Retter im Gefecht
Retter im Gefecht
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 2 MIN
Wenn im Gefecht Verwundete gerettet und versorgt werden müssen, bedeutet das auch für die Sanitätskräfte der Bundeswehr Einsatz unter Gefahr für Leib und Leben. Im zweiwöchigen Lehrgang an der Sanitätsakademie in München werden die Soldatinnen und Soldaten daher auf die Besonderheiten der taktischen Verwundetenversorgung vorbereitet.
Konzentriert sitzen die beiden Notfallsanitäter im Behandlungsraum des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer San, von draußen ist Kampflärm zu hören. Ihre Patrouille ist in einen Hinterhalt geraten. Es gab eine Explosion, das erste Fahrzeug wurde angesprengt und die Truppe befindet sich im Gefecht mit feindlichen Kräften. Sie wissen, es wird höchstwahrscheinlich Verwundete geben und warten am Funkgerät auf ihren Einsatzbefehl. „Was jetzt zählt, ist nicht nur, dass auf medizinischer Ebene schnell die Handgriffe sitzen müssen, sondern dass auch aus militärischer und taktischer Sicht richtig gehandelt wird“, macht Hörsaalleiter Oberleutnant Marco Bachetzky deutlich.
Sanitätsdienst im Militär
Nach Abschluss ihrer dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter bekommen die Sanitätsfeldwebel in München die Grundlagen der taktischen Verwundetenversorgung vermittelt - die Anforderungen gehen hierbei über das rein medizinische Handwerk hinaus. „In der ersten Woche werden nochmal die Punkte aus den Bereichen Medizin und Medikamentenkunde, aber auch Recht und Einsatztaktik wiederholt, sowie klassische Skilltrainings, wie beispielsweise Zugänge legen, richtiges Woundpacking, oder die Entlastungspunktion durchgeführt“, erklärt der Hörsaalleiter.
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Für die anschließende Praxis haben die Ausbilder verschiedene Übungsszenarien und -lagen vorbereitet, bei denen sich die Soldaten an den Grundsätzen des TCCCTactical Combat Casualty Care (Tactical Combat Casualty Care), also der Verwundetenversorgung im Gefecht, orientieren müssen. Ein besonderes Augenmerk wird zudem auf die Thematik MASCALMass Casualty (Mass Casualty), also eine Großschadenslage mit vielen Verletzten, gelegt. Hier müssen die Notfallsanitäter aufgrund der zu geringen medizinischen Kapazität je nach Schwere der Verletzung entscheiden, welchem Verwundeten zuerst und in welchem Umfang geholfen wird.
Volle Konzentration
Zurück im Boxer: Der Funkspruch ist eingegangen, die Truppe hat Verletzte zu beklagen, welche evakuiert werden müssen. Bevor sie die Luke öffnen, vergewissern sich die Notfallsanitäter der Lage im Umfeld. Aktuell kein direkter Feindkontakt, die Rettung kann beginnen. Beim Patienten angekommen, beginnen die Helfer direkt mit den ersten Maßnahmen. Schwerpunktmäßig wird der Verwundete in dieser Phase vor allem nach großflächigen Blutungen, die lebensbedrohlich sind und einem Abtransport entgegenstehen würden, untersucht und entsprechend behandelt.
Im Szenario hat der Verwundete durch eine Granate eine Hand verloren, schnell wird mit einem Tourniquet die Blutung gestoppt. Nach der ausführlichen Suche nach Blutungen, dem sogenannten „Blood Sweep“ und abgearbeitetem cABCDE-Schema wird der Patient schließlich für den Weitertransport vorbereitet. Kleine Schrammen und nicht lebensbedrohliche Verletzungen werden hintenangestellt, Priorität ist es, das Gefechtsfeld so schnell wie möglich zu verlassen und im Fahrzeug sowie in der nächsthöheren Sanitätseinrichtung erweiterte Maßnahmen durchführen zu können.
Zeitfenster für eine Rettung
Als Richtlinien für die Überlebenschancen eines Verwundeten gelten die sogenannten „platinum 5 minutes“ sowie die „golden hour“. Innerhalb dieser Zeitfenster sollten im Optimalfall die orientierende Erstuntersuchung beziehungsweise die qualifizierte Weiterbehandlung erfolgt sein. Bachetzky ist zufrieden: „Schnell und sauber gearbeitet, die richtigen Maßnahmen ergriffen und taktisch klug vorgegangen, so muss es sein!“