Sanitätsdienst
Kältemedizin

Medizin bei Minusgraden

Medizin bei Minusgraden

Datum:
Ort:
Norwegen
Lesedauer:
0 MIN

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Bei der Übung Nordic Response begleiten Sanitätskräfte aus Mittenwald die Übungstruppe. Sie leisten bei Unfällen schnell qualifizierte medizinische Hilfe. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt stellen dabei eine besondere Herausforderung dar, erläutert Oberfeldarzt Dr. Matthias H., Leiter des Sanitätsversorgungszentrums in Mittenwald.  

3 Fragen an Oberfeldarzt Dr. Matthias H.

Ein Soldat in einer winterlichen Landschaft. Im Hintergrund mehrere Sanitätsfahrzeuge.
Bundeswehr/ Minh Vu

Welche Besonderheiten hat die medizinische Versorgung im arktischen Klima?

Ein Soldat in einer winterlichen Landschaft. Im Hintergrund mehrere Sanitätsfahrzeuge.

Anders als in Deutschland ist hier im Norden Norwegens ist der Wärmeerhalt besonders wichtig. Stellen Sie sich vor, ein Gebirgsjäger ist auf Patrouille gestürzt und liegt jetzt mit Schmerzen im Schnee. Trotz warmer Kleidung kann so jemand innerhalb von kurzer Zeit stark auskühlen, bis es lebensgefährlich wird. Bei einer Körpertemperatur unter 30 Grad Celsius können Herzrhythmusstörungen auftreten, zwischen 20 und 30 Grad Celsius droht Kammerflimmern. Die Unterkühlung oder medizinisch Hypothermie führte in vergangenen militärischen Konflikten in kalten Regionen zu ähnlichen Verlustraten wie durch Waffenwirkung.

Welche Besonderheiten hat die medizinische Versorgung im arktischen Klima?

Ein Soldat in einer winterlichen Landschaft. Im Hintergrund mehrere Sanitätsfahrzeuge.

Zum einen müssen wir die Kampftruppe für das Thema sensibilisieren. In Eis und Schnee muss jeder auf jeden und speziell auf erste Anzeichen von Unterkühlungen oder Erfrierungen achten. Wärmeerhalt ist zudem ein wichtiger Bestandteil der Selbst- und Kameradenhilfe. Zum anderen erfordert eine Behandlung bei Minusgraden ein spezifisches medizinisches Wissen. So verringert sich beispielsweise die Gerinnung, also die körpereigene Fähigkeit zur Blutstillung, bei einer Unterkühlung. Auch wirken bestimmte Medikamente weniger oder gar nicht, wenn der Patient eine niedrige Körpertemperatur hat. Konkret heißt das, dass wir zum Beispiel unser standardisiertes xABCDE-Schema aus dem Rettungsdienst anpassen müssen, da dem Wärmeerhalt oder der Wärmegabe ein wesentlich höherer Stellenwert zukommt – also Blutstillung, Atmung dann Wärmeerhalt. Sonst können selbst Bagatellverletzungen tödlich enden.

Wird dazu eine besondere Ausrüstung benötigt?

Ein Soldat in einer winterlichen Landschaft. Im Hintergrund mehrere Sanitätsfahrzeuge.

Mit unseren Fahrzeugen wie dem BV 206 können wir die Gebirgsjäger auch in abgelegene Einsatzräume begleiten und sind also da, wo wir gebraucht werden. Das heißt aber auch, dass wir oftmals weit weg sind von fester Infrastruktur, also beispielsweise dem nächsten Krankenhaus. Unsere Ausrüstung ist also darauf ausgelegt, dass wir Patienten auch über längere Zeiträume betreuen können. Zum anderen haben wir spezielle Materialien für den Wärmeerhalt. Dazu gehört eine Art isolierter Schlafsack, in dem wir Patienten aber weiter behandeln und transportieren können. Oder eine Decke, die bei Kontakt mit Luft durch eine chemische Reaktion Wärme produziert. Dies ist mittlerweile Standard bei unserer Ausrüstung.

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