Sanitätsdienst
Kältemedizin

Rettungsdienst am Polarkreis

Bei der Übung Nordic Response begleiten Sanitätskräfte aus Mittenwald und Bischofswiesen die Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23. Bei Unfällen leisten sie schnelle und qualifizierte medizinische Hilfe vor Ort. Gleichzeitig trainieren sie sich selbst im Umgang mit Material und Fahrzeugen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.

Ein Soldat steht auf dem Dach eines Sanitätsfahrzeuges in einer winterlichen Landschaft

Als die 26 Sanitätssoldatinnen und -soldaten Anfang März im norwegischen Alta, rund 300 Kilometer nördlich des Polarkreises, ankommen, liegen schon rund zwei Wochen Ausbildung im Eis hinter ihnen. In dieser Zeit übten sie das Fahren im anspruchsvollen Gelände mit ihren Überschneefahrzeugen und Skidoos und trainierten die Rettungskette unter widrigen Umständen. 

Jetzt steht für die Sanitätskräfte die Übung Nordic Response auf dem Programm. Gemeinsam mit dem norwegischen Sanitätsdienst stellen sie zehn Tage lang den militärischen Rettungsdienst für die übenden Gebirgsjägerinnen und -jäger. Diese trainieren südlich der norwegischen Stadt Alta den Kampf in der Arktis. 

Während die meisten Soldatinnen und Soldaten mit dem Flugzeug nach Alta anreisen, bringt ein Frachtschiff die Fahrzeuge der Übungstruppe zu einem improvisierten Hafen rund 30 Minuten nördlich der Stadt.  

Gemeinsam stark

Die Sanitätskräfte aus Bayern gehören zum Sanitätsversorgungszentrum Mittenwald und zur Sanitätsstaffel Einsatz in Bischofswiesen. „Auch wenn wir aus einem Sanitätsversorgungszentrum und zwei Zügen der Sanitätsstaffel Einsatz kommen, arbeiteten wir aufgrund der gemeinsamen Erfahrungen bei verschiedensten Übungen von Anfang an als perfektes Team“ erklärt Oberfeldarzt Dr. Matthias H., der Leiter des Sanitätsversorgungszentrums. Auf der Übung ist der 43-Jährige der Leitende Sanitätsoffizier, also direkter Ansprechpartner in allen medizinischen Fragen für die Führung der Gebirgsjäger. 

Zwei sogenannte Bewegliche Arzttrupps und fünf Rettungstrupps begleiten während der gesamten Übung die Truppe. Ein Beweglicher Arzttrupp ist die militärische Version eines deutschen Notarztwagens und ein Rettungstrupp entspricht einem Rettungswagen – alle sieben Trupps nutzen eine geschützte Variante des BV 206 Hägglunds mit einer speziellen medizinischen Ausstattung. Außerdem betreiben die Sanitäterinnen und Sanitäter eine Rettungsstation, in der sie Verwundete notfallchirurgisch behandeln und für einen Transport stabilisieren können.

Die Kälte als Feind

Während die Gebirgsjägerinnen und -jäger während der Übung gegen Feindkräfte antreten, ist der Gegner der Sanitätskräfte die Kälte. Im arktischen Klima Nordnorwegens können Verletzte schon bei kleinen Verletzungen unterkühlen oder Erfrierungen davontragen. „Selbst Bagatellverletzungen können so sehr schnell lebensgefährlich werden“, erklärt Oberfeldarzt H., der ehrenamtlich in der Bergrettung in den Alpen tätig ist. 

Wärmeerhalt und wenn möglich Wärmegabe sind daher ein wichtiger Bestandteil, um Verwundete oder Verletzte im Eis zu versorgen. Dazu besitzen die Sanitätskräfte spezielle Ausrüstungen wie eine Decke, die durch eine chemische Reaktion mit der Umgebungsluft Wärme erzeugt.

Zehn Tage werden die bayerischen Sanitäterinnen und Sanitäter in Eis und Schnee integriert in die Gebirgstruppe bereit sein, um ihren Kameraden im Notfall beizustehen. Mit der Truppe, für die Truppe, im Zeichen der Menschlichkeit. 

  • Ein kettenbetriebenes Sanitätsfahrzeug fährt aus einem Schiff

    BV 206 Hägglunds in der Sanitätsvariante kommt im Hafen von Langenes an

    Bundeswehr/ Minh Vu
  • Eine Sanitätssoldatin steht an einem geschützten Sanitätsfahrzeug

    Die Sanitätskräfte bereiten ihre Fahrzeuge für den Marsch ins Übungsgebiet vor

    Bundeswehr/ Minh Vu
  • Mehrere Militärfahrzeuge fahren über eine Brücke

    Entlang der norwegischen Fjorde geht es in der Kolonne vom Hafen in Richtung Alta

    Bundeswehr/ Claas Gärtner
  • Drei Soldaten arbeiten an einem militärischen Sanitätsfahrzeug

    Sanitätskräfte bringen Schneegreifer an den Laufrollen der Fahrzeuge an, um sich besser im Schnee bewegen zu können

    Bundeswehr/ Minh Vu
  • Mehrere Soldaten arbeiten an militärichen Sanitätsfahrzeugen

    Mit Einbruch der Dunkelheit beginnen die Sanitäterinnen und Sanitäter mit dem Aufbau der Rettungsstation

    Bundeswehr/ Minh Vu
  • Mehrere Soldatinnen und Soldaten bauen eine Rettungsstation auf

    Die Kälte macht das Material starr und erschwert den Aufbau

    Bundeswehr/ Minh Vu
  • Mehrere Soldatinnen und Soldaten bereiten ein Zeltlager vor

    Ein sogenannter Beweglicher Arzttrupp richtet sich in der Nähe der Kampftruppe für die Nacht ein

    Bundeswehr/ Minh Vu