Lissabon: Als Notfallsanitäter auf der Intensivstation
Lissabon: Als Notfallsanitäter auf der Intensivstation
- Datum:
- Ort:
- Lissabon
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Seit über sieben Jahren kennen sich die beiden Notfallsanitäter Hauptfeldwebel Jan Brückmann und Oberfeldwebel Marius Kopmann. Vor wenigen Tagen erhielten sie zusammen mit 24 weiteren Angehörigen des Bundeswehrsanitätsdienstes den Befehl, kurzfristig am Corona-Pandemieeinsatz in Portugal teilzunehmen.
Brückmann und Kopmann sind beim Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst „Ostfriesland“ (Kommando SESSchnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst) im niedersächsischen Leer stationiert. Die personellen und materiellen Ressourcen des Verbandes können schnell abgerufen und weltweit eingesetzt werden. Für die beiden Sanitätssoldaten sei der Einsatzbefehl ein wenig überraschend gekommen. Nur wenige Stunden Vorlauf stellten die beiden Familienväter durchaus vor eine organisatorische Herausforderung. Verglichen mit ihren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Auslandseinsätzen für enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence) in Litauen blieb fast keine Vorbereitungszeit.
Es überwog aber der Stolz, den europäischen Freunden helfen zu können. Von der multinationalen Zusammenarbeit im Einsatz kennen beide den Wert gegenseitiger Unterstützung unter Verbündeten. Darüber hinaus waren beide vergangenes Jahr in der Corona-Amtshilfe in Deutschland eingesetzt. „Mir war sofort bewusst, wie wichtig die Mission ist. Bei schweren Krankheitsverläufen zählt jede Stunde. Da wollte ich meinen Beitrag leisten, wenn ich gebraucht werde.“ betont Kopmann rückblickend.
Schichtdienst: Helfen im Hintergrund
Zu den Aufgaben in Lissabon gehört für Brückmann die Unterstützung der Anästhesie-Intensivmediziner: „Während der zwölfstündigen Schichten reichen wir Material zu, bereiten Medikamente vor, entnehmen Blut oder wechseln Perfusionsspritzen. Im Grunde stehen wir immer bereit, wenn am Patienten schnell etwas benötigt wird.“ Kopmann erläutert den Tagesablauf: „Auf der Corona-Intensivstation beginnen wir unseren Schichtdienst mit der Übernahme von Patienten und Station. Anschließend folgt der Bettenplatzcheck: Zustand des Patienten, Geräte- und Füllmengenkontrolle, Blutentnahme und -analyse. Das dauert jeweils knapp eine Stunde.“ Bei fünf bis sechs Patienten sei die halbe Schicht schnell vorbei. Am meisten Zeit benötige hierbei das sorgfältige An- und Ablegen der individuellen Schutzbekleidung vor Betreten des Patientenzimmers. Mit Pflege und Waschen des Patienten, Vorbereiten oder Nachbestellen des Verbrauchsmaterials, nehmen die restliche Dienstzeit bis zur Schichtübergabe in Anspruch.
Vom Rettungswagen zur Corona-Intensivstation
Das Arbeitsumfeld einer Corona-Intensivstation in Lissabon war für die beiden Feldwebel ungewohnt. Brückmann musste sich auf die Arbeit am Patienten einstellen, denn „Intensivmedizinische und pflegerische Tätigkeiten kommen bei unserer eigentlichen Arbeit in der Notfallaufnahme oder im Rettungswagen selten vor“. Zuhause und im Einsatz steht der geschützte Verwundetentransport für die beiden im Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit. Kopmann ergänzt: „Als Rettungstrupp auf einem Sanitätsboxer die Kampftruppe zu begleiten, ist schon deutlich anders.“
Persönliches Engagement schweißt zusammen
Besonders erfreulich sei für Kopmann, wie schnell sich das Team zusammengefunden habe. „Es half, dass wir die Kameraden aus Leer kompanieweise auf die drei Schichtteams der Station verteilt haben.“ Binnen weniger Tage seien die Schichtmannschaften fast unzertrennlich geworden. Missen möchte die persönliche und fachliche Erfahrung dieser Hilfsmission keiner der beiden Feldwebel. Kopmann weiß, dass die intensivmedizinischen Kenntnisse ihm nicht nur für kommende Auslandseinsätze nützlich sein werden: „Gerade jetzt werden wir Bundeswehrsanitäter unverändert oft auch zur Amtshilfe auf Intensivstationen eingesetzt.“