine Oberarztstelle“, erläutert sie. In ihrer Freizeit ist die 31-Jährige ihren Wurzeln treu geblieben und arbeitet auch weiterhin im Rettungsdienst als Notärztin. Auch hier kann sich die junge Mutter vorstellen, ihre Fähigkeiten künftig weiter zu vertiefen.